Rot-Weisse Pokalhistorie

Erfolgsgeschichten im Viertelfinale

0 01.03.2021

Zum fünften Mal in seiner Vereinsgeschichte steht Rot-Weiss Essen im Viertelfinale des DFB-Pokals. Bisher mit einer makellosen Bilanz. Zweimal siegte RWE an der Hafenstraße, zweimal auf auswärtigen Plätzen. Zweimal gelang den Bergeborbeckern anschließend sogar der Sprung ins Finale, in dem sie 1953 als erste Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland den DFB-Pokal gewannen.

1953: Hamburger SV 6:1

Den ersten Viertelfinalsieg gab es zum Geburtstag am 1. Februar 1953 mit einem 6:1-Erfolg über den Hamburger SV. Der Auftritt des ewigen Nordmeisters war mit besonderer Spannung erwartet worden. Trotz stürmischen Wetters und widrigen Platzverhältnissen entwickelte sich ein packendes Spiel, bei denen die Berichterstatter das hervorragende technische Können beider Teams herausstellten. In den ersten Minuten hatte der HSV mehr vom Spiel und einige gute Tormöglichkeiten. Torwart Fritz Herkenrath gab seiner Hintermannschaft aber den nötigen Rückhalt.

Etwas überraschend fiel in der 13. Minute das 1:0 durch Berni Termath nach feiner Vorarbeit von Penny Islacker. Jetzt lief das rot-weisse Angriffsspiel und Berni Termath gelang in der 38. Minute auch das 2:0. Die Führung zur Pause war zwar etwas glücklich, aber keineswegs unverdient. In der zweiten Hälfte ging der Torreigen weiter. Mit einem erneuten Doppelpack schaffte Termath die Vorentscheidung zum 4:0. „Dieser Termath ist gar nicht zu halten, er kochte förmlich über vor Spielfreude", schrieb das Sport Magazin. Helmut Rahn erhöhte in der 70. Minute sogar auf 5:0, ehe dem HSV der Ehrentreffer gelang. Penny Islacker stellte aber im Gegenzug den alten Abstand wieder her.

Dem HSV wurde zwar bescheinigt, lange nicht mehr so gut gespielt zu haben, „aber dem glänzenden Sturm der Essener waren sie nicht gewachsen.“ Der „Kicker“ urteilte nach dem Essener 6:1 Sieg: „Sicher wurde der HSV unter Wert geschlagen, aber es bleibt trotzdem die Feststellung, dass zur Zeit gegen RWE kein Kraut gewachsen ist. So schneidig die Hamburger begannen, so schön und präzise wie am Fließband die Angriffe nach brillantem Start liefen, als Essen einmal zugepackt hatte, kamen die Rothosen vom Rothenbaum in die erbarmungslos mahlende Essener Mühle, aus der es kein Entrinnen mehr gab.“

1975: Fortuna Düsseldorf 1:0

In der Bundesligasaison 1974/75 traf Rot-Weiss Essen das erste Mal in einem Pokalspiel auf Fortuna Düsseldorf. Die Landeshauptstädter hatten beide Bundesligapartien zuvor mit 4:0 im Rheinstadion und 2:1 im Georg-Melches-Stadion gewonnen. In der Vorberichterstattung waren die Essener Journalisten daher skeptisch. Im Pokalspiel kam die Mannschaft von der Hafenstraße dann aber mit Kampf und Leidenschaft zu einem verdienten 1:0 Erfolg. Sportredakteur Rainer Holzschuh schrieb im Kicker:

„Obwohl die Rot-Weissen spielerisch sicherlich nicht ihre Bestform aufwiesen, gewannen sie zum ersten Mal als Bundesligist gegen Fortuna Düsseldorf überhaupt und das hoch verdient. Kämpferisch war RWE eine ganze Klasse besser, machte die spielerische und läuferische Unterlegenheit durch verbissenen Einsatz wett, wobei auch nicht zuletzt das bessere taktische Konzept von Trainer Ferner eine wesentliche Rolle spielte. (…) Drei Superchancen für RWE allein in den ersten fünf Minuten hätten das Spiel schon entscheiden können, doch Lippens und zweimal Burgsmüller fehlten jeweils nur Zentimeter zum Torerfolg. (…) Zählt man die Möglichkeiten auf beiden Seiten auf, hätte es am Ende leicht 5:2 für Essen heißen mögen. Dabei fiel der Siegtreffer nicht einmal aus einer zwingenden Situation: Lorant wuchtete den Ball im Anschluss an die 13. Ecke im Nachschuss unter die Latte.“

