Ostern - Ein plattdeutsches Gedicht von Hermann Hagedorn

Ins Hochdeutsche übertragen von Franz Josef Gründges

0 17.04.2025

Ostern

As van dä Klocken dän eäßen Ton

Als der erste Glockenton

vämorgen en onse Wiesche kom,

Frühmorgens in unsere Wiese drang,

do pocken do'usend Männekes

Da fassten sich tausend Männlein

sick an dä gräune Hännekes,

An ihre grünen Hände,

nohmen dä Bläumkes en dä Midde,

Nahmen die Blumen in die Mitte,

Botterblaumen, Schlöttels ... wie hedd doch dät dridde?

Butterblumen, Schlüssel . . . wie heißt noch mal die dritte?

Öt het än Köppken so rot as Füe,

Es hat einen feuerroten Kopf,

fröher stonn't ok bi ons vö dä Düe,

Früher stand es bei uns vor der Haustür,

dä Moder haa dät Bläumken so gäene,

Die Mutter mochte das Blümchen so gerne,

öt keck ömmer so, as än schöe Deäne -

Es schaut immer wie ein hübsches Mädchen –

Och! Priemelken hedd dät dridde Bläumken . . .

Ach ja, Primel heißt die dritte Blume.

 

Priemelken, Schlöttel- on Botterbläumken

Primel, Schlüssel- und Butterblume

danzen bim eäßen Klockenton

Tanzten beim ersten Glockenton

vämorgen en onse Wiesche schon,

Frühmorgens schon auf unserer Wiese.

Gräunmännkes hadd 'n öe an 'e Hand,

Sie nahmen die grünen Männlein an die Hand

dä woren rein ut Rann on Band

Und waren ganz außer Rand und Band

on hören nech op, öe röm dä dreihen,

Und hörten nicht auf sich im Kreis zu drehen –

ick häw ät met eegene Oogen geseihen, . . .

Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! –

on as sö nech mä danzen konnen,

Und als sie nicht mehr tanzen konnten,

hongen sö trurig dän Kopp no onnen . . .

Ließen sie traurig die Köpfe hängen.

Do nohmen dä gräune Männkes

Da nahmen die grünen Männlein

dä Bläumkes wi'e an 'e Händkes,

Die Blumen wieder an ihre Händchen

brachen jedet an sine olle Sti'e . .

Und brachte jede an ihren angestammten Platz zurück. . .

Do stött sö nu! Do blött sö wi'e!

Da stehen sie nun! Da blühen sie wieder.

Erstdruck: Essen-Borbecker Lokalanzeiger Nr. 101 / 17.04.1927

Hatte on Heeme. Botterblaumen 1984, S. 16

BN Nr. 14 / Ostern 1961 [31.03.61]

Ostern ist schlicht ein 1927 entstandenes Gedicht von Hermann Hagedorn überschrieben. Die Mundart des Dellwiger Heimatdichters Hermann Hagedorn wird kaum noch gesprochen, nur hier und da in Erinnerung gehalten. Dieses hübsche Ostergedicht wählte Franz Josef Gründges aus und übertrug es stimmungsvoll ins Hochdeutsche. Dafür dankt die Redaktion von borbeck.de sehr.

Das Bild zeigt übrigens Hagedorn in seiner Wahlheimat Fretter im Sauerland mit "Fridolin".

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