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0 18.11.2022
ESSEN. Heute morgen (18.11.) wurden Einschüsse am Rabbinerhaus der Alten Synagoge Essen entdeckt. Verletzt wurde durch die Schüsse niemand. Oberbürgermeister Thomas Kufen hat sich nach Bekanntgabe umgehend vor Ort bei der Polizei informiert und hat sich mit den städtischen Mitarbeitern der Alten Synagoge sowie der Immobilienwirtschaft ausgetauscht.
"Diese Nachricht bestürzt mich sehr!", so das Stadtoberhaupt nach seinem Besuch. "Es ist ein Ort jüdischer Geschichte und jüdischen Lebens in unserer Stadt. Wir stehen insbesondere der jüdischen Kulturgemeinde in diesen schweren Stunden bei."
Inzwischen ist klar, dass es mehrere Einschüsse einer scharfen Waffe gegeben hat. Alle Schüsse haben eine Tür im Eingang des Rabbinerhauses getroffen. Das Rabbinerhaus ist unmittelbar an die Alte Synagoge Essen angeschlossen, wird allerdings durch die Universität Duisburg-Essen und das Salomon Ludwig Steinmann-Institut genutzt.
Die Stadtverwaltung trägt ihren Teil dazu bei, die Tat aufzuklären. Unter anderem liegen Videoaufzeichnung der Videoüberwachung vor. Zeugen, die etwas gesehen haben, werden dringend gebeten, sich bei dem eingerichteten Hinweistelefon der Polizei Essen unter der Rufnummer 0800 66 77 123 zu melden.
Vertreter der Kirchen und Parteien sind erschüttert. Generalvikar Klaus Pfeffer ist entsetzt über den Angriff auf die Alte Synagoge. "Rechtsradikalismus und Antisemitismus dürfen bei uns keinen Platz haben", so Pfeffer auch in Vertretung von Bischof Overbeck, der sich zurzeit in Rom aufhält.
Fassungslos und wütend ist Superintendentin Marion Greve: "Gemeinsam mit allen Menschen, die für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt einstehen, frage ich mich fassungslos, was den Täter dazu verleitet hat, und hoffe auf eine schnelle Aufklärung dieser Tat. Die Alte Synagoge Essen und das Rabbinerhaus stehen mir nahe, als Bürgerin und Christin. Erst kürzlich, am 9. November, haben wir uns gemeinsam in der Alten Synagoge an die Schrecken der Pogromnacht erinnert und der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Unsere Gegenwart wurde ebenfalls in den Blick genommen: Eine deutliche Warnung vor jeder heutigen Form des Antisemitismus war Teil des Gedenkens. Die nationalsozialistische Diktatur ist Geschichte, doch menschenverachtende Ideologien und rassistische Hetze gibt es immer noch, nehmen aktuell sogar zu. Auch deshalb bin ich über diese Tat tief betroffen, sie beschämt mich und macht mich wütend."
„Der Anschlag auf das Rabbinerhaus in Essen ist eine Schande für unser Land“, so Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW: „Die Schüsse auf das Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge sind ein Anschlag auf jüdisches Leben und auf die Vielfalt unserer Gesellschaft. Wer auch immer diesen Anschlag verübt hat: Er hat alle Demokratinnen und Demokraten gegen sich. (...) Die Antwort auf den Anschlag auf das Rabbinerhaus in Essen muss unmissverständlich sein: Wir wollen jüdisches Leben in NRW. Die jüdische Kultur ist fester Bestandteil unseres Landes. Dafür werden wir uns auch weiterhin mit ganzer Kraft einsetzen.“
"Tief bestürzt" ist auch Bundestagsabgeordneter Kai Gehring. "Der widerwärtige Anschlag muss schnellstmöglich und lückenlos aufgeklärt werden." Das Rabbinerhaus beherbergt seit elf Jahren das Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut und ist eine weit über unsere Stadtgrenzen bekannte und renommierte jüdische Institution. Jüdisches Leben ist ein wichtiger Bestandteil unserer Stadt und der Vielfalt in Essen."
Die Alte Synagoge Essen ist Kulturinstitut der Stadt Essen und Haus der jüdischen Kultur. Neben der Dauerausstellung mit fünf verschiedenen Ausstellungsbereichen können dort Sammlungen jüdischer Geschichte besichtigt sowie regelmäßige Veranstaltungen besucht werden. An diesem Wochenende bleibt die Alte Synagoge zunächst vorübergehend geschlossen. Ab kommenden Montag, 21. November, sind die Bereiche wieder für den Publikumsverkehr sowie Besuchergruppen geöffnet.
Zum Bild: Schüsse auf das Rabbinerhaus der Alten Synagoge Essen: Oberbürgermeister Thomas Kufen mit NRW- Innenminister Herbert Reul und Detlef Köbbel, Leitender Polizeidirektor. Foto: Elke Brochhagen
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