„Vom Telegramm zur WhatsApp“

Borbecker Erzähl-Café in der Alten Cuesterey

0 12.06.2019

BORBECK. „Ich freue mich immer noch viel mehr über handgeschriebene Zeilen zu den Festtagen als über eine kurze Mail“, gab eine Besucherin des Erzähl-Cafés am 4. Juni die Meinung vieler Anwesender wieder. Denn dort stand ein spannendes Thema auf der Tagesordnung: Es ging in der Alten Cuesterey um „Kommunikationsmittel früher und heute".

Im Gegensatz zu früheren Zeiten sind handgeschriebene Briefe und Karten heute eher die Ausnahme. Es gab damals mehr persönliche Kontakte, und die „Schneckenpost“ brauchte ihre Zeit. Sollte es schnell gehen, wurde ein Telegramm aufgegeben, das meistens nicht Gutes bedeutete. Ein positives Beispiel hatte Moderatorin Regina Pfeiffer mitgebracht: ein Schmucktelegramm an ihre Familie anlässlich ihrer Geburt. Ein jüngerer Besucher des Erzähl-Cafés, der mit viel Herzblut seit 20 Jahren historische Postkarten - besonders aus Borbeck - sammelt, hatte ausgewählte vergrößerte Exemplare mitgebracht, mit denen er das Thema veranschaulichte (www.essen-historisch.de).

Bereits im Eingangsbereich hatte Teammitglied Waltraud Armbrust mit einer Collage auf die modernen Kommunikationsformen hingewiesen. Heutzutage wird jede Kleinigkeit gepostet und gelikt, das Smartphone und die ständige Erreichbarkeit sind ein Muss. „Heut´ ist man zu erreichen bei Tag und bei Nacht, die Technik hat den Menschen gläsern gemacht. Trotz aller Technik ist eines doch klar: das persönliche Gespräch ist einfach unverzichtbar“, dichtete Teammitglied Anni Jacobs auf der Tischvorlage.

Zwar gaben viele an, das Smartphone für den Notfall zu haben und es u.a. für Bus- und Bahnverbindungen zu verwenden, aber viele bedauerten auch, dass Unterhaltungen bei Familienfeiern zugunsten der ständigen Smartphone-Nutzung zurückgingen. Das ehemalige Teammitglied Leni Lüke aus Kevelaer appellierte in einem Brief an die Besucherinnen und Besucher, öfter das direkte Gespräch zu suchen und auch Bekannten und Verwandten wieder einmal zu schreiben, denn: „Wer schreibt, der bleibt“. Eine Besucherin, die in der JVA arbeitet, wies drauf hin, dass Strafgefangene nicht telefonieren, sondern nur schreiben dürfen und sich über jede Post freuen würden. Auch an andere Kommunikationsformen wurde erinnert, wie Brieftauben oder die Grüße an Seeleute über die Kurzwelle, die immer sehr ans Herz gingen.

Ein Telefon war früher ein Luxusartikel, für den in vielen Familien das Geld fehlte. „Wir haben uns mit den Nachbarn zu drei Parteien ein Telefon geteilt, was aber den Hausfrieden nachhaltig störte, nach einem halben Jahr war der Traum vorbei“, berichtete das ehemalige Teammitglied Norbert Ocklenburg.

Gemeinsam gesungene Lieder zum Thema wie „Hoch auf dem gelben Wagen“ durften an diesem kommunikativen Nachmittag auch nicht fehlen.

Das nächste Borbecker Erzähl-Café des Caritasverbandes für die Stadt Essen findet am 6. August 2019 statt, dann steht das Thema „Einkaufen gestern und heute“ auf dem Programm.

Frederike Johanning-Fischer, OCV Essen

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