Meinung: Von Dreckfinken und Lebensregeln

0 07.02.2025

BORBECK. „Wir in Borbeck gestalten unsere Zukunft gemeinsam“ – so ist es im Kasten des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins auf dem Höltingplatz zu lesen. Linke Seite, einfach zu finden, unterschrieben am 18. September 2021. „Dies sind unsere 7 Miteinander-Lebens-Regeln“, heißt es weiter. Und dann werden die Punkte aufgezählt, um die es geht:

  1. „Wir gehen respektvoll miteinander um, ohne Vorbehalte hinsichtlich Religion, Herkunft oder Geschlecht.
  2. Wir setzen uns für ein lebendiges und vielfältiges Borbeck ein und fördern Begegnungen.
  3. Wir gehen wertschätzend miteinander um und lösen Konflikte friedlich.
  4. Wir leben ein solidarisches Miteinander und helfen Menschen in der Not.
  5. Wir fördern Kinder und Jugendliche und bieten ihnen Entwicklungsmöglichkeiten für eine gute Zukunft.
  6. Wir tragen zu einem angenehmen und sauberen Umfeld bei.
  7. Wir übernehmen Verantwortung für den öffentlichen Raum und schützen unsere Umwelt
 in Borbeck.“

Unterschrieben wurde das damals im Namen der Bezirksvertretung IV und damit stellvertretend für alle, die in Borbeck leben, von Borbecks Bezirksbürgermeisterin Margarete Roderig. Dazu zeichneten das Integrations- und Bildungszentrum Essen e.V., die Katholische Kirchengemeinde St. Dionysius, der Bürger- und Verkehrsverein Borbeck, die Ev.-Freikirchliche Gemeinde Essen-Borbeck, die Salesianer Don Boscos und die Ev. Kirchengemeinde Essen-Borbeck-Vogelheim.

Doch dann gehst Du nur ein paar Meter weiter und Dir fällt der Kitt aus der Brille, falls vorhanden.

Verwüstung eines Stadtteils

Mal ganz einfach gefragt: Warum siehst du genau das Gegenteil von all dem auf sämtlichen Schildern und Kästen, auf Hauswänden und Mauern? Blödsinnige Schmierereien von rücksichtslosen, respektlosen, unsolidarischen und verantwortungslosen Narrenhänden, hässliche Aufkleber, allesamt Sachbeschädigung – überall. Wild übereinander, nebeneinander, vorsätzlich, ausgesprochen hässlich. Schlicht: Nun mal wirklich alles andere als ein Beitrag zu „einem angenehmen und sauberen Umfeld“, um es mit Blick auf Punkt 6 der „gemeinsam gestalteten Miteinander-Lebens-Regeln“ oben zu sagen.

Sogenannte „Fußballfans“

Prominent und an allererster Stelle vertreten sind seit Jahren schon sogenannte Fußballfans, die hier überall „ihr Revier“ markieren wollen. Diese sogenannten Fans eines Vereins, der ohne Zweifel alle Sympathie verdient: Es ist unser Verein, ist bei uns entstanden, hat eine große Geschichte, liegt gleich um die Ecke und ganz Borbeck hört es im Sommer gerne, wenn die Stimmung im Stadion - wie ein Mann - die Spieler nach vorne treibt. Aber wer nach und nach seinen ganzen Stadtteil verwüstet, Straße für Straße, Schild um Schild, Wand um Wand, der tut überhaupt nichts für den Verein, ist kein Unterstützer, kein ernstzunehmender Anhänger des Clubs, sondern schlicht ein elender Dreckfink. Und wo Dreck ist, kommt Dreck dazu.

Teamgeist geht anders

Echter Teamgeist und Fair Play, wie im Sport leicht erlernbar, spielen offensichtlich für Ultras, Freaks, Junge Essener, Vandalz, Rude Fans oder wie sie sich immer nennen, wirklich keine Rolle. Mal ganz abgesehen von Ausschreitungen, Gewalt, ungehemmter Zerstörungswut, die sich im Umfeld von Spielen Bahn bricht: Selbst die eher harmloser wirkende Aufkleberitis ist nichts als Etikettenschwindel und das Gegenteil von dem, was sie mit ihren Aufklebern vorgeben: Sie sind gar keine Fans. Denn auch was die ständig weiter wuchernde Verheerung des Stadtbilds bewirkt, wendet sich nicht nur gegen sie selbst, sondern natürlich  gegen einen Verein, der das nicht im Griff hat, der ihnen nicht die Meinung sagt und sie einfach mal in den Senkel stellt.

Was ist an den oben zitierten Regeln oben wirklich so falsch? Was davon ist nicht zu verstehen? Sollte sich irgendeine Truppe, die sich angesprochen fühlt und es mit unserem RWE wirklich gut meint, einfach mal beim Pils mannhaft dafür entscheiden, die Sauerei aus dem Stadtteil zu entfernen, hätte sie alle Sympathien auf ihrer Seite. Wenn sie sich wirklich als das beweisen, was sie sein wollen: Echte, ehrliche Fans, die zu ihrem Verein stehen. Und die seine Heimat nicht zu einem einzigen Drecksloch machen.

Man kann gar nicht alles fotografieren, was inzwischen auf kleinstem Raum und auf nur wenigen Metern alles die ganze Gegend verschandelt.

 

Bild unten: Die "7-Miteinander-Leben-Regeln", wie sie in Borbeck für alle gelten sollten. Was ist daran nicht zu verstehen?

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