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0 23.06.2021
BORBECK. Das Summen und Brummen war in der spätnachmittäglichen Ruhe kaum zu überhören. Eine Drohne, mutmaßten einige Mitarbeiter, andere tippten auf den Einsatz diverser Gartengeräte in der Umgebung. Weit gefehlt. Ein Bienenschwarm hatte sich auf das Gelände des Philippusstifts verirrt und versuchte an der rückwärtigen Fassade des Gebäudes ein Plätzchen zum Verschnaufen zu finden.
„Nichts Ungewöhnliches“, erklärt der herbeigerufene Imker Norbert Herborn. „Wird das Wohnraumangebot im eigentlichen Zuhause zu beengt, dann macht sich die Hälfte der Truppe mit der alten Königin auf den Weg, um ein neues Quartier zu finden.“ Suchbienen halten Ausschau nach einer neuen Wohnung. „Der Schwarm wartet oftmals über Stunden, manchmal auch einen Tag oder sogar länger auf gute Nachrichten“, so Herborn.
Leider klappt das mit der Wohnungssuche nicht immer. Natürliche Behausungen für Honigbienen sind selten geworden. Norbert Herborn versucht wie alle Imker und Imkerinnen, das Schwärmen der eigenen Bienen zu verhindern. „Immer klappt das nicht“, räumt er ein. Deshalb sei es wichtig, dass Bienenschwärme umgehend eingefangen und in die Sicherheit eines Bienenstocks gebracht werden. Vor diesem Hintergrund war der Gerscheder Hobbyimker natürlich sofort bereit, gemeinsam mit der Feuerwehr „Erste Hilfe“ für den heimatlosen Schwarm am Philippusstift zu leisten. Die Haustechnik des Borbecker Krankenhauses, das zum Katholischen Klinikum Essen (KKE) gehört, hatte die Experten direkt nach Identifizierung der „unbekannten Flugobjekte“ zu Hilfe gerufen. Ohne den Einsatz eines Hubrettungsfahrzeugs wäre allerdings kein Rankommen an die aufregten Honigbienen gewesen. Die hatten sich einen Mauervorsprung in gut sechs Metern Höhe als Sammelpunkt ausgesucht.
Knapp 5 Kilo „Bienen“, in Summe zwischen 40- und 50.000 Tiere, sammelte der Borbecker Imker an der Hauswand des Krankenhauses ein. Mit Hilfe einer Sprühflasche und Wasser simulierte er feinen Regen. „Dann werden die Bienen ganz kuschelig und lassen sich gut abgreifen.“ Keineswegs zum Nachahmen empfohlen. „Taucht irgendwo ein Schwarm auf, sollte umgehend ein Imker informiert werden“, so der Experte. Im Internet finden sich auf der Seite des Essener Kreisverbandes entsprechende Ansprechpartner mit Kontaktdaten (https://www.kreisimkerverband-essen.de/bienenschwarm-melden).
Ihren aufregenden Aufbruch zu neuen Ufern haben die Bienen übrigens bestens überstanden. Bei Norbert Herborn haben sie ein neues Zuhause gefunden. „Teilmöbliert“, wie er augenzwinkernd verrät. Ihre Bienenkiste mit zehn Rähmchen bietet alles, was die Honigbienen an einem guten Zuhause schätzen. Alle Schwarmmitglieder hat der Imker allerdings nicht abgreifen können. „Ich war zwei Tage nach der erfolgreichen Rettung immer mal wieder auf dem Gelände und habe mir die Stelle angeschaut, an der sich die Bienen gesammelt hatten. Es waren immer noch Tiere da“, erzählt KKE-Mitarbeiter Peter Scherp. „Die werden inzwischen untergekommen sein“, ist sich Norbert Herborn sicher. „Bei einem anderen Imker. Denn bei den Bienen gilt: Wer etwas mit den Stock hineinbringt, ist gern gesehen, darf bleiben und mitarbeiten.“
Christa Herlinger, Fotos oben: Videoausschnitte P. Scherp
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