Noch ein Corona-Semester

Studenten fahren auch in Borbeck „auf Sicht“

0 23.10.2020

ESSEN. „Willkommen an der ersten deutschen Universität des 21. Jahrhunderts“, heißt es selbstbewusst auf der Homepage der Universität Duisburg-Essen: „Das wird eine richtig gute Zeit“, wirbt die UDE als „eine der jüngsten und größten Universitäten Deutschlands“ und macht Lust auf das Studium. Für die angehenden Erstsemester und die bereits Studierenden aber sind auch die kommenden Monate eine erneute Herausforderung. Auch für den Studentenverein Unitas Ruhrania und seine Mitglieder in seinem Studentenhaus „Feldschlößchen" an der Borbecker Flurstraße, die sich hier, in Duisburg, Bochum, Dortmund oder Gelsenkirchen auf ihre Examen und das Berufsleben vorbereiten.

„Weiteres hybrides Semester“

Denn Lernende und Lehrende an den Universitäten überall stellen sich jetzt „auf ein weiteres hybrides Semester ein“. So ist es jetzt etwa bei der UDE zu lesen, mit mehr als 42.000 Studierenden aus über 130 Nationen in rund 250 Studiengängen inzwischen eine der großen Unis in Deutschland. Sie bietet ein breites Fächerspektrum von den Geistes-, Gesellschafts- und Bildungswissenschaften bis zu Wirtschafts-, Ingenieur-, Naturwissenschaften und Medizin. Doch die sonst gewohnten Studienbedingungen mit Vorlesungen, Seminaren und verschiedenen Arbeitsgruppen sind nun weiter deutlich verändert: „Das heißt, die Fakultäten bereiten das Wintersemester 2020/21 mit vorwiegend distanten Lehrangeboten vor“, informiert die Hochschule, ausgewählte Präsenzveranstaltungen wie Laborpraktika werden wohl nur mit reduzierter Gruppengröße angeboten. Selbst der früher übliche Semesterstart ist nach hinten gerutscht: Statt zur Mitte des Oktobers beginnen die Vorlesungen des neuen Wintersemesters mit Ausnahme in der Medizin hochschulweit für alle am 2. November.

Für die Studentinnen und Studenten an allen Universitäten wird es also wie bereits im Sommer laufen: Zur Vorlesung heißt es den Rechner anwerfen und per Bildschirm lernen - ein ganz anderes Studieren als gewohnt, zumal die Lage für viele eh schon schwierig ist. Wer etwa auf studentische Nebenjobs angewiesen ist, hat das schon im Sommer spüren müssen. Aber auch die typische studentische „Freiheit“ mit der üblichen Geselligkeit, mit Festen und Debatten ist erheblich eingeschränkt.

Gemeinschaft ist eingeschränkt

Diese Erfahrung machen auch Studenten in Essen-Borbeck, die genau darauf sonst großen Wert legen - wie der „Wissenschaftliche katholische Studentenverein Unitas Ruhrania Bochum - Duisburg-Essen - Dortmund“ im „Feldschlößchen“ an der Flurstraße. „Durch den Sommer sind wir noch halbwegs gut gekommen“, so der Vorsitzende Nico Fröse, der an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund studiert. Obwohl viele Termine im Semesterprogramm gestrichen werden mussten, habe man sich „ganz gut geschlagen“ - darüber habe auch die Verbandszeitung für die Studenten und Studentinnen der bundesweit über 40 örtlichen Unitas-Vereinigungen jüngst berichtet. So sorgten neben Open-Air-Veranstaltungen zumindest virtuelle Treffen am Computer für den Zusammenhalt des Unitas-Vereins an den Ruhr-Universitäten. „Doch können Zoom- oder Skype-Konferenzen auf Dauer natürlich nur sehr bedingt die Gemeinschaft ersetzen, die bei uns einen großen Stellenwert hat“, so Fröse. „Besonders leidet der Austausch im persönlichen Gespräch. Wissenschaftliches Arbeiten aber lebt davon, dass man über seine eigenen Fachgrenzen schaut und lernt, wie andere an Probleme oder Themen herangehen. Das fehlt uns sehr.“

„Auf Sicht fahren"

Mit den aktuellen Corona-Verordnungen schlägt nun der Rotstift im geplanten Semesterprogramm erneut zu. Die typischen wissenschaftlichen Abende und festlichen Veranstaltungen des vor 109 Jahren gegründeten Vereins stehen für die Studenten aus vielen Fachrichtungen wieder unter Vorbehalt. Wie im Sommer werde man damit jetzt wieder „auf Sicht fahren müssen“, heißt es bei der „Ruhrania“. Damit teile sie das Schicksal vieler Gruppen, Vereine und Initiativen, die derzeit von der Situation betroffen sind. Auch die katholische Studentenvereinigung spüre dies besonders bitter, weil sie zudem aus Angehörigen vieler Generationen bestehe: „Gerade die Mitglieder aus dem Kreis der Ehemaligen werden kaum noch zu unseren Terminen kommen können“, macht das in diesem Semester verantwortliche Leitungsteam deutlich. „Wir nehmen diese Herausforderung aber sehr ernst, denn wir haben trotz des großen Veranstaltungssaals unter dem Dach unseres Feldschlößchens nur beschränkte Raumkapazitäten und wollen niemanden gefährden“.

Semesterauftakt am Sonntag

„Trotzdem werden wir uns nicht kleinkriegen lassen“, erklärt Nico Fröse vor dem kommenden Semesterauftakt: Die Studenten beginnen traditionell ihr Semester mit dem Messbesuch am Sonntag um 10 Uhr in St. Dionysius und weisen auf die dort aktuell verschärften Corona-Regeln hin. Die Planungen für ein Großereignis im Jahr 2021 gingen indes ungehindert voran, so der amtierende „Senior“ der örtlichen Unitas-Vertretung an den Ruhr-Universitäten. Anfang Juni will sie in Borbeck und Essen die 144. Generalversammlung des UNITAS-Bundesverbandes ausrichten und ihr 110-jähriges Bestehen feiern. „Seit unserer Gründung haben wir schon ganz andere Zeiten überstanden“, heißt es an der Flurstraße trotzig.

Links:

UDE-Informationen für Studierende: https://www.uni-due.de/de/covid-19/studierende.php
W.K.St.V. Unitas Ruhrania: www.unitas-ruhrania.org

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