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0 15.07.2021
ESSEN/BORBECK. Diesmal ist es noch glimpflich abgelaufen für den Essener Norden und Westen. Die Feuerwehr war am Mittwoch abend in Essen ab 100 mal im Einsatz. Viele Keller im Essener Süden waren überflutet und Bäume umgestürzt.In Kupferdreh trat der Deilbach über die Ufer. Der Pegel des kleinen Baches stieg rasant an, an der Bahnstraße versanken innerhalb kürzester Zeit viele geparkte Pkw und ein Wohnmobil in den Fluten. Große Baucontainer machten sich dort selbstständig und schwammen wie "Spielzeugboote" davon. Auch die Kupferdreher Straße wurde überflutet. 30 Mehrfamilienhäuser wurden geräumt.
Die Situation ist noch immer angespannt. Aus Werden berichtet auf facebook Uwe Klein, früherer Pressesprecher der Polizei Essen, dass die Schleusen am Stauwehr Baldeneysee geöffnet wurden, Essen-Werden teilweise unter Wasser steht und die Brehminsel "verschwunden" ist. Ebenfalls auf facebook ist ein Video von Gerd Borau zu sehen (unter dem Account der Lokalzeit Ruhr), das zeigt, wie ein Ausflugsschiff am Wehr in Mülheim in den Fluten versinkt.
Rettungskräfte der Feuerwehr sind im Dauereinsatz. In den vergangenen 24 Stunden (Stand Donnerstag 18.00 Uhr) mussten rund 290 Retter zu 340 Einsätzen ausrücken. War es gestern zunächst der Deilbach in Essen-Kupferdreh, der nach heftigen Regenfällen über die Ufer trat, sorgte heute die Ruhr mit ihrem mächtigen Pegel für brenzlige Situationen. Vollgelaufene Keller und Tiefgaragen, überflutete und später verschlammte Straßen, von der Umwelt abgeschnittene Häuser, Stromabschaltungen und immer wieder der besorgte Blick nach oben, ob es vielleicht doch wieder zu regnen beginnen würde, ließen die Einsatzkräfte und Verantwortlichen nicht zur Ruhe kommen. Der Ruhrpegel, gemessen in Hattingen, war mit sieben Metern so hoch wie in den vergangenen 80 Jahren nicht mehr. Gegen 14. 00 Uhr war der Scheitelpunkt erreicht, langsam sinkt der Pegel und lässt aufatmen. Aber nur ein wenig, denn aus dem Sauerland und den Talsperren strömen Wassermassen nach, jedoch soll der Maximalpegel nicht mehr erreicht werden. Am Nachmittag mussten zwei Menschen mit einem Helikopter der Bundespolizei aus dem Fährhaus "Rote Mühle" gerettet werden (Foto: Mike Filzen). Mit Booten war dort nichts zu machen. Ein Reh allerdings hatte Glück. Bei der Erkundung der Lage entdeckten Feuerwehrleute das völlig entkräftete Tier an einem Zaun und brachten es in Sicherheit. Seit dem frühen Abend werden in Essen-Werden rund 40 Personen mit Schlauchbooten aus ihren Häusern gerettet, das Wasser steht zwei Meter hoch vor den Gebäuden an der Laupendahler Landstraße. In Steele ist ein Pumpwerk der Stadtwerke in Gefahr, dort wird fieberhaft gearbeitet. Die kommende Nacht wird für die Helfer erneut zum Tage, und Morgen früh geht es dann weiter, denn längst ist das Ausmaß der Schäden noch nicht vollständig sichtbar. Wir berichten weiter. (MF)
Nach Warnungen der Nachbarstadt Oberhausen, Trinkwasser aus der Leitung vor dem Genuss gründlich abzukochen, weisen die Stadtwerke Essen - ebenfalls auf facebook - darauf hin, dass die Trinkwasserversorgung in Essen aktuell (Stand: 22 Uhr) gesichert sei. Es heißt in der Mitteilung: "Aufgrund vermehrter Nachfragen und Gerüchten, bestätigen wir euch zum aktuellen Zeitpunkt, dass die Versorgung des Essener Stadtgebiets mit Trinkwasser gesichert ist. Die Qualität des Trinkwassers ist weiterhin einwandfrei und es muss nicht abgekocht werden."
Die Emschergenossenschaft meldet: "Der Scheitelpunkt des Hochwassers in der Emscher wurde gestern gegen Mitternacht erreicht. Kurz zuvor stand das Wasser an einigen Orten rund einen halben Meter unter der Deichkrone. Die Emschergenossenschaft ergriff daher alle Maßnahmen, um den Deich notfalls sichern zu können – was nicht notwendig wurde. Die an der Emscher liegenden Hochwasserrückhaltebecken, die bei Starkregen als Wasserpuffer dienen, waren überwiegend komplett gefüllt und werden in den kommenden Tagen nach und nach abgelassen. Die Hochwasserrückhaltebecken sind zwar regelmäßig bei starken Niederschlägen im Einsatz, gestern musste sich das System aber einem bislang noch nicht da gewesenen Härtetest unterziehen. Nahezu alle Pumpwerke der Emschergenossenschaft liefen unter Volllast."
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