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0 30.12.2022
Die ersten drei Monate in der 3. Liga waren durchaus turbulent für Rot-Weiss Essen. Die Monate bis zum Jahresende wurden es ebenfalls, mit dem Unterschied, dass die meisten Partien zugunsten der Dabrowski-Elf ausfielen. Hier kommt der zweite Teil des rot-weissen Jahresrückblicks auf die 3. Liga mit den monaten Oktober bis Dezember.
Einen größeren Kontrast hätte es binnen einer Woche nicht geben können. Im ersten Spiel des Oktobers unterlag Rot-Weiss Essen noch 1:3 (0:1) in der Regenschlacht von Wiesbaden. Sieben Tage später und rund 300 Kilometer weiter südlich von Wiesbaden sollte der Auswärtsdoppelpack für Rot-Weiss bei sonnigem Wetter aber positiv enden.
Im Rahmen des 11. Spieltags reiste die Mannschaft von Chef-Trainer Christoph Dabrowski in den Breisgau zur U23 des SC Freiburg. RWE war bis dato noch sieglos in der Fremde. Die Vorzeichen vor der Partie ließen zudem wenig Hoffnung, dass sich an diesem Fakt etwas ändern sollte. Rot-Weiss Essen mit neun Punkten auf Tabellenplatz 16, Freiburg hingegen auf dem vierten Rang und zudem eins der heimstärksten Teams zu diesem Zeitpunkt.
Doch von der ersten Sekunde an ließ RWE die rund 1.000 mitgereisten Fans erahnen, in welche Richtung dieses Spiel laufen sollte. Das Team um Mannschaftskapitän Daniel Heber war griffig, erspielte sich Torchancen und ging schließlich durch Simon Engelmann in der 31. Spielminute in Führung. Nach der Halbzeitpause spielte die Dabrowski-Elf unverändert weiter. Nach Vorarbeit von Engelmann erhöht Ron Berlinski mit einem Linksschuss sechs Minuten nach Wiederanpfiff auf 2:0. Den Schlusspunkt setzte Lawrence Ennali kurz vor Ende der Partie. Mit 3:0 schlug Rot-Weiss Essen die U23 des SC Freiburg im Dreisamstadion und holte nicht nur die ersten drei Punkte in der Fremde, sondern überzeugte auch mit Effizienz über die vollen 90 Minuten.
Gleich doppelten Grund zur Freude hatte RWE-Stürmer Simon Engelmann. Der 33-jährige Routinier bereitete an diesem Tag nicht nur einen Treffer vor und erzielte selbst ein Tor, er bestritt auch gleichzeitig sein 100. Spiel für Rot-Weiss Essen. Dass er dieses Jubiläum im Vorfeld gar nicht richtig wahrgenommen hat, ließ er im Interview nach dem Auswärtssieg erkennen: „Es war mir gar nicht bewusst, dass ich schon so viele Spiele für Rot-Weiss Essen gemacht habe. 100 Spiele sind auf jeden Fall besonders und dabei noch ein Tor zu erzielen – einfach ein schöner Tag.“
Der erste Auswärtssieg in der 3. Liga gegen die U23 des SC Freiburg sollte gleichzeitig der Start in eine großartige Serie werden. Seit dieser Partie Anfang Oktober konnte kein Gegner Rot-Weiss Essen mehr zu einer Niederlage zwingen. Die Mannschaft von Christoph Dabrowski zeigte sich gefestigt, selbstbewusst und schwer zu bespielen. Im Heimspiel gegen Aufstiegsaspirant Dynamo Dresden verpasste RWE vor ausverkauftem Haus an der Hafenstraße nur hauchdünn den zweiten Sieg in Folge. Bis kurz vor Schluss lagen die Rot-Weissen durch einen Treffer von Isaiah Young mit 1:0 in Führung, ehe Manuel Schäffler in der 89. Minute den Ausgleich erzielte. „Gerade fühlt sich das nicht gut an. Aber Dresden ist eine Top-Mannschaft und jeder Punkt ist wichtig für den Weg, den wir eingeschlagen haben“, bringt Dabrowski die Gefühlsage in einem Satz auf den Punkt.
Der nächste Sieg in der Fremde sollte ein besonderer werden. Rot-Weiss Essen war zu Gast bei Ex-RWE-Trainer Christian Neidhart und Waldhof Mannheim. Der Klub aus Baden-Württemberg war bis dato zu Hause noch ohne Punktverlust. In einem hitzigen und körperbetonten Spiel reichten zwei frühe Treffer von Ron Berlinski, um die Mannheimer Serie zu beenden und die Rot-Weisse Erfolgswelle fortzuführen. 2:1 hieß es am Ende und RWE kletterte in der Tabelle auf den zehnten Rang.
Ein Sieg gegen den VfB Oldenburg (5:3) und Remis gegen FSV Zwickau (1:1), SV Meppen (0:0) sowie TSV 1860 München (1:1) vervollständigten die Serie von sieben ungeschlagenen 3. Liga-Partien.
