Sigrid Lerche kannte jeden

BN-Fotografin starb im Alter von 85 Jahren

1 06.07.2019

BORBECK/WILLICH. Ihr Revier war der Essener Norden und der Westen. „Sigrid“ kannte jeden und alle kannten sie. Wie erst jetzt bekannt gemacht wurde, starb Sigrid Lerche-Lünemann am 16. Mai 2019 im Alter von 85 Jahren.

"Foto Lerche“ stand unter den Bildern, die sie fast 60 Jahre lang für die Borbecker Nachrichten und die Essener Tageszeitungen schoss. Abertausend Abzüge stapelten sich im BN-Archiv. „Sigrid verfügt über eine seltene Fähigkeit: Sie kann gleichzeitig an zwei Orten sein“, witzelte die BN-Redaktion oft, denn, wann immer man sie zu Hause anrief (für die Jüngeren: Es gab noch keine mobilen Telefone), war sie sofort am Apparat. Immer. Scheinbar Unmögliches machte sie möglich: Lerche „flog“ geradewegs von Termin zu Termin, um anschließend zügig die Filme zu entwickeln und Bilder abzuziehen (für die Jüngeren: Damals gab es noch keine digitalen Fotos).

Geboren 1934 zog sie schon als junges Mädchen los, von Vater Ernst Lerche ausstaffiert mit einer Kamera, das sportliche Leben in Katernberg einzufangen. Die 15-Jährige Sigrid ging ihrem Vater, der sich nach dem Krieg als Bildberichterstatter in der Essener Presselandschaft einen Namen gemacht hatte, gerne zur Hand. Ihre Kamera legte sie erst mit dem Siegeszug der Digital-Fotografie aus der Hand. „Da mache ich nicht mehr mit“, sagte sie der BN-Redaktion.

Die Sportfotografie machte nur einen Schwerpunkt aus in der Arbeit der Familien-Firma „Foto: Lerche“. Ehemann Willi Lünemann griff ebenfalls zur Kamera, später auch Sohn Marc. Die Lerches waren auf Jubiläen, Hochzeiten,Vereinsfeiern, Schützenfesten und im Karneval gern gesehene Gäste. Sigrid wurde von zahlreichen Vereinen mit Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet. Sie machte es einem leicht, sie zu mögen: Sigrid war stets hilfsbereit, freundlich und verbindlich. Fast 60 Jahre arbeitete sie mit Leidenschaft in ihrem Beruf, wurde sogar ausgezeichnet als Essener „Fotografin des Jahres“. Besonders gefreut hatte sie sich aber über eine ganz spezielle Ausstellung: „Die Poesie der Kreisliga“ zeigte Mitte der Nullerjahre in der Zeche Carl und in der Henrichshütte Hattingen 80 Fotos der Lerches, die (im Wortsinn) komische Situationen im Amateurfußball für die Ewigkeit festgehalten hatten. hösu

Zum Bild: Statt hinter der Kamera einmal vor der Kamera: Sigrid Lerche Lünemann (sitzend, 2.v.l.) bei der 60-Jahr-Feier der Borbecker Nachrichten in der Alten Cuesterey. Links daneben: Ludwig Wördehoff, rechts: Marga Wimmer, Walter Wimmer, Ernst Schmidt und Ex-OB Wolfgang Reiniger.

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Kommentare

Kommentar von Andreas Koerner |

Sigrid Lerche-Lünemann habe ich natürlich auch gekannt. Sie war mit Herz und Seele mit Borbeck verbunden. Aber eigentlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass auf dem Foto rechts von ihr Marianne Ilg ist. Mit ihr ist Marga Wimmer gerade im Gespräch. Von Marianne Ilg kann ich dasselbe sagen, was ich von Sigrid Lerche-Lünemann gesagt habe.

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