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0 29.06.2022
ALTENDORF/BORBECK. Wie bereits am 26. Juni berichtet, kam es am Samstag (25. Juni) zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung auf der Altendorfer Straße an der laut Anrufer und Zeugen mehrere hundert Personen beteiligt gewesen sein sollen. Eine Vielzahl der überwiegend männlichen Beteiligten hat Verbindungen ins Clanmilieu.
Die Polizei-Pressestelle hat nun eine Chronologie der Ereignisse zusammengestellt. Neuster Vorfall am Mittwoch, 29. Juni, 2 Uhr nachts auf dem Borbecker Platz.
In der Chronologie heißt es Wort für Wort:
Die Polizei Essen bekämpft in der BAO Aktionsplan Clan (APC) seit knapp 4 Jahren intensiv die Clankriminalität und arbeitet hierbei eng mit den Netzwerkpartnern von u.a. Staatsanwaltschaft, Kommunen, Finanzverwaltung, Zoll, Bundespolizei und Bezirksregierung zusammen.
Durch die intensive Netzwerkarbeit kam es in den letzten 2 Jahren zu keinen vergleichbaren Auseinandersetzungen im Clanmilieu.
Die gemeinsame Netzwerkarbeit mit unseren Partnern hat eine spürbare Verbesserung der vergangenen Situation herbeigeführt. Dennoch ist uns allen bewusst, dass wir zur Bekämpfung dieser besonderen Kriminalitätsform einen langen Atem brauchen werden und sich solche Gewaltausbrüche nie absolut verhindern lassen.
Im Folgenden finden Sie eine chronologische Abfolge der bisherigen polizeilichen Ermittlungen.
Samstag, 25. Juni
Im Verlaufe dieser Auseinandersetzung wurde ein 30-jähriger Mann mit syrischer und türkischer Staatsangehörigkeit durch einen Stich in den Hals zunächst lebensgefährlich verletzt. Er wurde einem Krankenhaus zugeführt und operiert. Er ist ansprechbar und außer Lebensgefahr.
Im Rahmen dieses Einsatzes, erhielten die Einsatzkräfte vor Ort Hinweise auf eine Wohnung an der Oberdorfstraße, in die eine Vielzahl von Personen geflüchtet sein sollten.
Als die Einsatzkräfte diesem Hinweis nachgingen, stießen sie auf ca. 40 Personen in einer Wohnung, die sich zunächst absolut unkooperativ zeigten. Mit Unterstützung von Kräften der Einsatzhundertschaft, die im Rahmen des Präsenzkonzeptes der BAO APC bereits im Dienst waren, konnten diese Personen schließlich zur friedlichen Mitwirkung bewegt und anschließend überprüft werden.
Unter diesen ca. 40 Personen hielt sich auch ein weiterer 30-jähriger Mann auf, der Schnittverletzungen aufwies, die ambulant behandelt werden mussten. Da gegen den Mann bereits ein Haftbefehl vorlag und er eines Raubes verdächtigt wird, wurde er nach seiner Behandlung festgenommen und in eine Justizvollzugsanstalt überstellt.
Die genaue Beteiligung der knapp 40 Personen an der Auseinandersetzung ist Gegenstand der Ermittlungen.
Durch eine Vielzahl von Platzverweisen und Gefährderansprachen konnte die Situation vor Ort zunächst beruhigt werden.
Im Rahmen der ersten Ermittlungen vor Ort konnten eindeutige Bezüge zu bekannten Clanfamilien hergestellt werden. Die Ermittlungen wurden daher durch die Spezialisten der BAO APC übernommen.
Sonntag, 26. Juni
Am Sonntag wurden wie gewohnt Präsenzmaßnahmen von Kräften der BAO APC im Bereich der Altendorfer Straße durchgeführt. Hierbei konnten unsere Kolleginnen und Kollegen immer wieder Personenansammlungen von bis zu 30 Personen über den Tag verteilt feststellen. Diese Gruppen wurden gezielt angesprochen und überprüft.
Gegen 19:30 Uhr kam es plötzlich zu einer erneuten Auseinandersetzung an einer zu diesem Zeitpunkt polizeilich unbeobachteten Stelle an der Haskenstraße. Ca. 100 Personen schlugen und traten aufeinander ein. Hierbei wurden drei Personen leicht verletzt.
Es wurden erneut mehrere Platzverweise ausgesprochen und zwei Rädelsführer (19j, 20j, beide ungeklärte Staatsangehörigkeit) in Gewahrsam genommen, was zu einer schnellen Beruhigung der Situation führte.
Montag, 27. Juni
Auch an diesem Tag führte die Einsatzhundertschaft, wie bereits in den Wochen und Monaten zuvor, konzeptentsprechende Präsenzstreifen zur Bekämpfung der Clankriminalität im Stadtgebiet durch.
In den Abendstunden kontrollierten Beamte der Polizeiwache Altenessen mit Unterstützung von Kräften der Einsatzhundertschaft und eines Diensthundeführers einen 1er BMW auf der Körnerstraße. Hierbei trafen sie auf vier junge Männer (deutsch 17j, deutsch 18j, deutsch-türkisch 18j, deutsch 20j) die Clanbezüge aufwiesen.
In dem Fahrzeug fanden die Beamten diverse Schlagwerkzeuge, Messer, Macheten und einen Elektroschocker. Die Gegenstände wurden sichergestellt. Während die drei Volljährigen ihre Nacht im Polizeigewahrsam verbrachten, wurde der 17-Jährige seinen Eltern übergeben.
Dienstag, 28. Juni
Dienstagabend erhielt die Polizei Essen Kenntnis davon, dass ein sogenannter „Friedensrichter“ zur Beilegung des Konflikts durch die beiden beteiligten Familienclans eingeschaltet worden sein sollte.
Die Polizei Essen duldet keine Paralleljustiz und lehnt den Einsatz sogenannter „Friedensrichter“ kategorisch ab. Diese „Friedensrichter“ missachten wissentlich das Rechtssystem unseres Staates.
Mit dem Einsatz eines „Friedensrichters“ und der Anerkennung seiner Entscheidung durch die Beteiligten wird das Ermittlungsverfahren der rechtsstaatlichen Behörden massiv erschwert und ein wichtiges Fundament unserer Gesellschaft untergraben.
Mittwoch, 29. Juni
Gegen 2 Uhr heute Nacht erhielt unsere Leitstelle Kenntnis von vermummten Personen am Borbecker Platz. Hier konnten die Beamten schließlich 11 Männer feststellen, die alle ausnahmslos einer arabischen Großfamilie zugeordnet werden konnten.
Vor Ort stellten die Beamten ein Einhandmesser und einen Teleskopschlagstock sicher.
In einem Pkw, der auf dem Borbecker Platz parkte und vermutlich der Gruppierung zugeordnet werden kann, fanden die Beamten zwei Handfeuerwaffen und Munition. Bei den Pistolen handelt es sich nach ersten Erkenntnissen um „scharfe“ Waffen, die bereits einsatzbereit waren. Auch diese Schusswaffen wurden sichergestellt.
Die Polizei Essen und die Staatsanwaltschaft Essen ermitteln in diesem Komplex unter anderem wegen gefährlicher und einfacher Körperverletzung, schweren Landfriedensbruchs und Verstößen gegen das Waffengesetz. Die Ermittlungen, die auch zum Ziel haben, die Hintergründe des Konflikts zu erhellen, dauern an.
Die Polizei hat die aktuell außerordentlich dynamische Lage im Blick und schreitet konsequent immer dann ein, wenn Rechtsverstöße festgestellt werden.
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