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0 15.08.2022
BORBECK. Mit zwei Jahren Verzögerung, doch in fröhlicher Runde beging die Kolpingfamilie Essen-Borbeck am Sonntag ihr 160-jähriges Bestehen. Zweimal hatte das Fest wegen Corona abgesagt werden müssen – nun hieß es „160 plus 2“. Und das mit Spannung endlich erwartete Fest verlief dann doch ganz entspannt.
Dass aktives Handeln, Fest und Feier zusammengehören, machte in der Messe um 10 Uhr in St. Dionysius Pfr. Martin Cudak aus Bottrop deutlich. Der Kolping-Diözesanpräses, der die Liturgie gemeinsam mit Präses Pfr. Benedikt Ogrodowczyk leitete, erinnerte in seiner Predigt an die wechselvolle Geschichte des Kolpingwerks, das sich seit 1846 in viele Länder der Welt verbreitete. Gleich wohl sei die Sache des Gesellenvaters „Adolph Kolping“ bis heute quicklebendig, auch in Borbeck, wo die Kolpingsfamilie viele dramatische Einschnitte erlebte. Leuchtende orange Schriftzüge mit den Schlagworten „Begeisterung“, „Mut“, Tatkraft“, „Freude“, „Verantwortung“ und „Gottvertrauen“ schmückten Altar und Kirchenpfeiler – sie seien wesentliche Stützen des Kolpinglebens bis heute, so der Diözesanpräses. Für diese Werte entflammt zu sein, sei Auftrag und christliches Selbstverständnis zu jeder Zeit.
Die Messe klang mit dem von der ganzen Gemeinde kräftig mitgesungenen Kolpinglied aus, die Banner stellten sich am 1949 wiedererrichteten Kolpingdenkmal und an der Mariengrotte zum Gruppenfoto. Und dann ging es mit Gästen der Kolpingfamlilien von Dellwig und Schönebeck gemeinsam zu einem kräftigen Brunch in die Dampfe: Im historischen Brauersaal galt es dort einen Rückblick auf die große Wandlungsfähigkeit der Bewegung zu werfen, die in der Industrialisierung entstand und ursprünglich reisenden Handwerkern eine Heimat gab.
Die schnelle Zeitreise durch mehr als 160 Jahre schlug einen Bogen von den Anfangszeiten bis ins Borbeck von heute: Hier gab es den Gesellenverein bereits, als am 8. August 1862 die Grundsteinlegung zur heutigen Dionysiuskirche erfolgte, er überlebte die preußischen Kriege, den Kulturkampf, den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Viele Hundert Mitglieder gliederten sich in gleich mehrere berufliche Fachabteilungen und präsentierten sich immer auch als sehr selbstbewusste und unabhängige Vereinigung, die vielfältige Bildungsangebote machte und zugleich für religiöse Heimat und ein reges geselliges Leben stand.
Aus der Borbecker Gründung, die ein halbes Jahrhundert lang die einzige in der ehemaligen Bürgermeisterei war, entstanden ab 1910 gleich mehrere weitere Kolpingfamilien im Kolpingbezirk Essen-Borbeck. Doch die Erfahrungen einer langen Geschichte, so die Schilderung, sei keine Last. Vielmehr könne sie sowohl gelassen machen und auch Ansporn sein. Man bleibe ein „gutes Stück Borbeck“, Teil der Kirche in St. Dionysius und biete weiter „Familienanschluss im besten Sinne“. Dass der Kolpinggründer 1860 seine eigenhändige Unterschrift unter das bis heute erhaltene kostbare „Diplom“ der Gründungsurkunde setzte, sei dabei auf dem Weg in die Zukunft Verpflichtung und Ermunterung zugleich.
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Die Banner stellten sich am Borbecker Kolpingdenkmal zum Bild: Die historische Prunkfahne, Essen-Dellwig, Essen-Borbeck und Bezirksbanner. Unten: Vor der Marienkapelle an St. Dionysius.
Oben: Die restaurierte originale Gründungsurkunde mit der Unterschrift von Adolph Kolping (Detail unten)
Eine kleine Zeitreise und Zeit für geselliges Miteinander beim Brunch im Brauersaal der Borbecker Dampfbierbrauerei.
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