Umweltschutz: Internationale Forscher schauen nach Schönebeck

Wissenschaftliche Studie widmet sich planerischen Zielkonflikten

0 17.10.2020

SCHÖNEBECK. Das Engagement der Umweltinitiative „Rettet die Schönebecker Grünflächen“ fließt in eine internationale wissenschaftliche Untersuchung der „Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen“ ein. Vor anderthalb Jahren erst hatte sich die Umweltinitiative „Rettet die Schönebecker Grünflächen“ gegründet, um die Siepenlandschaft mit Winkhauser Tal und Hexbachtal im Städtedreieck Essen-Schönebeck/Mülheim/Oberhausen zu schützen.

Erst beabsichtigte die Stadt Essen im Randbereich der Natur- und Landschaftsschutzgebiete „Schönebecker Schlucht“, „Hexbachtal“, „Winkhauser Tal“ sowie am Südrand des Borbecker Schlossparks eine massive Wohnbebaung zu errichten. Noch während der Entscheidungsphase wurden aus Mülheim zusätzlich Gewerbeplanungen für das zwischen Schönebeck und Mülheim gelegene städteverbindende Winkhauser Tal in einer Größenordnung von 46 Hektar bekannt.

Zum Vergleich: Das für Gewerbe vorgesehene Areal des Winkhauser Tals wäre größer als der gesamte Borbecker Schlosspark gewesen! Gegen beide Vorhaben setzte sich die Schönebecker Umweltinitiative erfolgreich zur Wehr. Erst im September fiel in Mülheim die Entscheidung zugunsten der Natur des Winkhauser Tals. Die teils hitzige Auseinandersetzung stieß auf erhebliches öffentliches Interesse und fand über die umfangreiche Berichterstattung in den Medien auch den Weg an die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH).

Hier war man an der Fakultät für Architektur dabei, im Rahmen eines – so die Hochschule - „tri-nationalen und interdisziplinären Projektes zur Praxis des Planens und Bauens im urbanen Bestand“ zu forschen. Im Kern interessieren sich die Aachener Forscher unter der Leitung von Professorin Dr. Carola Neugebauer für die Wahl und Anwendung von Planungsinstrumenten zum Umgang mit Planungskonflikten.

Zielkonflikte ziehen sich nämlich seit 100 Jahren wie ein roter Faden durch die Planungsgeschichte des Freiraums zwischen Oberhausen, Essen und Mülheim (sog. Regionaler Grünzug B). Damals – im Jahr 1920 – wurde der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk als Vorgänger des heutigen Regionalverbandes Ruhr (RVR) gegründet, dessen Aufgabe die Sicherung von Freiräumen ist.

Ihre wechselvolle Geschichte hatte Wolfgang Sykorra, einer der Sprecher der Schönebecker Umweltinitiative, in einer Analyse unter dem Titel „Von den ́Talmulden` zum Regionalen Grünzug B“ vor geraumer Zeit untersucht. Die Ergebnisse nahm man in Aachen genauso aufmerksam zur Kenntnis wie das Vorgehen und die Zielvorstellungen der Schönebecker Initiative: „Die Herausforderungen von Klimaschutz und Denkmalpflege in der Bestandsentwicklung sind für uns zentrale Aufgabe“, so Prof. Carola Neugebauer in einem Schreiben an Karsten Fähndrich, Christian Müller, Wolfgang Sykorra und Bernd Quildies als Vertreter der Umweltinitiative: „Sehr gern würden wir mit Ihnen als Sprecher der Bürgerinitiative ́Rettet die Schönebecker Grünflächen` zu diesen Themen ins Gespräch kommen, um von Ihren Erfahrungen und Einschätzungen zu lernen. Es wäre uns eine große Hilfe.

Ein erstes Treffen fand jetzt statt. Frau Professorin Carola Neugebauer für die RWTH Aachen sowie Christian Müller, Bernd Quildies und Wolfgang Sykorra für die Umweltinitiative traten in einen intensiven Gedankenaustausch ein. Das Projekt der RWTH Aachen wird – so erfuhren die Schönebecker Umweltschützer von Carola Neugebauer – von der VolkswagenStiftung unterstützt. Es ist ein Kooperationsprojekt zwischen den deutschen Partnern an der RWTH Aachen, ukrainischen Kollegen der Kyiv State University sowie russischen Partnern der Perm State University und wird im Rahmen ihrer Juniorprofessur Sicherung kulturellen Erbes“ durchgeführt. Wegen der akuten Corona-Lage wurde das Gespräch kurzfristig als Videokonferenz durchgeführt.

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