Pottgärten: Frisch vom Acker auf den Ess-Tisch

Selbstversorger-Idee blüht auch am Winkhauser Tal auf

0 19.01.2022

MÜLHEIM/SCHÖNEBECK/BEDINGRADE. Wir säen. Sie gärtnern und ernten“, unter diesem Motto stellt Agrar-Ingenieur Matthias Ott (26) ab Ende April an der Mülheim/ Essener Stadtgrenze erneut mehrere Gemüsefelder für Hobby-Gärtner zur Verfügung. In diesem Jahr kann Ott auf ein erfolgreiches erstes Erntejahr zurückblicken. „Ich bin immer noch von der Begeisterung der Menschen fasziniert. Es war die richtige Idee, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort“, bringt es der Jung-Unternehmer auf den Punkt. „Vielen Menschen fiel im Homeoffice die Decke auf den Kopf. Sie wollten raus in die Natur, was erleben und haben sich zu begeisterten P:OTT-Gärtnern entwickelt.“

Auf einer Fläche von insgesamt 1,5 Hektar baut Ott auch im Jahr 2022 Gemüse und Blumen an. In der zweiten Saison ist er aktuell seiner Zeit voraus. „Im letzten Jahr habe ich kurzfristig das Projekt realisiert“, beginnt er zu berichten. „Das gesamte Gelände musste eingezäunt und die Felder eingesät werden. Das war schon sportlich“, so der 26-Jährige. Dabei verhehlt er nicht, dass anfangs nicht alles rund lief. „Ich habe Unmengen an Wasser herangefahren, weil fast jeden zweiten Tag die großen Tank-Kanister leer waren. Die Gärtnerinnen und Gärtner haben viel gegossen und mussten erst lernen, dass in der Landwirtschaft oftmals weniger mehr ist.“

Alles in allem hat sich die Gemeinschaft eingespielt. Mehr als das, wenn man Ott Glauben schenken mag. „Es ist eine großartige Gemeinschaft entstanden. So etwas wünscht man sich natürlich, wenn man ein solches Projekt startet.“ Die Jung-Gärtner genossen die Feldarbeit, freuten sich auf Ernteerträge, plauschten mit den Nachbarn und tauschten ihre Ernte untereinander. Doch sie lernten auch geduldig zu sein. „Das Erntejahr hat 2021 später begonnen als vorgesehen. So ist es manchmal in und mit der Natur“, so Ott achselzuckend. In diesem Jahr ist der Start für Ende April/ Anfang Mai vorgesehen.

Dann freuen sich sowohl die P:OTT-Gärtner als auch Initiator Matthias Ott auf ein Wiedersehen. „Schön, dass viele Gärtner der ersten Stunde auch im zweiten Jahr dabei sind.“ Die „Wiederholungstäter“ sind es auch, die an einem intensiven Austausch interessiert waren. „Wir haben nach Verbesserungen gefragt, was für gut oder weniger gut befunden wurde und was gewünscht war. Darauf haben wir reagiert“. So werde in der zweiten Saison weniger von Ott gepflanzt, da viele Parzellen-Inhaber ein Teil des Feldes in Eigenregie bestücken wollen. „Das kann ich nur zu gut verstehen. Ich persönlich mag keinen Brokkoli. Wenn ich diesen dann in Fülle ernten muss und ich nicht weiß, wohin damit, ist das unnötig. Aber hier werden wir optimieren.“ JK

Ob Singles, Paare, Familien, Senioren, das Feld an der Kreuzung Reuterstraße/ Hansbergstraße ist im vergangenen Sommer zu einem beliebten Treffpunkt geworden. „Eine wirklich tolle Resonanz. Mich haben viele Danke-Nachrichten erreicht, den Menschen bedeutet das etwas.“

Noch sind an der Stadtgrenze Mülheim-Heißen und Essen-Schönebeck im Naturschutzgebiet »Winkhauser Tal« einige wenige Parzellen frei. „Wir bieten unterschiedliche Feldgrößen von 50 bis 100 Quadratmetern an, reagieren aber auch auf individuelle Anfragen“, erklärt Ott, der sich auch vorstellen kann, etwa einer Kita einen Gemeinschaftsgarten anzubieten. Interessierte können sich gerne melden. Das idyllische Plätzchen ist zudem ein echter Anziehungspunkt. „Man kommt wunderbar zu Fuß, über die Fahrradtrasse mit dem Rad, aber auch mit dem Auto zum Feld“, erklärt Ott. Und noch etwas begeistert ihn: „Im Supermarkt werden Produkte, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen, aussortiert. Hier nicht. Sie landen zu Hause auf dem Teller, denn was man mit eigenen Händen aus der Erde zieht, wird auch gegessen.“

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