Menschlich herzlich lokal: das Vaterunser auf Ruhrdeutsch

Pfarrer i.R. Walther Henßen hat eine herzliche Beziehung zur Mundart

0 24.10.2019

ESSEN. Unser Vatter im Himmel, auf dein Name darf keiner wat komm‘ lassen…“ – nach den Zehn Geboten hat der Essener Pfarrer i.R. Walther Henßen nun auch das wichtigste Gebet der Christenheit, das Vaterunser, samt der dazugehörigen Erläuterungen ins Ruhrdeutsche, die „Herzenssprache der Menschen hier im Pott“, übertragen. Exklusiv erhältlich ist das Minibüchlein, das von Pfarrer-Kollege und Cartoonist Rainer Holweger pfiffig illustriert wurde, ab sofort zum Preis von 1,50 Euro bei der Essener Altstadt-Buchhandlung, die damit ihr zehnjähriges Bestehen am jetzigen Standort Zwölfling 12 feiert.

„Ist so etwas erlaubt, und wie kann man das begründen?“ Solche Fragen und Reaktionen sind Walther Henßen aus dem eigenen Freundeskreis vertraut und der Ruhestandspfarrer weiß: Ähnlich kontroverse Rückmeldungen dürfte es auch aus der übrigen Leserschaft geben. Von jeher habe das Vaterunser, bildlich gesprochen, „so etwas wie einen unantastbaren Heiligenschein“ und jeder, der sich anschicke, den vertrauten Wortlaut zu ändern, müsse sich kritischen Anfragen stellen, schreibt der Übersetzer in seinem Vorwort. „Dabei könnte man sich doch darauf einigen, dass, wenn sichergestellt ist, dass der Inhalt der Worte gewahrt bleibt, die „jeweilige Wortwahl nicht mehr an erster Stelle“ stehen muss. „Wenn also das garantiert ist, schließe ich daraus, dass ein Gebet auch dann erhört wird, wenn der Beter es in seiner Mundart oder Ausdrucksweise formuliert.“

Dem kann Sabine Buchholz, Geschäftsführerin der Altstadt-Buchhandlung, uneingeschränkt zustimmen, mehr noch: Sie freue sich, dass dem „elementaren Gebet der Christen mit der Übersetzung eine besondere Note verliehen wird – menschlich, herzlich, lokal.“

Zum Übersetzer: Walther Henßen, geboren 1938 als Sohn des Pfarrers Erwin Henßen in Ottweiler/Saar, war nach seinem Studium der Theologie von 1968 bis 1984 Pfarrer in Brebach-Fechingen/Bliesransbach. Schon recht früh entdeckte er seine Liebe zur Mundart. Dies äußerte sich z.B. in zahlreichen Mundart-Gedichten über die vielfältigen Lebensgeschichten, die einem Pfarrer so im Laufe seines Dienstes begegnen, und die er regelmäßig im Gemeindebrief veröffentlichte. Bereits ab dem Jahre 1981 hielt er seine ersten Mundartgottesdienste, über die die Saarbrücker Zeitung damals schrieb: „Gott muss Saarländer gewesen sein!“ 1984 zog Walther Henßen nach Essen, wo er bis zu seiner Pensionierung 13 Jahre lang Pfarrer an der Erlöserkirche war.

Seiner Vorliebe für Mundart-Texte blieb er auch hier treu: 2014 erschien „Wat Sache is – Die 10 Gebote auf Ruhrdeutsch“; jetzt folgt das Vaterunser. – Rainer Holweger, der das Büchlein illustriert hat, ist Cartoonist und Pfarrer in Gäufelden-Öschelbronn.

 

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