Von der Zeitung zum Online-Portal

Ein Jahr nach dem Aus für die Borbecker

0 02.09.2019

BORBECK. „Immer noch schade“, kommentierte Wolfgang Zimmermann, „Das finde ich auch“, meinte Ute Schmidt auf der Facebookseite von www.borbeck.de. Und Jörg Poser berichtete: „Die letzte liegt bei mir wohlbehütet im Aktenschrank.“ Gemeint ist die letzte Ausgabe der BORBECKER NACHRICHTEN (BN). Denn als sie vor genau einem Jahr am 31. August 2018 zum letzten Mal erschien, war klar: Es wird sie nie mehr wieder in Borbeck geben, die Zeitung. Es war unwiderruflich das Aus.

Viele Erinnerungen zum Jahrestag

Wer sich nun auf die Einladung des neuen Borbecker Internetportals ein Jahr danach zum Thema äußerte, verband immer noch viele Erinnerungen mit den frisch-lokalen Druckseiten: „Traurig, aber nachdem die Borbecker immer dünner und der Borbeck Kurier immer dicker wurde, war das Ende absehbar“, schrieb Ingrid Meier. Und sie ließ auch den Herausgeber nicht unerwähnt: „Ich habe Herrn Wimmer noch kennen lernen dürfen, als er über die BN Unterbringungsmöglichkeiten für ausländische Fotografen suchte. Zum Dank hatte er uns alle zum Essen in ein Restaurant eingeladen“.

Gabi Watnu kommentierte: „Ja, schade. Bin damit aufgewachsen und vermisse die Borbecker“ - eine Meinung, die auch Coray Cobe teilte: „Borbecker Nachrichten - das ist für mich eine schöne Erinnerung an meine Kindheit: Damals lebte ich in Werden und war oft zu Besuch bei meiner Oma in Gerschede. Dort lag immer ein Exemplar dieser Zeitung. Und schon als Kind habe ich sie sehr gerne gelesen. Ich war sehr traurig als sie eingestellt wurde.“

„Betrübt ob des schnellen Abgangs“

Selbst wer - wie Marc Real - nicht mehr in Borbeck wohnte, bedauerte ihr Ende: „Bei uns zu Hause in Bochold wurden immer selbstverständlich die Borbecker Nachrichten gelesen, um alle Neuigkeiten aus der Nachbarschaft zu erhalten. Auch nach dem Wegzug ins Ruhrtal vor mittlerweile dreizehn Jahren habe ich mir regelmäßig die BN geholt, um Artikel aus der alten Heimat zu lesen. Ein lieber Freund hat mir die letzten Ausgaben mitgebracht und ich bin immer noch betrübt ob des schnellen Abgangs dieser lokaljournalistischen Blüte. Nach der Übernahme durch die WAZ hielt ich es allerdings für absehbar. Schade darum. Wer weiß, wie lange das Wimmer-Schwesterblatt in Werden noch durchhält?“

Auch Stella Brömel hielt mit ihrer Haltung nicht hinter dem Berg: „Natürlich hab ich auch noch ein Exemplar der letzten BN! Ich finde es jammerschade, dass sie so enden musste, kann aber nicht beurteilen, ob das vielleicht einfach dem Lauf der Zeiten geschuldet ist. Allerdings warte ich nun mit Spannung darauf, wann endlich auch diese kostenlosen Pseudo-´Zeitungen´, gegen die ich mich mit einem Aufkleber am Briefkasten wehren muss, verschwinden!! Wäre wirklich allein aus Umweltschutzgründen schon schön, wenn dieser Müll vermieden würde!!!“

Vertraute Rubriken wieder da

Wer nun hin und wieder Gast auf den Seiten von www.borbeck.de ist, wird vor allem zwei Rubriken wiedergefunden haben, die bereits schon BN-Lesern nur allzu vertraut waren: „Was da kreucht und fleugt“ ist die eine überschrieben – ein regelmäßiger traditionsreicher Eintrag in der BN, der vom unvergessenen Paul Freres begründet worden war. Als er mit seinen Streifzügen durch die heimische Flora und Fauna den Lesern die Augen und Ohren für Natur und Umwelt öffnete, war vom heute überall präsenten Megathema Ökologie und Klima oft nur in Anfängen die Rede. Umso mehr ein Grund, über die großen Fragen in diesem Zusammenhang auch heute die kleinen Beobachtungen am Wegesrand nicht zu vergessen.

