Silvesternacht: Leichtsinn und Zerstörungswut hielten Polizei und Feuerwehr auf Trab

Alle Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr sowie der Hilfsorganisationen vor Ort - zahlreiche Brände und Verletzte durch Feuerwerkskörper

0 01.01.2023

ESSEN/MÜLHEIM. Der Jahreswechsel 2022/2023 war für die diensthabenden Einsatzkräfte der Polizei Essen und Mülheim an der Ruhr arbeitsintensiv. Allein in den vier Stunden zwischen 22 Uhr und 2 Uhr nahm die Polizei 237 Einsätze wahr - also knapp 60 pro Stunde. In beiden Städten kam es zu Ruhestörungen, Bränden, dem Zünden von Pyrotechnik, gemeldeten Schlägereien und weiteren Einsätzen, die mal mehr und mal weniger mit Silvester zu tun hatten.

Bereits gegen 21:30 Uhr gingen erste Anrufe über Personengruppen im Bereich des Borbecker Bahnhofs ein, die sich sowohl gegenseitig, als auch Straßenbahnen mit Pyrotechnik beschossen haben sollen. Mit Eintreffen der Einsatzkräfte flüchtete eine Vielzahl der Personen. Zurück blieb ein brennender Mülleimer, der durch die Feuerwehr gelöscht wurde.

Schon vor dem Jahreswechsel stellten Beamte über 200 Personen im Bereich des Steeler Wasserturms fest, die auch immer wieder Fahrzeuge oder andere Personen mit Böllern und Raketen bewarfen. Nach Mitternacht nahm der Einsatz von Pyrotechnik in diesem Bereich deutlich zu. Anwesende Gruppen beschossen sich gegenseitig, aber auch vor Ort befindliche Polizisten mit Raketen und Böllern. Hierbei wurden zwei Beamte leicht verletzt.

Im Bericht der Polizei heißt es weiter: "Im Bereich der Krayer Straße / Heinrich-Sense-Weg beobachteten Beamte gegen 0:30 Uhr, wie mehrere Personen die Außendekoration und Holzpaletten eines Geschäftes in ein bereits entfachtes Feuer warfen. Als die Personen die Polizisten wahrnahmen, flüchteten Sie in Richtung Tempelhof. Während der Abarbeitung dieses Brandes meldeten Passanten Jugendliche, die im Bereich Tempelhof Müll mit einer Flüssigkeit übergossen und angezündet haben sollen. Unsere Kollegen erkannten einen 16-jährigen Tatverdächtigen von der Krayer Straße / Heinrich-Sense-Weg wieder und nahmen ihn nach einem fußläufigen Fluchtversuch vorläufig fest. Bei der Nacheile verletzte sich ein Polizeikommissar und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Er konnte seinen Dienst nicht fortsetzen."

In Essen-Katernberg wurde gegen kurz nach 1 Uhr ein 40-jähriger Mann lebensgefährlich und seine 8-jährige Tochter schwer verletzt. Nach ersten Erkenntnissen soll der 40-Jährige mehrere Silvesterraketen angezündet haben, die dann noch im unmittelbaren Nahbereich explodiert sind. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen vor Ort aufgenommen. Aktuell geht man von legalem Feuerwerk aus.

In Essen-Freisenbruch kam es gegen 1:30 Uhr im Bereich Philosophenweg zu mehreren Müllcontainerbränden. Unsere Kollegen der Feuerwehr sind bei den Löscharbeiten durchgehend aus einer größeren Personengruppe heraus mit Pyrotechnik beschossen worden, so dass die weiteren Löscharbeiten nicht durchgeführt werden konnten. Unbekannte zündeten sogar einen Tannenbaum in einem Einkaufswagen an und stießen den Wagen mit dem brennenden Baum die Straße hinunter.

Erst nachdem Polizisten eine Kette um die Kollegen der Feuerwehr bildeten, konnten die Brände erfolgreich gelöscht werden. Bei den Absperrmaßnahmen wurden unsere Kollegen weiter beworfen bzw. beschossen. Nach aktuellen Erkenntnissen wurden bei dem Einsatz drei Kollegen der Feuerwehr (leicht) verletzt.

In einigen Stadtteilen wurden die Scheiben an Haltestellen-Häuschen zerstört. Am Altenessen Bahnhof und an der Haltestelle Katernberger Markt wurden zwei Ticketautomaten durch Unbekannte, vermutlich mittels Pyrotechnik, zerstört.

Im Bericht der Feuerwehr heißt es:

Der Jahreswechsel lief im ersten Jahr ohne Corona-Einschränkungen wie erwartet unruhig.

Bereits kurz nach Mitternacht waren alle Kräfte der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr im Essener Stadtgebiet im Einsatz. Insgesamt musste die Feuerwehr Essen, im Zeitraum vom 31.12.2022 18:00 Uhr bis 01.01.2023 08:00 Uhr, zu 391 Einsätzen ausrücken.

Ein signifikantes Plus von 202 Einsätzen im Vergleich zum Vorjahr im selben Zeitraum. Dabei handelte es sich um 181 Brand- oder technische Hilfeleistungseinsätze sowie 210 Rettungsdiensteinsätze. Bei 34 Einsätzen musste zusätzlich ein Notarztwagen mit alarmiert werden. 166-mal lautete die Alarmierung Brand 0, hierunter fallen Mülleimer, Papierkörbe, Buschwerk/Vegetationsbrände oder Altpapiercontainer. Bereits vor dem Jahreswechsel wurden die Einsatzkräfte gegen 22:29 Uhr zu einem Balkonbrand in Essen Überruhr-Hinsel alarmiert. Auf der Straße Gewalterberg waren Gegenstände auf einem Balkon, durch einen Feuerwerkskörper in Brand geraten. Beim Eintreffen der Feuerwehr war die Scheibe zur Wohnung bereits geborsten und Brandrauch in diese und den Treppenraum eingedrungen. Alle Bewohner konnten das Gebäude unverletzt verlassen. 14 Personen wurden durch einen Notarzt vor Ort untersucht, ein Transport in eine Klinik war nicht notwendig.

Weniger glimpflich hingegen verlief ein Einsatz auf der Straße Kiepenkäälsweg in Essen-Katernberg. Hier wurde ein achtjähriges Mädchen sowie der 40-jährige Vater durch Feuerwerkskörper schwer verletzt. Beide wurden vor Ort durch Notfallsanitäter, Notärzte sowie dem Leitenden Notarzt versorgt und in Krankenhäuser transportiert. Bei dem Vater besteht Lebensgefahr. Gegen 01:05 Uhr wurde ein Balkonbrand auf der Sälzerstraße im Stadtteil Essen- Altendorf gemeldet. Auch hier waren die Scheiben geborsten und der Brand auf die Wohnung übergegangen. Weiter drohten die Flammen auf das Dach überzugreifen. Durch einen massiven Löschangriff konnte hier eine weitere Bandausbreitung verhindert werden. Verletzt wurde bei dem Einsatz niemand. Während der Silvesternacht kam es immer wieder dazu, dass Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern beworfen wurden. An einigen Einsatzstellen war eine Brandbekämpfung nur mit massiver Unterstützung der Polizei möglich. Im Stadtteil Essen-Freisenbruch wurden drei Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Essen-Kray durch Böller leicht verletzt. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr sowie der Hilfsorganisationen (ASB, DRK, JUH und MHD) waren bis weit in den frühen Morgen im gesamten Stadtgebiet im Einsatz.(CR)

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