Krankenhäuser: Kooperationspläne werden begrüßt

Auch aus Mitarbeiterkreisen hört man Zustimmung zur Zusammenarbeit. Dort wird gehofft, dass die Häuser bessere Verhandlungsmöglichkeiten gegenüber den Krankenkassen erreichen und Zukäufe großer Krankenhauskonzerne in Essen abgewehrt werden können.

0 20.12.2023

ESSEN/BORBECK. Die Kooperationspläne dreier großer Klinikbetreiber in Essen werden von der Stadtspitze und den großen Parteien begrüßt. Die SPD-Ratsfraktion Essen ist gespannt, in welche Richtung sich die Zusammenarbeit entwickelt und hat allerdings klare Vorstellungen und Forderungen zur weiteren Entwicklung der Gesundheitsversorgung in Essen.

„Wir begrüßen es sehr, dass das Alfried-Krupp-Krankenhaus, Contilia und die evangelischen Kliniken Essen-Mitte zusammenarbeiten und ihre Angebote bündeln und gegenseitig abstimmen wollen. Statt Konkurrenz ist Kooperation genau der richtige Weg, um den vielfältigen Herausforderungen der Zukunft im Gesundheitssystem zu begegnen. Wir haben ja gerade in Essen erlebt, wie schnell es gehen kann, wenn wirtschaftliche Zwänge von einzelnen Trägern die Schließung von Kliniken quasi über Nacht bedeuten“, stellt Julia Jankovic, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Rat der Stadt Essen, klar.

„Der Erfolg des zukünftigen partnerschaftlichen Modells steht und fällt allerdings mit der Tragfähigkeit der Finanzierung. Vor allem darf die Kooperation nicht dazu führen, dass nun durch die Hintertür weitere Klinikschließungen und damit einhergehende Überlastungen der verbleibenden Fachabteilungen in den Krankenhäusern drohen, so wie es punktuell zum Beispiel in der Geburtshilfe schon zu beobachten ist“, ergänzt Detlef Schliffke, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Essen.

„Wir erwarten daher, dass auch die Stadtverwaltung eng in diesem Prozess eingebunden wird und ihn aktiv begleitet. Sollte es durch die Zusammenlegung von Abteilungen und Stationen, oder der Bündelung von Angeboten bei einzelnen Trägern, dazu kommen, dass einzelne Facharztsitze freiwerden, haben wir schon die klare Erwartungshaltung, dass diese gezielt in den Essener Stadtteilen angesiedelt werden, in denen der Bedarf am größten ist. Wo wir unseren Beitrag als Politik leisten können, werden wir dafür sorgen, dass das neue „Essener Modell“ zur Stabilisierung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung in ganz Essen beiträgt und zum zukunftsfähigen, leistungsstarken Modell wird“, fasst Julia Jankovic zusammen.

Auch aus Mitarbeiterkreisen hört man Zustimmung zur Zusammenarbeit. Dort wird gehofft, dass die Häuser bessere Verhandlungsmöglichkeiten gegenüber den Krankenkassen erreichen und Zukäufe großer Krankenhauskonzerne in Essen abgewehrt werden können.

Unten die Ursprungsmeldungen vom 18. Dezember

Contilia, Evang. Kliniken Essen-Mitte und Krupp beabsichtigen, künftig gemeinsam Gesundheitsversorgung in frei gemeinnütziger Trägerschaft im „Essener Modell“ zu verantworten.

Auf der Homepage des Alfried Krupp Krankenhauses steht zu lesen: "Die drei Gesundheitsunternehmen haben diese Absicht in einer Erklärung (Letter of intent) festgehalten und als „Essener Modell“ bezeichnet. In dieser Erklärung ist aufgeschrieben, welche medizinischen, baulichen, wirtschaftlichen, rechtlichen und gesundheitspolitischen Fragen in den kommenden Monaten beantwortet werden müssen, um eine Umsetzung beschließen zu können. Notwendige Voraussetzung für das Gelingen ist dabei insbesondere ein tragfähiges Finanzierungskonzept.