Auch die zweite Rubrik hat ihr treues Publikum behalten: Der „Bummel mit Monica“. Fast 30 Mal hat sie die Leser nun schon auf www.borbeck.de zu ihren Spaziergängen eingeladen. Mit einem anderen, einem sehr persönlichen, liebevollen und zugleich kritischen Blick auf Begebenheiten des Alltags. Ihr aktueller Beitrag kommt an der Erinnerung an die papierne Ausgabe nicht vorbei: „Was? Schon ein Jahr um? Kaum zu glauben“, erklärt sie darin, „das Jahr ist wie im Sauseschritt vergangen. `Tempus fugit´, sagt der alte Lateiner oder die alte Lateinerin und übersetzt es mit `Die Zeit rast´.“ Doch zugleich gelte auch: „Die Zeit heilt alles.“ Sie selbst sei „mopsfidel“ und habe die Schreibmaschine gegen eine Tastatur ausgetauscht, zeigt sich Monica zuversichtlich: „... und bummelt mal mehr, mal weniger, aber hoffentlich noch lange mit Ihnen und Euch auf borbeck.de durch die Weltgeschichte“.

Blick zurück und voraus

Auch für die Initiatoren des Internetportals www.borbeck.de war jetzt der Jahrestag der letzten „BORBECKER“ Grund genug für einen Rückblick. „Ein Jahr danach tut es immer noch weh“, erklärte Susanne Asche. „Trotz des Neuanfangs online mit Borbeck.de und `Unseren neuen Borbecker Nachrichten` mit der ganzen Palette hochaktueller Informationen und eindrücklichen Bildern“, so die Vorsitzende des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins, BBVV).

Sie und der BBVV hatten sich nach dem Ende für die BORBECKER NACHRICHTEN mit Klaudia Ortkemper (Vorsitzende des Initiativkreises Centrum Borbeck (CeBo), Jürgen Becker und Andreas Koerner (Kultur-Historischer Verein Borbeck e.V.), und vielen anderen Aktiven aus den Vereinen mit dem Förderverein Schloß Borbeck e.V. zusammengesetzt. Sie wollten den Verlust des lokalen Mediums nicht auf sich beruhen lassen und machten sich bereits im Herbst 2018 für ein neues Online-Projekt stark, das mit einem ersten Facebook-Auftritt startete und ihm den Namen "Unsere Borbecker" gab.

Seit dem Valentinstag, 14. Februar 2019, ist www.borbeck.de nun präsent und kontinuierlich wächst die Zahl der Artikel. „Dank an die Ehrenamtler, die jetzt schon über ein halbes Jahr, Tag für Tag, exakt an 209 Tagen bis heute, hier das Borbecker Leben abbilden“, schrieb Susanne Asche in einem Kommentar auf die Rubrik „Bummel mit Monica“ vom 31. August:

„Dank an Monica, die uns weiterhin Woche für Woche an ihren Ausflügen durch Borbeck und ihren Gedanken dazu teilhaben lässt. Dank der Rubrik „Was da kreucht und fleugt“, die uns geblieben ist und mit dem Vorteil digitaler Fotos fast noch schöner geworden ist, dank der umfassenden Nachrichten aus Stadt und Stadtteil!“

Analog oder digital ...

Natürlich: Das Lesen im Internet ist anders. Ganz anders. Ob am heimischen PC oder auf dem Tablet oder Smartphone. Wischen statt Blättern – für viele ist das neu. Auch Susanne Asche erging es nicht anders:

„Doch die Zeitung fehlt, das Blättern in den verschiedenen Seiten, das noch einmal Nachlesen der vielen Geschichten und Geschichtchen, das Ausschneiden und Bewahren von bemerkenswerten Artikeln und Serien, das jede Woche mit Spannung gelesene Forum der Leserbriefe, ein Borbecker Meinungsbild. Das analoge Erlebnis ist ein anderes, aber um Monika aufzugreifen, „tempora mutantur et nos mutamur in illis“ – „Die Zeiten ändern sich und wir in ihnen“, so die BBVV-Vorsitzende.

Zu einem großen Anliegen, das vor einem Jahr viele Gemüter erregte, hatte sie zugleich eine gute Nachricht:

„Gut, dass das Archiv der Borbecker Nachrichten im Stadtarchiv und die Bilder in Zukunft in der Fotosammlung des Ruhr Museums für alle Interessierten abrufbar sind und unser Borbecker Gedächtnis so nicht verloren geht.“

Ihre Meinung ist gerne gefragt. Wie immer als Kommentar unten auf der Seite oder per E-Mail an: redaktion@borbeck.de.

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