Zwölf SPD-Ortsvereine befürchten "blinden Fleck" in der Notfallversorgung

Brandbrief an den Aufsichtsrat der Contilia-Gruppe

0 04.08.2020

Borbeck, Essener Norden. Mit einem offenen Brief wenden sich sämtliche SPD-Ortsvereine des Essener Nordens, also auch alle Ortsvereine aus dem Großaum Borbeck, und der Unterbezirks Essen an den Aufsichtsrat der Contilia-Gruppe. Die SPD-Vorsitzenden befürchten einen Kahlschlag in der hiesigen Gesundheitsversorgung und bitten die Mitglieder des Aufsichtsrats um Unterstützung beim Versuch, die Schließung der Krankenhäuser im Essener Norden noch abzuwenden.

Borbeck.de bringt das Schreiben Wort für Wort:

"An
seine Exzellenz Bischof Lic. Dr. Franz-Josef Overbeck
Herrn Dr. Thomas Stauder
Herrn Bernd Tönjes
Herrn Peter Weingarten
als Vertreter des Aufsichtsrates der Contilia-Gruppe
Eure Exzellenz, sehr geehrte Herren,
als Vertreter der SPD-Ortsvereine im Essener Norden sind wir derzeit voller Sorge über die Entwicklung der Krankenhauslandschaft im Norden unserer Stadt.

Nach mehreren Planänderungen bleibt von den einst ambitionierten Plänen nun fast nichts mehr übrig. Vielmehr droht ein radikales Zusammenstreichen der Gesundheitsversorgung mit dem ersatzlosen Wegfall zahlreicher medizinischer Fachbereiche.

Gemeinsam mit der überragenden Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger verstehen wir nicht, wie es zu derart drastischen Kehrtwenden innerhalb kürzester Zeit kommen kann. Wichtige Fachversorgungsbereiche, die in den von der Schließung bedrohten Krankenhäusern abgedeckt werden, fielen dann für den gesamten Essener Norden weg. Es müssten für die Versorgung nun deutlich längere Wege in Kauf genommen werden, da zum Beispiel die Urologie, die Onkologie, die Geburtshilfe und die Gynäkologie fehlen werden.

Dies stellt für Menschen, die es jetzt schon nicht gerade einfach haben, eine weitere Belastung dar. Ebenso dramatisch ist der zu erwartende Zusammenbruch der medizinischen Notfallversorgung. Ein Rettungsnetz, in welchem jeder in akuter Not befindliche Mensch innerhalb der lebensrettenden sieben Minuten sicher vom Notarzt erreicht und in stationäre Notfallambulanzen verbracht werden kann, wird aus rein ökonomischen Erwägungen heraus zerstört.

Die Folge: Ein blinder Fleck medizinischer Notfallmedizin innerhalb der Stadtgrenzen von Essen entsteht. In sozial weniger gutsituierten Ortsteilen von Essen wird den Bürgerinnen und Bürgern damit die Angst über eine nicht mehr gegebene ortsnahe Krankenhausversorgung zugemutet – und das auch noch mitten in einer globalen Pandemie von bisher ungekanntem Ausmaß. Für den Besuch kranker Angehöriger und Freunde müssen bald Strecken in entfernte Krankenhäuser im Essener Süden oder Westen absolviert werden.

Ein nicht kleiner Teil des Gesundungsprozesses ist schließlich auch die familiäre und freundschaftliche Unterstützung durch Anteilnahme. Große Sorgen bereitet uns zudem der drohende Verlust hunderter Arbeitsplätze durch die ersatzlosen Klinikschließungen. Dies betrifft neben dem Personal in Medizin und Pflegebereich vor allem zahlreiche Dienstleisterinnen und Dienstleister wie Küchenpersonal, Gärtnerinnen und Gärtner, Reinigungskräfte oder Fahrdienste, für die es keinerlei gesicherte Perspektive gibt. Wir können es nicht hinnehmen, dass diese Menschen sich selbst überlassen werden sollen.

In der Zeitung konnten wir erfahren, dass es ein Angebot eines Wettbewerbers gegeben hat, das Grundstück für den Neubau des Marienhospitals zu erwerben und dort auch ein neues Krankenhaus bauen zu wollen. Warum wurde dieses Angebot nicht angenommen? Deshalb stellt sich die SPD insbesondere im Essener Norden gegen die derzeitigen Pläne der Contilia-Gruppe und damit gegen einen Kahlschlag in der Krankenhausversorgung in einem ganzen Stadtbereich. Wir fordern die Contilia-Gruppe auf, keine Fakten zu schaffen und ein breites, exzellentes und zukunftsfestes medizinisches Angebot zu errichten. Da Sie einen nicht ganz unerheblichen Einfluss auf die Vorhaben der ContiliaGruppe haben, bitten wir Sie um Unterstützung in dieser Sache. Wir wissen, dass Ihnen die Menschen im Essener Norden nicht egal sind und hoffen, dass Sie uns in diesen Tagen nicht allein lassen.

Wir stehen als SPD im Essener Norden jederzeit für Gespräche bereit.

Mit freundlichen Grüßen,
Jens Gröne, komm. Vorsitzender Unterbezirksausschuss der SPD Essen
Jürgen Garnitz, Vorsitzender SPD-Ortsverein Altenessen
Peter Lübben, Vorsitzender SPD-Ortsverein Bergeborbeck
Norman Einig, Vorsitzender SPD-Ortsverein Bochold
Marcus Schütz, Vorsitzender SPD-Ortsverein Borbeck
Thomas Osterholt, Vorsitzender SPD-Ortsverein Dellwig
Dirk Busch, Vorsitzender SPD-Ortsverein Frintrop
Hans-Werner Nitz, Vorsitzender SPD-Ortsverein Gerschede
Michael Schwamborn, Vorsitzender SPD-Ortsverein Karnap
Heike Brandherm, Vorsitzende SPD-Ortsverein Katernberg-Schonnebeck
Angelika Weihnacht, Vorsitzende SPD-Ortsverein Schönebeck/Bedingrade
Matthias Blackert, Vorsitzender SPD-Ortsverein Stoppenberg
Detlef Schliffke, Vorsitzender SPD-Ortsverein Vogelheim"

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