Was für ein Spiel!

RWE zwingt den HSV im Pokal in die Verlängerung

0 14.08.2023

Was für ein Spiel! Nach einer jederzeit mitreißenden und packenden Partie über mehr als 120 Minuten musste sich Rot-Weiss Essen dem Hamburger SV erst nach Verlängerung 3:4 geschlagen geben. Die Mannschaft von RWE-Trainer Christoph Dabrowski bot dem favorisierten Spitzenteam der 2. Bundesliga über die gesamte Spielzeit die Stirn, hatte aber nicht das nötige Matchglück auf ihrer Seite. Vor 18.800 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Hafenstraße gingen die Gäste schon während der regulären Spielzeit durch Bakery Jatta (37./54.) und Robert Glatzel (66.) dreimal in Führung. Die Rot-Weissen schlugen aber durch Torben Müsel (42.), Moussa Doumbouya (56.) und Lucas Brumme (83.) immer wieder zurück. Erst auf das 3:4, das Laszlo Benes (117.) erzielte, hatten die Rot-Weissen keine Antwort mehr. So resümierte RWE-Coach Dabrowski nach Abpfiff: „Wir sind brutal enttäuscht, weil wir dem HSV alles abverlangt und nicht viele Torchancen zugelassen haben. Auf die Leistung können wir stolz sein! Darauf möchten wir aufbauen.“ Die Fans, die für eine sensationelle Stimmung an der Hafenstraße gesorgt hatten, bewiesen nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) ein feines Gespür. Sie feierten ihre Mannschaft trotz der Niederlage lautstark und völlig zu Recht.

Im Vergleich zum Auftaktspiel in der Liga beim Halleschen FC (1:2) nahm Christoph Dabrowski nur eine Veränderung in seiner Anfangsformation vor. Für Thomas Eisfeld begann Felix Götze. Er lief allerdings nicht im defensiven Mittelfeld neben Neuzugang Vinko Sapina auf, sondern in der neuformierten Dreier-Abwehrkette neben Felix Bastians und José-Enrique Rios Alonso. Neben dem früheren Verler Sapina gaben auch Linksverteidiger Lucas Brumme, Linksaußen Marvin Obuz und Mittelstürmer Moussa Doumbouya jeweils von Beginn an ihr Pflichtspiel-Heimdebüt für RWE an der Hafenstraße.

Weiterhin zuschauen mussten dagegen Ekin Celebi (Leistenprobleme), Nils Kaiser (Innenbandanriss), Aaron Manu (Achillessehnenreizung) und Sandro Plechaty (Knieprobleme). Außerdem war Cedric Harenbrock (muskuläre Probleme) nicht dabei, nachdem er wenige Tage zuvor das Training abbrechen musste.

Beim HSV stand Matheo Raab für Stammtorhüter Daniel Heuer Fernandes im Kasten. Dazu brachte Trainer Tim Walter mit Bakery Jatta, Jean-Luc Dompé, Miro Muheim und Elijah Krahn auch vier neue Feldspieler. Der Ex-Dortmunder Immanuel Pherai fehlte wegen muskulärer Probleme ebenso wie William Mikelbrencis (Muskelverletzung im Hüftbereich), Ludovit Reis (Kapselverletzung in der Schulter), Sebastian Schonlau (Wadenprobleme), Anssi Suhonen (Wadenbeinanbruch) und Mario Vuskovic (Dopingsperre).

Torben Müsel kontert HSV-Führung per Freistoß

Bei einer phantastischen Atmosphäre an der Hafenstraße entwickelte sich von Beginn an eine intensive Begegnung, zunächst mit leichten Vorteilen für die Gäste, die mehr Ballbesitz und auch die erste gute Tormöglichkeit hatten. Ein Kopfball von Levin Öztunali, Enkel von HSV-Legende Uwe Seeler, ging aber über das Tor. Auf der Gegenseite kam Rechtsverteidiger Andreas Wiegel von der Strafraumgrenze zum Abschluss, wurde aber im letzten Moment noch geblockt.

Nach 18 Minuten hatten die RWE erstmals den Torschrei auf den Lippen. Angreifer Isaiah Young profitierte von einem kapitalen Fehlpass der Hamburger im Spielaufbau und hatte plötzlich recht freie Bahn in Richtung HSV-Tor. Sein Schuss landete jedoch am Außennetz. Nur wenige Minuten später flankte Lucas Brumme von der linken Seite und fand in der Mitte Moussa Doumbouya. Dessen direkter Abschluss war leider ein wenig zu hoch angesetzt.

Sehr aufmerksam agierte in der Essener Abwehrkette Felix Bastians, der unter anderem Hamburgs Mittelstürmer Robert Glatzel in letzter Sekunde den Ball vom Fuß spitzelte. Torhüter Jakob Golz musste gegen seinen Heimatverein, bei dem er zehn Jahre lang ausgebildet worden war, dagegen erst in der 36. Minute richtig eingreifen, als er einen Flachschuss von Laszlo Benes aus dem Eck fischte. Wenige Sekunden später war Golz jedoch machtlos, als Bakery Jatta (37.) einen Ballverlust von José-Enrique Rios Alonso am eigenen Strafraum eiskalt ausnutzte und zur glücklichen 1:0-Führung der Gäste traf.

