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0 04.08.2024
Es war ein Festtag an der Hafenstraße. Der erste Deutsche Meister der neu gegründeten Fußballbundesliga war gekommen, um einem Mann die Ehre zu erweisen, der nicht nur für seinen Herzensverein Rot-Weiss Essen über ein halbes Jahrhundert wirkte, sondern gemeinsam mit dem Kölner Präsidenten und Nationaltrainer Sepp Herberger auch einer der entschiedensten Förderer und Befürworter zur Einführung einer einheitlichen Fußballeliteliga gewesen war. Ein bleibendes Andenken sollte Vereinsgründer Georg Melches nun mit der Umbenennung des Stadions an der Hafenstraße in Georg-Melches-Stadion am 05. August 1964 gesetzt werden. (Bild oben: Der Schriftzug „Georg-Melches-Stadion“ an der alten Haupttribüne.)
„Der Verein und auch dieses Sportgelände waren sein Lebenswerk. Beides ist ein Zeugnis von einer mehr als 50jährigen selbstlosen Arbeit für den Verein und für den Sport allgemein. Es zu erhalten, soll unsere Aufgabe sein. In seinem Sinn werden wir weiterarbeiten“, erklärte der 1. Vorsitzende Ernst Ruhkamp (NRZ vom 06.08.64).
Zahlreiche Vertreter der Stadt, von Parteien - an der Spitze NRW-Innenminister Willy Weyer, zugleich Vizepräsident des deutschen Sportbundes und Vorsitzender des Landessportbundes -, aus der Wirtschaft und Industrie saßen auf der 1957 eingeweihten Haupttribüne, die das jahrzehntelange Schaffen von Georg Melches krönte. Die Ehrengäste drückten so ihre Verbundenheit aus, die Essens Oberbürgermeister Nieswandt mit der Hoffnung verband, „dass Georg Melches dem Essener Sport und den Rot-Weissen ein bleibendes Vorbild bleibe.“
NRZ-Journalist Günther Mielke schrieb: „Diese Tribüne war sein Werk, genau wie die damalige Meisterelf, im Großen sein Werk. 70cm große Buchstaben aus 2 A-Stahl werden ihn nie vergessen lassen. Von heute an heißt das Stadion der Rot-Weissen „Georg-Melches-Stadion“.
Zur Umbenennung in Georg-Melches-Stadion spielte ab 18.00 Uhr zunächst mit verkürzter Spielzeit die Meistermannschaft der Rot-Weissen von 1955 gegen ein Alte-Herren-Mixed Team aus 1. FC Köln und Bayer Leverkusen. „Dreh- und Angelpunkt war genau wie damals Penny Islacker. Er schoss auch das goldene Tor“, schrieb die NRZ zum 1:0-Erfolg.
Es folgte die feierliche Umbenennung und anschließend kam es zum Duell der rot-weissen Zweitligamannschaft aus der Regionalliga West gegen den frischgekürten ersten deutschen Bundesliga-Meister 1. FC Köln. Die Domstädter traten gleich mit acht zum Kader der deutschen Nationalmannschaft gehörenden Spieler an. Der Spielberichterstatter schrieb begeistert: „Und was dann folgte waren 90 Minuten großartige Fußballkunst.“ Der Bergeborbecker Zweitligist zeigte gegen den frisch gekürten Deutschen Meister aus Köln eins seiner besten Spiele seit Jahren. „Das 2:2 war ein gerechter Ausgang“.
Das Andenken an Georg Melches wäre trotz der guten Vorsätze zweimal fast in Vergessenheit geraten. Im Jahre 1989 lief die Grabbelegungszeit auf dem evangelischen Friedhof aus. Der damalige RWE-Geschäftsführer Paul Nikelski rief in letzter Sekunde einen Förderverein ins Leben, der die Grabstätte für die nächsten 30 Jahre absicherte. Dann, im Jahr 2017, eine ähnliche Situation. Wie sollte es nach Ablauf der Belegungszeit mit der Grabstätte weitergehen? Verwandte gab es keine. Jetzt wurde die 2012 sich aus Protest gegen den Abriss der Haupttribüne formierte GMS-Initiative aktiv. Sie sorgte dafür, dass die Grabstätte erhalten blieb und RWE-Fans heute sogar auf der Rückseite der Grabstätte der Familie Melches auf dem Georg-Melches-Urnengrabfeld oder „Feld 1907“ mit einem Sargbegräbnis ihre letzte Ruhestätte finden können. Eine Verbundenheit, die also über den Tod hinaushält.
Auch in Deutschlands einzigem Freilichtmuseum „Kleine Gruga“ sowie im neuen Stadion an der Hafenstraße ist Georg Melches an vielen Stellen präsent. Der Schriftzug Georg-Melches-Stadion von 1964 ist noch erhalten, wurde während des Abrisses des alten Stadions von der GMS-Initiative gesichert und der Jugendberufshilfe aufgearbeitet und ziert nun den Beginn des Museumspfads „Kleine Gruga“.
Georg Schrepper
Heute befindet sich der Schriftzug im Freilichtmuseum „Kleine Gruga“.
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