Die drei Partnerunternehmen beabsichtigen, das Modell konfessionsübergreifend und gemeinnützig zu entwickeln. Im Kern der Überlegungen steht die optimale medizinische Versorgung der Bürger. Wichtige Elemente dafür sind die Stärkung der wohnortnahen Notfallversorgung und die Bildung von überregional bedeutsamen Zentren und Schwerpunkt-Kliniken innerhalb des Verbundes.

Für das bestmögliche Ergebnis, sollen die Mitarbeitenden der Krankenhäuser mit eingebunden werden. Ihre Kenntnisse der Strukturen und Prozesse sind für das Konzept wichtige Säulen. Die zahlreichen und unterschiedlichen Stärken und Kompetenzen der dann kooperierenden Krankenhäuser eröffnen neue Gestaltungsmöglichkeiten. So kann durch die neue Zusammenarbeit die bereits exzellente Qualität der Medizin kontinuierlich ausgebaut werden. Mit einer solchen Entwicklung kann der neu entstehende Verbund die Impulse und Vorgaben der derzeit in Diskussion befindlichen Krankenhausreformen idealtypisch aufgreifen und umsetzen.

Insgesamt sehen die drei Trägerverbünde in den aktuellen Megatrends der Medizin, der Spezialisierung, der Ambulantisierung und der Digitalisierung große Chancen. Sie wollen die gemeinsame Stärke nutzen, diese Trends in innovative und exzellente Versorgungsprozesse zu überführen - immer im Sinne der Patienten und der Attraktivität der Arbeitsplätze von über 13.000 Mitarbeitenden. Parallel zu den in der Absichtserklärung festgehaltenen Klärungsschritten werden die drei Träger bei Kommunal- und Landespolitik und anderen wichtigen Interessensgruppen für nachhaltige Unterstützung werben."

Dem Essener Rathaus-Report ist zu diesem Thema heute folgende Pressemitteilung zu entnehmen, die borbeck,de an dieser Stellte Wort für Wort wiedergibt.

Statement der Stadtspitze zur geplanten Zusammenarbeit der drei Essener Krankenhausverbünde

"Die großen Essener Krankenhausverbünde Contilia, Evangelische Kliniken Essen-Mitte und Alfried Krupp haben angekündigt, in einem "Essener Modell" und damit in einer frei gemeinnützigen Trägerschaft zusammenarbeiten zu wollen. Im Kern der Zusammenarbeit soll die optimale medizinische Versorgung der Bürger*innen stehen, heißt es in der Absichtserklärung. Wichtige Elemente dafür seien die Stärkung der wohnortnahen Notfallversorgung und die Bildung von überregional bedeutsamen Zentren und Schwerpunkt-Kliniken innerhalb des Verbundes. Insgesamt sehen die drei Trägerverbünde in den aktuellen Megatrends der Medizin, der Spezialisierung, der Ambulantisierung und der Digitalisierung große Chancen. Für das bestmögliche Ergebnis, sollen die Mitarbeitenden der Krankenhäuser mit eingebunden werden.

Die Essener Stadtspitze begrüßt die geplante Zusammenarbeit sehr. Zuletzt hatte Oberbürgermeister Thomas Kufen eine solche strategische Allianz bei der Ankündigung des Schutzschirmverfahrens für das Alfried Krupp Krankenhaus in Steele gefordert. Die nachfolgenden Gespräche verliefen konstruktiv und im Sinne der Gesundheitsversorgung in Essen erfolgreich. Der nun konkret auszuarbeitenden Kooperation wünscht Oberbürgermeister Thomas Kufen viel Erfolg. Gleichzeitig bekräftigt er, sich für eine Unterstützung des Vorhabens bei Land und Bund einzusetzen."

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