1977: SpVgg Bayreuth 2:1

Dass der DFB-Pokal keinen Klassenunterschied kennt, zeigte das Viertelfinale 1977 bei der Spielvereinigung Bayreuth. Rot-Weiss Essen spielte damals noch in der 1. Bundesliga und hatte gegen den Südvertreter des Bundesligaunterhauses viel Glück. Die Bayreuther diktierten laut „Der Kicker“ das Gesetz des Handelns und kamen auf insgesamt 16:2 Eckbälle: „Zwei Schüsse an den Pfosten und an die Querlatte verdeutlichen das Pech, das die Zweitligisten auf relativ gut bespielbaren Rasen hatten. Ein Klassenunterschied wurde jedenfalls nicht deutlich.“

Effektiv dagegen das Spiel der Rot-Weissen, die durch Tore von Siegfried Böninghausen (18. Minute) und Fleming Lund (82. Minute) zum 2:1 Auswärtserfolg kamen. Der Kicker hatte dafür eine einfache Erklärung: „Drei Chancen und zwei Tore. Rot-Weiss Essen nutzte seine Konter eiskalt." Und zur Begründung der Niederlage hieß es auf Bayreuther Seite: „Abergläubische hatten schon vorher ein ungutes Gefühl, als die Essener im Waldhotel in Bayreuth-Seulbitz Quartier bezogen. Alle Gästemannschaften, die dort in dieser Saison ihre letzten Vorbereitungen absolvierten, verließen nämlich als Sieger das Städtische Stadion in Bayreuth.“

1994: FC Carl Zeiss Jena 6:5 nach Elfmeterschießen

Im Achtelfinale stellte sich Reviernachbar MSV Duisburg an der Hafenstraße vor und wurde mit 4:2 nach Hause geschickt. Jürgen Wegmann, der sich seit seinem Wechsel 1983 in die Bundesliga einen Namen als die “Kobra“ gemacht hatte, feierte in diesem Spiel ein gelungenes Comeback und erzielte den 4:2 Siegtreffer. Im Viertelfinale lieferten sich die beiden damaligen Zweitligisten FC Carl Zeiss Jena und Rot-Weiss Essen auf schneebedecktem Boden und bei minus 13 Grad ein denkwürdiges Duell, das auch nach 120 Minuten torlos blieb.

So kam es zu einem echten Elfmeterkrimi. Mit Jörg Lipinski vergab ausgerechnet der vermeintlich sicherste Essener Schütze und Pokalheld aus der Saison 1992/93 (das legendäre Pokal-2:0 gegen Schalke) den ersten Elfmeter. Aber auch Axel Wittke auf Jenaer Seite scheiterte zu Beginn des Elfmeterschießens an Essens Torwart Frank Kurth. Die Essener Schützen Ingo Pickenäcker, Adrian Spyrka, Harry Kügler, Jürgen Wegmann, Daouda Bangoura und Robert Reichert zeigten auf rot-weisser Seite anschließend keine Nerven. Zum Pokalheld wurde Torwart Frank Kurth, der im Eisschrank von Jena cool blieb und den dann folgenden Elfmeter von Jena-Spieler Olaf Schreiber ebenfalls abwehrte.

Positive Punkte-Bilanz gegen Holstein Kiel

Auch gegen Holstein Kiel ist die Bilanz an der Hafenstraße bisher positiv. Es gab zwischen 1979 und 2006 sieben Vergleiche in der 2.Bundesliga und der Regionalliga Nord (3. Liga). Rot-Weiss Essen hat alle Spiele gewonnen und dabei 22:1 Tore erzielt. In den beiden letzten siegreichen Spielzeiten 2004 und 2006 stand am Ende der Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Also: „Auf geht`s Essen, Kämpfen und Siegen.“

Georg Schrepper

Rot-Weiss-Links auf borbeck.de:

 

Bild unten: Die Fans der Alten West sind optimistisch: Der alte Glanz der Hafenstraße führt uns ins Pokalfinale

 

Viererpack im DFB-Pokal. Essens Termath (links verdeckt) schoss 1953 vier Tore gegen den HSV. Penny Islacker (rechts) und August Gottschalk (Mitte) jubeln. Und auf der Holztribüne steht sichtbar: „... trinkt Stauder Bier"

 

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