St. Gertrud African Catholic Voices begeisterten

Doch es reichte nicht für das Halbfinale

0 30.11.2019

ESSEN. Wer am Freitagabend beim „Besten Chor im Westen“ mitfieberte, hat vielleicht bei einem der Chöre besonders kräftig die Daumen gedrückt: Für die St. Gertrud African Catholic Voices – sie vertraten die Stadt Essen im größten Chor-Wettbewerb Nordrhein-Westfalens.

Schon die kurze filmische Vorstellung des Chors ließ keinen Zweifel, was die rund 40 Sängerinnen und Sänger im tiefsten bewegt: Bei einer afrikanischen Messe werde viel gesungen, getanzt, die Messe sei ein Fest, stellten sie klar. „Wir haben diesen Eindruck, dass unser Gott lebendig ist“, so Sylvester Ejike Ozioko aus Borbeck, Pfarrer der englischsprachigen afrikanischen Gemeinde an St. Gertrud in Essen. „Wenn wir den Gottesdienst feiern, sollen wir richtig feiern.“ Eine Lebensfreude, die auch Dirigent Charles Onyeke, der ebenfalls in Borbeck zuhause ist, mit seinem Chor beim Vorentscheid für das WDR-Casting in der Zeche Zollverein auf die Bühne bringen wollte.

Großer Auftritt auf Zollverein

„Für manche Gottesdienste braucht es keine Kirche, sondern nur einen Chor“, meinte Moderator Marco Schreyl im aufbrandenden Applaus. Dann standen sie nervös und gesammelt mit ihren bunten Gewändern im blau-grünen Scheinwerferlicht. Sonst hat er ihn kaum zur Hand – aber diesmal gab Charles mit einem Dirigentenstab den Einsatz und die Rhythmusgruppe legte los. Ungewohnt das Singen vor den über die Bühne laufenden Kameramännern, die strahlende Gesichter ins Bild setzten. Bald fanden sie mehr Sicherheit, jubelnde Frauenstimmen mischten sich mit dem mächtigen Männerpart, komplexe Takte flossen ineinander und sie gewannen zunehmend Sicherheit - smart und mit sparsamen Bewegungen motiviert durch ihren Dirigenten. Und mit einem perfekten Schluss war alles vorbei. Die Halle tobte. Glückliche Gesichter und eine vornehme Verbeugung von Charles.

Das Urteil der Jury

„Meine Güte, hätte ich euch früher kennengelernt, wäre ich auch zur Kirche gegangen“, erklärte der Moderator in den Applaus. Alle Stimmen seien „aus der Mitte gekommen“, urteilte die Jury, „powerful, kraftvoll“, vor allem die Männerstimmen, aber auch der Sopran. „Eine wunderschöne Reise nach Afrika“ sei es gewesen, musikalisch für westliche Ohren auch ungewohnt, vor allem im Rhythmus und „abenteuerlich im Intonationsbereich“, jedoch Ausdruck einer „freudigen Gemeinsamkeit" mit einer Seele, die herausgesungen werde. „Einfach fantastisch und bleibt bitte dabei“. Der Auftritt sei ein atemberaubendes Gefühl gewesen, auf der Bühne zu stehen, resümierten sie in der Nachfrage mit WDR-Moderatorin Steffi Heinrich, man habe lange auf den Tag gewartet und sei „echt froh und happy dabei zu sein“.

„Der erste Schritt ist genommen“

Nach dem Schlussurteil der Jury aber reichte es dann doch nicht gegen die starke und teils professionell auftretende Konkurrenz. Nur fünf der zehn Chöre konnten in die nächste Runde weiterkommen. „Wir konnten es nicht ins Halbfinale schaffen. Wir sind noch immer traurig, aber da kann man nichts machen“, sagte uns Sylvester Ozioko, der als Pfarrer der Gemeinde selbst kräftig die Männerstimmen mitunterstützte.

Dass sie aber ihren Auftritt selbst schon als Erfolg bewerten, machte er auch klar: „Der erste Schritt ist schon genommen. Auf die Bühne einer solchen Big-Show zu steigen, ist uns eine große Ehre. Darauf sind wir stolz.“ Ihre Teilnahme am Wettbewerb soll es noch nicht gewesen sein: „Wir versuchen es noch mal in dem kommenden Jahren“, so der Pfarrer vom Germaniaplatz. Dass sie mit ihrem begeisternden Auftritt vor einem großen Fernsehpublikum viel Sympathien gewonnen haben, steht außer Frage.

Der ganze Auftritt ab Minute 41.00 in der WDR-Mediathek: https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/unterhaltung/video-der-beste-chor-im-westen---der-vorentscheid--teil--102.html

Bild oben: ard.foto.de

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