Die Rot-Weissen hatten jedoch eine schnelle Reaktion parat. Felix Bastians war bei einem energischen „Ausflug“ in die gegnerische Hälfte nur durch ein Foul zu stoppen. Torben Müsel (42.) verwandelte den fälligen Freistoß zum umjubelten 1:1. Der Ball flog genau durch die HSV-Mauer und landete im linken unteren Eck. Mit diesem Ergebnis ging es in die Kabinen.

Offener Schlagabtausch – RWE kommt immer zurück

Die zweite Halbzeit begann ohne personelle Veränderungen, aber direkt mit der nächsten RWE-Chance. Nach starker Vorarbeit von Marvin Obuz zog „Isi“ Young mit links ab, scheiterte aber an HSV-Torhüter Matheo Raab. Im Gegenzug hatten die Rot-Weissen Glück, dass Robert Glatzel nach einer Linksflanke von Jean-Luc Dompé per Kopfball nur die Latte traf.

Innerhalb von nur zwei Minuten „klingelte“ es dann auf beiden Seiten. Erst nutzte erneut Bakery Jatta (54.) einen Ballverlust von Felix Bastians am eigenen Strafraum zum 1:2, dann drückte Moussa Doumbouya (56.) eine Hereingabe von Andreas Wiegel von der rechten Seite wuchtig zum 2:2 ins Netz. Es war sein erster Pflichtspiel-Treffer im RWE-Trikot.

Die Partie wurde immer mehr zu einem offenen Schlagabtausch, in dem die Rot-Weissen dann durch eine unglückliche Aktion erneut in Rückstand gerieten. Ein Schussversuch wurde mehrfach abgefälscht und fiel Robert Glatzel im Sturmzentrum plötzlich vor die Füße. Aus kurzer Entfernung hatte der Angreifer keine Mühe – 2:3 (66.).

Unmittelbar dem Rückstand brachte RWE-Trainer Christoph Dabrowski mit Leonardo Vonic (für Marvin Obuz) einen frischen Angreifer. Zu Beginn der Schlussphase kamen dann auch Thomas Eisfeld (für Torben Müsel) und Ron Berlinski (für José-Enrique Rios Alonso). Rot-Weiss stellte damit auf eine Viererkette in der Hintermannschaft um war noch offensiver ausgerichtet.

Das sollte sich auszahlen. Im Anschluss an einen Eckball legte der gerade erst eingewechselte Thomas Eisfeld maßgerecht für Lucas Brumme auf, der per Kopfball zum 3:3 (83.) erfolgreich war. „Isi“ Young hatte kurz danach sogar noch die große Chance zum Siegtreffer, verzog jedoch knapp. Deshalb ging es in die Verlängerung.

Leonardo Vonic scheitert knapp – Laszlo Benes trifft

Die ersten vielversprechenden Aktionen in der „Extratime“ hatten die Rot-Weissen durch Leonardo Vonic und Lucas Brumme, kamen aber nicht richtig zum Abschluss. Angetrieben von den Fans hielt RWE weiter voll dagegen und ließ in dieser Phase nur noch einige gefährliche HSV-Aktionen zu. Einen gefährlichen Freistoß von Laszlo Benes aus 20 Metern fischte Jakob Golz kurz vor der Pause der Verlängerung aus dem Winkel.

Für die letzten 15 Minuten der Partie ersetzte Neuzugang Eric Voufack auf der rechten Abwehrseite Andreas Wiegel. Nur wenig später hatte Felix Bastians nach einer frechen Freistoßvorlage von Thomas Eisfeld die Chance zum 4:3, wurde aber noch im letzten Moment bedrängt und konnte den Ball deshalb nicht auf das Tor bringen. Auch Leonardo Vonic hätte nach einer weiten Flanke von Eric Voufack durchaus den entscheidenden Treffer erzielen können, scheiterte aber an Matheo Raab.

In den Schlussminuten kam U 19-Talent Yan Marcos Friessner Montas zu seinem Profidebüt, löste den angeschlagenen Moussa Doumbouya ab. Unmittelbar danach fiel der vierte HSV-Treffer. Laszlo Benes zog aus etwa 18 Metern ab und überwand Jakob Golz, der noch mit den Fingern am Ball war, zum 3:4 (117.). Eine herausragende Leistung und ein großer Kampf der Rot-Weissen wurde letztlich nicht mit dem Weiterkommen belohnt.

Zur ungewohnten Anstoßzeit gegen FC Erzgebirge Aue

Nach dem Pokal-Hit gegen den HSV steht für RWE in einer Woche auch das erste Liga-Heimspiel der Saison auf dem Programm. Zur ungewohnten Anstoßzeit am Sonntag, 20. August, um 19.30 Uhr stellt sich der FC Erzgebirge Aue im Stadion an der Hafenstraße vor.

Danach geht es für das Dabrowski-Team Schlag auf Schlag weiter. Im Rahmen der ersten „Englischen Woche“ geht es am Mittwoch, 23. August, ab 19.00 Uhr zum FC Viktoria Köln. Am folgenden Sonntag, 27. August, kommt es gegen den Aufsteiger SC Preußen Münster zu einem weiteren West-Duell. Erneut geht es um 19.30 Uhr los.

 

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 4 und 6.