In den drei Monaten zählten die Partien beim VfB Oldenburg und dem TSV 1860 München definitiv zu den Highlights der bisherigen Saison. Anfang November ging es für RWE nach Niedersachsen zum dritten Aufsteigerduell des Drittliga-Jahres. Zuschauer im Marschwegstadion bekamen an diesem Tag nicht nur ein Acht-Tore-Spektakel, sondern auch einen Felix Bastians in Höchstform zu sehen.
So kurios das Duell zwischen Essen und Oldenburg startete, so kurios sollte es zu Ende gehen. Beide Teams starteten mit Elfmetertoren in die Partie. Den Strafstoß für RWE versenkte Verteidiger Felix Bastians souverän im rechten Winkel, besser geht es nicht. Was folgte, war ein psychologisch wichtiger Treffer von Ron Berlinski kurz vor der Halbzeitpause. Zu einem ähnlich guten Zeitpunkt, nämlich in der 50. Minute ist Felix Bastians mit dem Kopf zur Stelle, schnürt den Doppelpack, erhöht auf 3:1 und legt vor Freude einen Tanz-Jubel auf das Parkett.
Das Spiel scheint entschieden, doch nicht für Oldenburg. Zwei Treffer von Manfred Starke auf Seiten der Oldenburger innerhalb von vier Minuten versetzen RWE in eine Schockstarre. Das Spiel droht zu kippen. Doch wie eingangs erwähnt, sollte das Duell genau so kurios enden, wie es begonnen hat. Weitere zwei Oldenburger-Spieler konnten in der Schlussphase den Ball im Kasten unterbringen, zum Glück von Rot-Weiss Essen jedoch im eigenen Tor. Mit einem 5:3-Erfolg im Gepäck und den Erinnerungen an eins der kuriosesten Spiele der jüngeren Vergangenheit ging es zurück nach Essen.
Auch wenn das Auswärts-Highlight der Saison beim TSV 1860 München auf einen Montagabend terminiert wurde, ließen es sich 1.500 RWE-Fans nicht nehmen, die Partie live im Stadion an Grünwalder Straße zu verfolgen. Erneut war es Routinier Felix Bastians, der Fans wie Spieler in der Nachspielzeit zum Toben brachte. Nach Vorarbeit von Niklas Tarnat war der 1,88 Meter große Verteidiger wie schon so oft in der Saison per Kopf zur Stelle. Es war der 1:1-Ausgleich, doch für alle, die es mit Rot-Weiss hielten, fühlte sich der Treffer wie das Siegtor an. Entsprechend wurde das Team nach Abpfiff von den mitgereisten Anhängern gefeiert. Ein Jahresabschluss, der Selbstbewusstsein für die Aufgaben im neuen Jahr schafft.
Durch die Weltmeisterschaft in Katar ging es somit bereits Mitte November in die Winterpause. Auf dem 13. Tabellenplatz und mit 22 Punkten steht RWE nach missglücktem Saisonstart ordentlich dar.
Kurz vor Heiligabend wurde an der Hafenstraße jedoch nochmal Fußball gespielt. Im Testspiel gegen Zweitligist SC Paderborn 07 gewann das Team von Christoph Dabrowski mit 3:2 (1:1) und bestätigte somit den Ligatrend.
Nicht nur die 3. Liga bot Rot-Weiss Essen das ein oder andere Nervenspiel, auch das Achtelfinale gegen Stadtnachbar und Kooperationspartner ETB SW Essen sollte sich als solches entpuppen. Niederrheinpokal, Flutlicht, Uhlenkrug-Stadion. Die Vorzeichen klar: RWE geht als Favorit in die Partie gegen Oberligist ETB SW Essen. Die Dabrowski-Elf nimmt die Favoritenrolle zu Beginn an, legt los wie die Feuerwehr! Nach einer halben Stunde steht es bereits 3:0 für Rot-Weiss Essen. Für die Zuschauer ist das Spiel bereits beendet, es schien nur noch eine Frage der Höhe zu sein. Auch der Anschlusstreffer von Marcello Romano ändert nichts an der Stimmung. Doch ETB SW Essen glaubt weiter an sich, kommt nach der Pause mit Vertrauen in die eigene Stärke aus der Kabine. In der 70. Minute gelingt dann auch das 2:3, ausgerechnet Ex-RWEler Noel Futkeu trifft. RWE hat nahezu keinen Zugriff mehr auf die Partie. Es kommt, wie es kommen muss: In der 93. Minute gibt es nochmal Eckball für ETB und Edisha Ugrekhelidze erzielt mit der letzten Szene des Spiels den Ausgleichstreffer.
Es geht in die Verlängerung. Beide Teams haben Möglichkeiten, doch das entscheidende Tor will nicht fallen. Das Elfmeterschießen muss die Entscheidung bringen. RWE zeigt Nervenstärke: Ein Strafstoß sicherer als der andere. Alle Rot-Weissen treffen. Dadurch, dass Keeper Felix Wienand gleich zweimal zur Stelle ist und parieren kann, gewinnt Rot-Weiss Essen mit 7:5 nach Elfmeterschießen und steht somit im Viertelfinale des Niederrheinpokals, wo am 1. März, 19.30 Uhr, der Wuppertaler SV wartet.
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