Zwei Jahre nach dem Aus für die BORBECKER

Eine Stimme für den Stadtteil bleibt wichtig

0 28.08.2020

BORBECK. Heute vor genau zwei Jahren: Gedrängel im Borbecker Bahnhof, dicht besetzte Stuhlreihen und Streuselkuchen wie auf einer Beerdigung. Am 28. August 2018 luden der Bürger- und Verkehrsverein Borbeck e.V. (BBVV) und der Kultur-Historische Verein Borbeck e.V. zum „Redaktionsschluss“. Rund 180 Menschen fanden sich ein zum Abschiednehmen und Dankesagen – drei Tage vor dem endgültigen Aus für die BORBECKER NACHRICHTEN.

Standing ovations im Bahnhof Borbeck

Die Homepage des BBVV berichtete am 29. August 2018 im Wortlaut: „... Bei den Standing Ovations für die Mitglieder der Redaktion und die freien Mitarbeiter war sie ganz zu spüren: Die große Dankbarkeit, das tiefe Vertrauen, die feste, anhängliche Verbundenheit mit einem außergewöhnlichen Medium, das Generationen begleitete, das vernetzte, informierte, kommentierte. Mit einer hohen Verlässlichkeit, einer eigenständigen, klaren, aber immer den Menschen zugewandten Haltung, einem von Herausgeber Walter Wimmer geprägten Profil von echtem Hand- und Kopfwerk, das in großer Nähe zu den Dingen des Alltags stand, das aber weit mehr erreichte: Einen Status, der hoch über allen Debatten um „Lügenpresse“, Käuflichkeit, fehlende mediale Unabhängigkeit oder mangelndes journalistisches Ethos stand. Und weit über allen beredten Erwägungen um die Entwicklung der Branche, der Technik oder der Rendite. Damit waren die Leser die Zeitung selbst – ein wechselseitiges Verhältnis auf Augenhöhe, das sich wohl die meisten Medien nur wünschen können.“


Es war ein bewegender Abschied. Vor der letzten Ausgabe luden der Kultur-Historische Verein Borbeck e.V. und der Bürger- und Verkehrsverein Borbeck e.V. gemeinsam am Dienstag, 28. August, zum „Redaktionsschluss“. Beim Abschied und Dank fanden sich rund 180 Menschen in der Vorhalle des Bahnhofs Borbeck ein.

„Borbeck braucht sein Forum“

Auch beim letzten Arbeitstag am 31. August 2018 gab es damals in der Redaktion der BORBECKER NACHRICHTEN an der Vinckestraße einiges Drängeln auf den schmalen Fluren: Viele nutzten die Chance, noch einmal persönlich zu danken - Leserinnen und Leser, Abonnenten und Freunde der traditionsreichen Zeitung, die just zum letzten Mal erschienen war. Und „durchaus machten sich im Publikum verärgerte Stimmen Luft“, kommentierte der Bericht des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins: Doch das Unausweichliche „erfordere auch neuen Optimismus: Borbeck brauche Alternativen, brauche sein Forum, die Möglichkeit zum Austausch, zur Kommunikation und Vernetzung. Insbesondere im sozialen und kulturellen Bereich suche man neuen Schulterschluss, wolle man sich an die Öffentlichkeit wenden, werben und zugleich deutlich machen: Jeder und jede ist wichtig, wird mit seinen und ihren Talenten gebraucht - im Dienst eines lebenswerten Stadtteils mit all seinen Ressourcen, die sich in neuer Weise bemerkbar machen und wirksam werden müssen.“


Impressionen vom letzten Arbeitstag in der Redaktion der BORBECKER NACHRICHTEN an der Ecke Vinckestraße. Dem ausgefallenen 70-jährigen Bestehen der Zeitung widmete borbeck.de Anfang April 2019 eine Sonderseite.

„Stück Heimat ging verloren“

Dies alles sei auch zwei Jahre danach noch in frischer Erinnerung“, kommentierte jetzt die BBVV-Vorsitzende Susanne Asche auf der Homepage des Vereins. „Mit der letzten Ausgabe am 31. August 2018 endete die fast 70-jährige Tradition der zeitweilig auflagenstärksten lokalen Wochenzeitung in Deutschlands“, schreibt sie in ihrem Beitrag, der gestern erschienen ist. „Auch wenn der Niedergang angesichts abnehmender Abonnentenzahlen und der bewusst betriebenen Konkurrenz der kostenlosen Verteilblätter absehbar war, ging mit der Einstellung der „Borbecker“ für viele Leserinnen und Leser ein Stück Heimat verloren. War doch das Wochenblatt ein Sprachrohr des Borbecker Stadtteillebens und Forum für Meinungsbildung, Familiengeschichten, Vereine und Erinnerungen!“ Es bleibe die bittere Feststellung, dass man den BORBECKER NACHRICHTEN nach der Übernahme durch die Funke Medien Gruppe „nie eine echte Chance gegeben habe, sich auf dem veränderten Medienmarkt zu behaupten“.

Stimme für die Stadtteile sein

Doch sei der Verlust der Stadtteilzeitung nur ein Teil von Veränderungen, die das Mittelzentrum Borbeck bis heute zu verkraften hat, erklärt die BBVV-Vorsitzende: „Umso wichtiger für den Zusammenhalt erscheint ein gemeinsames örtliches Kommunikationsmedium, das über alle Ereignisse und Belange des Zusammenlebens in Borbeck aktuell informiert und den Stadtteilen eine Stimme verleiht“, so Susanne Asche und verwies darauf, dass „seit nunmehr fast 20 Monaten ... die ehrenamtliche Online-Plattform borbeck.de diese Aufgabe“ übernehme.

Die gemeinsame Initiative für das ehrenamtliches Gemeinschaftsprojekt ergriffen damals der Borbecker Bürger- und Verkehrsverein (BBVV), der Initiativkreis Centrum Borbeck (CeBo), der Kultur-Historische Verein Borbeck e.V. (KHV) und die Borbecker Werbeagentur PPR. personality partner GmbH. Bis heute mit „rundum positiver“ Resonanz: Wie die Web-Statistik für „borbeck.de“ in der Gesamtübersicht seit Februar 2019 ausweise, generierten inzwischen mehr als 130.000 unterschiedliche Besucher weit über 200.000 Seitenansichten – „ein tolles, selbst die Macher überraschendes Ergebnis“. Zudem fänden sich neben der Homepage alle Beiträge auch immer umgehend sofort auf dem Facebook-Auftritt, den der BBVV mit dem Kürzel @unsereborbecker bereits vor dem Ende für die BORBECKER NACHRICHTEN eingerichtet hatte.

„Wir können alle Akteure in Borbeck nur einladen, die Plattformen zu nutzen und zu einem lebendigen Internet-Forum beizutragen“, freute sich Susanne Asche über die Entwicklung, die das gemeinsame Projekt genommen hat. Anregungen und Hinweise nimmt die Redaktion immer dankbar entgegen. Es reicht eine Mail an redaktion@borbeck.de.

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