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0 27.08.2022
BOCHOLD. Osteuropäische Folklore trifft Jazz. Jazz trifft auf Strophenlieder. Die Strophenlieder begegnen dem Orient, und alle sagen am Ende: „Wir müssen unbedingt mal was zusammen machen!“ Das tun sie hiermit auf höchst kreative Weise und zwar im Rahmen der interkulturellen Woche am Freitag, 23. September, 19.30 Uhr, im Kreuzer, Friedrich-Lange-Straße 3. Der Eintritt kostet 10 Euro.
Das „Kozmic Trio“ macht vor Ländergrenzen und Sprachbarrieren nicht Halt und eröffnet nebenbei ein paar ganz neue Kategorien, Musik zu verstehen.
Alle drei Musikerinnen und Musiker sind im Jazz zu Hause und haben sich gleichzeitig die Tür immer offen gehalten für vieles andere, was die Welt an Musik zu bieten hat. Denn in Wahrheit sind die ursprünglichen Rhythmen aus Bulgarien, Armenien, Afrika, dem Orient oder Andalusien echte Seelenverwandte des zeitgenössischen Jazz.
Die Nuance zwischen diesen Horizonten weiß das Kozmic Trio wunderbar herauszukitzeln. Der Klang der fremden Sprachen und die urtümlichen Melodien entführen das Publikum in ferne Gefilde. Gleichzeitig öffnen sich neue Türen, wenn André Meisner, Matthias Dymke und Imke Johanne Spöring - ganz nach Jazzmanier- das freie Spiel eröffnen und die Traditionals in erfrischend neuem Gewand erscheinen lassen.
Imke Johanne Spöring, gestandene Weltenbummlerin, bringt ihre quirlige Sopranstimme und ihren selbstverständlichen Umgang mit fremden Kulturen in das Projekt ein. Sie vertont ihre eigenen poetischen Schriften und jongliert mit Vorliebe auch mit althergebrachten Texten. Ihre Stimme geht in die Extreme, was den konventionellen Begriff von „Gesang“ grundsätzlich in Frage stellt. Nicht nur nutzt sie ihre vollen drei Oktaven in einem Kontext jenseits der Opernbühne – sie weiß außerdem Scat, Beatbox, Instrumenten-Imitationen und sogar Atmer gekonnt in die Arrangements einzufügen.
Für den wirklich unnachahmlichen Klang des Ensembles sorgt André Meisner, der sich vor einigen Jahren auf die Duduk, ein armenisches Folkloreinstrument, spezialisiert hat. Der singende, warme Klang des Blasinstrumentes ist typischer Bestandteil der armenischen Volksmusik. In den Arrangements und Improvisationen des Kozmic Trios wird dieses Instrument immer wieder anders eingesetzt und verblüfft so mit einem enormen Spektrum an Farben und Emotionen. Auf der anderen Seite erfährt die Hörerschaft durch die Duduk erst, wie schön, wie melancholisch ein einziger, langer Ton eigentlich klingen kann.
Matthias Dymke geht am Klavier an klanglichen Extremen entlang, wenn er all diese Einflüsse verbindet. Manchmal scheint es, als wenn hier drei Melodie-Instrumente zusammen wirken, weil er sich so sehr auf die polyphonen Verwebungen der anderen beiden einlassen kann. Er wechselt gekonnt zwischen rhythmisch-linearem und harmonischem Spiel, ist mal ganz Rhythmusgruppe und mal ganz Einzelelement im Zusammenklang des Ensembles. Seine eigenen Kompositionen sind würzig und komplex; sie bilden einen spannenden Kontrapunkt zu den eingängigen folkloristischen Motiven.
Der rote Faden des Kozmic Trios ist die Erkenntnis, dass berührende, authentische Musik keine Nationalität und keine Beschriftung braucht. Die Essenz von Musik, die hier zwischen den Tönen hervorblitzt, macht Grenzen schlicht unnötig.
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