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0 17.09.2025
DELLWIG. Es war so nett gewesen – wir haben berichtet vom Gemeindefest in St. Michael in Dellwig. Doch dann gab es Streit: Am letzten Samstagabend, 13. September, 2025, ist es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung gekommen. Die Polizei Essen ermittelt wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung gegen einen der beteiligten beiden Personen, wie Kirche+Leben gestern meldete. Wie wir wissen, hatte man die Besucher des Gemeindefestes aufgrund des gegen 20 Uhr beginnenden Platzregens ins Pfarrheim gebeten und die KJG-Band beendete ihren Auftritt von der eigens aufgebauten kleinen Bühne, auf der eine mit dem KJG-Logo versehene kleine Fahne des Jugendverbandes für einen bunten Hintergrund sorgte.
Wie „Kirche+Leben" berichtete, habe es einen „gewaltvollen Übergriff“ gegeben, der als „Reaktion auf das Hissen der Regenbogenfahne“ zu verstehen sei, so die Online-Zeitung mit Bezug auf einen Post der Katholischen Jungen Gemeinden (KjG) St. Michael von Sonntag auf Instagram. Danach seien zwei Leiter/innen dabei verletzt worden und man verurteile die Tat „aufs Schärfste“. Die KjG stehe für eine „demokratische und gleichberechtigte Gesellschaft“, hieß es dort weiter. Dem Verband sei wichtig, dass sich jeder Mensch wohlfühlen könne. „Diskriminierung, Hetze und Gewalt haben bei uns keinen Platz“, so die KjG St. Michael. „Wir setzen eine klare Kante gegen Rechts. Wir bleiben präsent. Die Regenbogenfahne bleibt. Wir sind mehr.“ Unter dem Post bekundeten der KjG-Bundesverband und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend Nordrhein-Westfalen ihre Solidarität.

Die unter der Bezeichnung „Progressive flag KjG (Neues Design 2024)" vom KJG-Bundesverband und Diözesanverbänden vertriebene Fahne hat eine Abmessung von 150x100 cm. Sie ist recycelt aus PET-Flaschen.
Auf Anfrage des Online-Portals Kirche + Leben bestätigte der Essener Polizeisprecher Matthias Werk, dass der mutmaßliche Täter nach zunächst verbaler Auseinandersetzung aggressiv geworden sei, den anderen mit der Faust geschlagen und später ein Bierglas nach ihm geworfen habe. Der Täter sei beim Eintreffen der Polizei am Tatort geflüchtet gewesen, etwa 1,80 Meter groß, von „normaler Statur und deutscher Erscheinung und war offensichtlich Teilnehmer der Veranstaltung“. Das 22-jährige männliche Opfer werde noch zur Vernehmung bei der Kriminalpolizei geladen, von der die Ermittlungen übernommen worden seien. Der von Kirche + Leben angefragte zuständige Pfarrer Benedikt Ogrodowczyk von St. Dionysius in Borbeck verurteilte nach dem Bericht den Vorfall. Es sei schockierend, dass ein Zeichen für Vielfalt solche Gewalt hervorrufe. Nachrichtenagenturen und zahlreiche Medien bundesweit nahmen den Vorgang nach den ersten Meldungen mittlerweile auf.
Heute zitierte die Bischöfliche Pressestelle in Essen eine Stellungnahme von Bischof Franz-Josef Overbeck, der den Angriff „aufs Schärfste“ verurteilte: „So etwas widerspricht unserem christlichen Menschenbild und darf in unserer Kirche, die für Toleranz, Respekt und Vielfalt stehen soll, keinen Platz haben“, so Overbeck. Dabei nannte die Mitteilung weitere Details zum Vorgang: Danach wurden zwei Leiter des katholischen Jugendverbands „von bislang unbekannten Männern angesprochen und gefragt, wie denn eine Regenbogenfahne für die Werte der katholischen Kirche stehen könne. Die Jugendleiter hätten ruhig und sachlich entgegnet, dass sich das Thema Vielfalt ihrer Ansicht nach durchaus mit dem katholischen Glauben verbinden lasse. Daraufhin habe ein Wort das andere gegeben, bis die Auseinandersetzung schließlich körperlich eskaliert sei.“
Bischof Overbeck würdigte das Engagement der KjG: „Sie setzen sich friedlich und mutig für eine offene, bunte Kirche ein. Zeichen wie die Regenbogenfahne symbolisieren, dass jeder Mensch von Gott gewollt ist und in seiner Liebe steht – unterschiedslos, voraussetzungs‑ und bedingungslos.“ Durch ihren Einsatz lebten die Leiterinnen und Leiter der KjG diese Botschaft ganz praktisch vor: „Unser Glaube an die absolute Gleichheit aller Menschen als Geschöpfe Gottes lässt es nicht zu, dass Menschen ausgegrenzt werden. Ihr gesellschafts‑ und kirchenpolitisches Engagement, ihre kritische Stimme und ihre Begleitung junger Menschen sind unverzichtbar“, so Overbeck. „Der KjG danke ich für ihr mutiges Engagement, ihre klare Haltung und die wichtige Jugendarbeit, die sich an den christlichen Werten ausrichtet. Ich versichere der KjG meine Solidarität und stehe fest an ihrer Seite.“
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