Rein in den Mai!

Von Feuern, Bäumen und Hexensabbat

0 30.04.2019

Es waren schon seltsame Burschen, die römischen Kaiser: Nero (37-68 n. Chr.) ließ den Monat Mai in „Claudius“ umbenennen, weil dies einer seiner vielen eigenen Namen war. Eine Pleite – wie auch manches andere in seiner verkorksten Künstlerkarriere. Unter Commodus, Kaiser von 180-192, gab es noch mal einen gescheiterten Versuch: Nun hieß der Monat "Lucius" – aber auch das setzte sich nicht durch. Zu sehr offensichtlich war der Name des „maius“ den alten Römern vertraut. Sie hatten ihn nach ihrer Göttin Maia benannt – ein Wort, das so etwas wie Wachstum und Vermehrung bedeutet. Klar, dass damit die sprießende Natur gemeint war.

Das sah auch ein späterer Nachfolger der Imperatoren Roms so: Kaiser Karl der Große, der alte Franke, knüpfte an sie an. Auch er suchte und fand eine neue Bezeichnung. Er führte im 8. Jahrhundert den Namen „Wonnemond“ ein, der ursprünglich das Vieh meinte, das nun wieder auf die Weide konnte. Das Althochdeutsche war einige Jahrhunderte später nicht mehr so geläufig. Spätestens die Romantiker setzten bei der Erklärung für den immer noch genannten Monat voll auf die „Wonne“.

Selbst die so beschlagenen „Grimm-Brüder“ warfen die Bedeutungen durcheinander. Denn es gab ja auch das schöne Wort „Maien“ für die vielen grünen Zweige. Der alte Karl habe den Monat nach denselben benannt, meinten sie. So nennt man schließlich auch die frischen Birken-Büsche/Buschen, die seit gut 800 Jahren den Übergang in den Monat schmücken. Im Rheinland setzt man die „Maien/Maibäume“ für die Liebste, im Süden kommt er auf den Dorfplatz. Und in einem zünftigen Biergarten gehört er sowieso

Hexensabbat zu Walpurgis

Wer in den Mai hinein will, der muss aber natürlich zuerst durch die „Walpurgisnacht“. Denn die Nacht auf den 1. Mai verbinden die meisten mit einem tosenden dämonischen Hexensabbat, mit auf Besen reitenden teuflischen Gestalten, die aus unerfindlichen Gründen noch in den Harz zum Blocksberg müssen. Die Namensgeberin für diesen Tag hätte sich allerdings schwer gewundert: Die fromme Nonne Walburga, die Anfang des 8. Jahrhunderts in England lebte, hatte ihren Festtag bis ins Mittelalter ursprünglich am 1. Mai. Die heiliggesprochene Nichte von Bonifatius folgte dessen Ruf ins düstere Germanien, wo der „Apostel der Deutschen“ ständig auf Missionstour war.

Wie zahlreiche Verwandte aus seiner angelsächsischen Sippe landeten die fromme Adelige als Äbtissin im Fränkischen, der Kölner Erzbischof Anno II. machte sie weit über das Rheinland hinaus bekannt, gründete Walberberg und sorgte für die breitere Verehrung. Und weil der Vorabend des Festes immer schon kräftig gefeiert wurde, gab es zu dieser Gelegenheit auch schon früher bald wilde Parties, bei denen große Feier eine Rolle spielten. Sie sollten – wie die Heilige selbst – gegen Tollwut und Seuchen helfen. Um die Maifeuer wurde getanzt – und daran, dass viele sich zu einer rauschenden Nacht versammeln, hat sich nichts geändert.

Schade eigentlich, dass der Brauch des Maibaumaufstellens nicht ganz bis ins Ruhrrevier vorgerückt ist. Ein Glück natürlich für die Birken in der Gegend und auch für die Dachrinnen in der Region, die sonst die Stämme mindestens einen ganzen Monat lang festhalten müssten .... Alles neu macht der Mai! Allen unseren Leserinnen und Lesern einen schönen Start in den Wonnemonat!

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