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0 20.11.2024
Borbeck. Es (das Konzert) startete mit einem Wumms. Nein, es war ein Doppelwumms, mit dem die an diesem Abend (17. November 2024) rund 55 Musikerinnen und Musiker starke Band-/Orchestervereinigung in das Konzert startete. Ein Doppelwumms? Nun: Ein Wumms ist wohl im übertragenen Sinn die Beschreibung für ein einschneidendes Ereignis, das aufschreckt. Und der "Doppel-Wumms" ist eben die Verdoppelung. Jedenfalls war alles ruhig in dem mit rund 250 Gästen restlos ausverkauften Saal der Borbecker Dampfbierbrauerei, kurz "Dampfe" genannt.
Reinholds Brass Band (RBB) war unter der bewährten Leitung seines Dirigenten Constantin Hesselmann angetreten, um das Publikum mit einem "Galakonzert Europa" zu begeistern. Und nach rund zwei Stunden mitreissender, aber auch einfühlender Musik quer über den Kontinent oder durch europäisch anmutende Biographien mancher Sänger und Komponisten war klar: Das Publikum war begeistert, stand auf für Ovationen und forderte Zugaben.
...begann mit der Europahymne, eines der offiziellen Symbole der Europäischen Union. Wie sonst? Und schon im nächsten Part ging es nach Osteuropa, das mit Klezmer-Musik aufwartete. Ursprünglich war Klezmer die Hochzeitsmusik der aschkenasischen Juden aus dem osteuropäischen Raum. Aber die Musik hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und zu einer eigenen Musikrichtung gefunden, vor allem in Amerika.
Chick Corea, eine der bedeutendsten US-amerikanischen Jazzkomponisten ließ via RBB und "Spain" Grüße von der iberischen Halbinsel schicken.
Weiter ging es mit dem "Song of Freedom" des Niederländers Jan de Haan, der dieses Stück erstmals 1990 in Breda mit Hunderten von Musikern aufführte und der im Schlußteil mit den Noten von "Alle Menschen werden Brüder" aus Beethovens 9. Symphonie endete.
"Die Moritat von Macki Messer" aus der Opernpersiflage Dreigroschenoper von Kurt Weill und Berthold Brecht war dann schließlich der deutsche Beitrag des Eurovision Song Contest am heutigen Abend in Borbeck, gefolgt vom ehemaligen italienischen Partisanenlied "Bella Ciao", dass sich nach dem Schrecken des 2. Weltkrieges zu einer der Hymnen der antifaschistischen, anarchistischen, kommunistischen und sozialdemokratischen Bewegungen entwickelte.
Das Medley mit Peter Maffay-Songs fand in der Folge dann seinen Platz, weil Maffay selbst Euroäer durch und durch ist. Er selbst Deutsch-Rumäne. Vater Ungarn-Deutscher. Mutter siebenbürgisch-sächsischer Herkunft. Mehr europäisches Blut in den Adern geht ja kaum. Und die Band spielte seine Klassiker: "So bist Du", "Und es war Sommer", "DU" und den Karat-Song "Über sieben Brücken". Prädikat "klasse".
Dann ging es weiter. Etwas "Paso Doble" gefällig? "España cañí" (Malerisches Spanien ), auch España gitana, ist ein bekanntes Stück spanischer Musik und eröffnete den 2. Teil. Und man war noch lange nicht am Ende, auch wenn mit "Final Countdown" von Europe ein schwedischer Beitrag folgte.
Torsten Ostermann, selbst Mitglied der Band, moderierte zwischen den Musikbeiträgen sehr locker und amüsant, teils ohne und auch mit Haaren (Perücke) durch das Programm und forderte das Publikum zum gegenseitigen Wettkampf mit dem Sitznachbarn auf. Italien Pop war angesagt, bekannte, ach was, populäre Songs wie "Sarà perché ti amo", "Azurro" (übrigens von dem jazzgeprägten Paolo Conte komponiert, dem italienischen Cantautore, Komponisten, Multiinstrumentalisten und Maler) und "Gloria" machten jede Fete in den 80ern zu einem kleinen Italienurlaub. Aber wer sang diese Lieder, die doch eigentlich jeder kennt. Das herauszufinden überließ er als kleine Quizaufgabe dem Publikum. Und es lieferte ab. Klar, das waren Ricchi e Poveri, Adriano Celentano und Umberto Tozzi.
Und dann wurde es wieder schwedisch. ABBA kam. Aber auch europäisch. Denn in diesem Jahr war es genau 50 Jahre her, dass sie (aus Schweden) den Eurovision Song Contest (Europa) in Brighton (England) mit "Waterloo" (Dorf in Belgien) gewannen. Time goes bye. Hier lieferte RBB Songs wie "Mamma Mia", "Knowing Me, Knowing You", "Money, Money, Money", "I do, I do, I do", "Waterloo" ab, die das Publikum begeisterten.
Wir bleiben europäisch. "Forever Young" ist zwar auf englisch, wird aber gesungen von der Band mit dem französisch klingenden Namen Alphaville. Alphaville stammt wiederum aus dem westfälischen Münster. Dort wurde wiederum 1648 der Westfälische Frieden geschlossen. Ein multinationaler europäischer Friedensvertrag.
Und dann ging es schon in die Schlußphase. Queen und damit der englischsprachige Raum fehlten noch und beim ersten Lied "We Will Rock You" sah man dann auch wie das Publikum noch verschämt und später heftiger mit der flachen Hand auf die Oberschenkel klopfte. Der Rhythmus, bei dem jeder mit muss. "The Show Must Go On" und das tat sie auch mit dem gleichnamigen Lied. Auch die "Fat Bottomed Girls" durften nicht fehlen und nichts konnte Reinholds Brass Band an diesem Abend stoppen: "Don't Stop Me Now".
Schluß. Punkt. Aus. Das Konzert war (fast) vorbei. Lobende Worte an die Beteiligten. Standing Ovations vom Publikum und schließlich die Aufforderung an Reinholds Brass Band "Zugabe, Zugabe, Zugabe".
Die wurde dann auch wieder zunächst europäisch mit dem "Eurovisionsmarsch", der in ARD und ZDF immer intoniert wurde, wenn es europaweite Fernsehsendungen gab, begonnen. Schließlich wurde das Publikum mit "Guten Abend, gute Nacht", das mehr als 200 Jahre alte Gedicht deutschsprachiger Volkspoesie, welches von Johannes Brahms zu einem der bekanntesten deutschen Schlaflieder vertont wurde, nach Hause ins Bettchen geschickt.
Ein toller Musikabend war zu Ende.
Wann sehen wir Reinholds Brass Band wieder? Spätestens zum Sonntagsfrühkonzert im Mai in der Dampfe. Der Termin wird noch bekanntgegeben.
Wer mehr über Reinhold Knust, den 1982 viel zu früh verstorbenen Gründer von Reinholds Brass Band und die Band selbst erfahren möchte, kann dies hier tun.
Foto und Text: RWS
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