Weihnachtskrippen aus der Dionysius-Kirche

BORBECK. „Wer kennt sie noch, die Weihnachtskrippen aus der Dionysius-Kirche?“, schrieb uns Heinz Kreul in diesen Tagen an die Redaktion. Der „Weidkämper“, der sich seit vielen Jahren aktiv mit der Geschichte der Pfarrei beschäftigt, baute mit seinem Team am Donnerstag die aktuelle Weihnachtsszene auf. Seinem Schreiben legte er einige Bilder bei, die mehrere Weihnachtskrippen zeigen. Viele Generationen haben die Figuren nun immer wieder jedes Jahr in neuer Landschaft und Gewandung gesehen. Jetzt darf man sicher gespannt sein, wie sich die Krippe in diesem Jahr präsentiert.

Beeindruckend ist die Aufnahme aus dem Jahr 1943 – diese Krippe fiel den Bombenangriffen auf das Ruhrgebiet zum Opfer, die auch die Kirche spätestens beim Großangriff vom 24./25. Oktober 1944 zu einer Ruine machten. Lediglich der Turm und die Mariengrotte blieben damals fast unzerstört.

Ein weiteres Foto, das auf 1960 datiert ist, zeigt ganz neue und auch mehr Figuren vor einem Vorhang: Das Arrangement mit den Königen in prächtigen Gewändern und zwei Paaren in bäuerlicher Tracht, die sich ganz auf das stehende Jesuskind richten, verraten viel künstlerisches Geschick.

Ganz neu arrangiert finden sich die Figuren Anfang der 1970er Jahre: Nach der Datierung hat Malermeister Franz Hartmann die Szenerie vor eine Großstadtkulisse mit Borbecker Motiven gestellt. Schlote und ein Förderturm sind zu sehen, die Kirchtürme wie der von St. Dionysius rechts können sich kaum noch zwischen den Hochhäusern behaupten. Ein stiller Kommentar zu den überschießenden Visionen der Stadtplaner dieser Zeit?

Knapp 50 Jahre später ist der Stall das vorherrschende Motiv für den Hintergrund. Die Figuren sind immer noch dieselben wie nach dem Krieg: Der große Esel ist Jahre zuvor durch einen mächtigen Ochsen und zwei Schafe ergänzt, Maria und Josef, zwei Engel und Hirten in aufgelockerter Gruppe finden sich um das Jesuskind in der Krippe arrangiert, ein angedeuteter Weg führt dorthin. Der Blick der Personen richtet sich auch auf die Betrachter und bezieht sie direkt ins Geschehen ein. Und eine neugierige kleine Maus hat sich auch ins Stallgebälk gesetzt.

C. Beckmann

Mehr:

Aus der Pfarrchronik über die Angriffe vom 23. und 25. Oktober 1944, Auszüge aus der Pfarrchronik von St. Dionysius (1939-1945). In: Borbecker Beiträge 1/1995, S. 6-11.

Borbeck in Trümmern, 16.10.2023, https://www.borbeck.de/blog-details/borbeck-im-truemmern.html

Vor 75 Jahren: Borbeck in Trümmern. Der Krieg geht zu Ende, C. Beckmann, 11.10.2019, https://www.borbeck.de/nachrichten-details/vor-75-jahren-borbeck-in-tr%c3%bcmmern.html