Klassenerhalt und Pokalsieg

Die letzten Monate der Drittliga-Saison 2023/2024 hatten es für alle im Rot-Weiss Essen-Umfeld in sich: Ereignisse und Emotionen, die sonst locker für eine Spielzeit gereicht hätten, passierten in 91 Tagen. Egal wie intensiv diese Achterbahnfahrt der Gefühle in den Monaten April, Mai und Juni für jeden war, so schön der Abschluss: Klassenerhalt und Niederrheinpokalsieg durften gefeiert werden!

Die Regenschlacht an der Hafenstraße ist eins der Highlights in der vergangenen Saison! Kampf und Leidenschaft sollten Freiburger Spielwitz und Finesse auf einem Platz, der mehr einer einzigen Pfütze glich, schlagen. Simon Engelmann und Ron Berlinski sorgten mit ihren Treffern gegen den Tabellenzweiten für einen 2:0-Erfolg, den ersten seit vier Drittliga-Spielen. Dass dieser Sieg am 30. Spieltag der vorletzte der Saison bleiben sollte und RWE nochmal auf das Abstiegsgespenst trifft, das ahnte an jenem verregneten Samstagnachmittag niemand.

Ereignisreich wurde es im Folgenden abseits des Platzes. Mitte April trennen sich die Wege von Rot-Weiss Essen und Sportdirektor Jörn Nowak nach vier Jahren. „Wir hatten hier sicherlich eine besondere Form der Zusammenarbeit, auf die wir alle positiv zurückblicken können. Und trotzdem ist es im Leben manchmal so, dass sich unterschiedliche Auffassungen ergeben“, begründete Vorstandsvorsitzender Marcus Uhlig die Trennung. Sechs Tage später wird die Übergangsentscheidung zu einer dauerhaften Lösung: Christian Flüthmann, zuvor Leiter im FÖRDERWERK, wird Sportdirektor und der drei Wochen zuvor neu dazugestoßene Marcus Steegmann Direktor Profifußball.

Das erste Spiel als sportlicher Gesamtverantwortlicher hätte sich Flüthmann mit Sicherheit anders vorgestellt. Die Auswärtspartie in Zwickau wurde nach einem Angriff auf den Schiedsrichter abgebrochen. Der Unparteiische wurde nach dem Pausenpfiff auf dem Weg in die Kabine von einem Heimzuschauer auf der Haupttribüne mit Bier übergossen. „Wir hätten natürlich gern weitergespielt und für einen sportlichen Ausgang der Partie gesorgt“, sagte Flüthmann im Anschluss an den Spielabbruch. Am „Grünen Tisch“ wurden RWE die drei Punkte knapp zwei Wochen später zugesprochen. Wichtige Zähler, denn sonst hätte der Abstand auf einen Abstiegsplatz nur fünf Punkte betrugen.

Mai: 3. Liga Rot-Weiss Essen ist dabei

Diese drei Punkte am „Grünen Tisch“ sollten in den folgenden Wochen die letzten für Rot-Weiss Essen sein. Abwechselnd 0:2 und 2:2 endeten die letzten vier Spiele in der Drittliga-Saison 2022/2023. Auch wenn kein dreifacher Erfolg mehr hinzukommen sollte, stand der Klassenerhalt mit Abschluss des vorletzten Spieltags fest. Rot-Weiss Essen vom engsten Verfolger SV Meppen rechnerisch nicht mehr einzuholen und damit weiterhin DRITTLIGIST!

Einer, der den Weg in die zweite Drittliga-Saison nicht antreten würde, ist Simon Engelmann. Der 34-jährige Stürmer erzielte für RWE in 117 Spielen 72 Treffer. „Ich hatte drei fantastische Jahre an der Hafenstraße. Neben den großartigen Siegen im DFB-Pokal bleibt natürlich der Aufstieg im vergangenen Jahr für immer unvergessen“, so Engelmann, der in Zukunft mehr für seine Familie da sein wollte und den Verein deswegen verlassen hat. Zu diesem Zeitpunkt stand ebenfalls fest, dass Felix Herzenbruch, Niklas Tarnat, Oğuzhan Kefkir, Raphael Koczor und Kevin Holzweiler in der kommenden Spielzeit nicht mehr für Rot-Weiss auflaufen würden.

Felix Götze allerdings sollte Rot-Weiss Essen erhalten bleiben. Nach dem Drittliga-Klassenerhalt griff eine automatische Kaufverpflichtung für den im Sommer 2022 ausgeliehenen 25-Jährigen. Auch die Verträge von Mittelfeldmann Cedric Harenbrock sowie Angreifer Ron Berlinski haben sich mit dem Liga-Verbleib per Option um jeweils ein weiteres Jahr verlängert. Nach dem letzten Drittligaspiel (2:2 gegen Verl) gab RWE auch die Verpflichtung von Mittelfeldhühne Vinko Sapina bekannt, der zwei Tage zuvor noch für die Ostwestfalen gegen RWE vor den Ball trat.

Auch abseits des Feldes tat sich bei Rot-Weiss Essen in puncto Personal etwas. Sascha Peljhan wurde nach Vorschlag vom Vorstandsvorsitzendem Marcus Uhlig durch den Aufsichtsrat als Vorstandsmitglied bestellt.  In seiner neuen Position verantwortet der 46-Jährige als ehrenamtliches Vorstandsmitglied die Bereiche Finanzen, Infrastruktur, EDV und Digitalisierung.

Juni: Niederrheinpokal-Ekstase an der Hafenstraße

Es ist kurz nach 18.00 Uhr als Felix Bastians die Trophäe in den Himmel streckt. Rot-Weiss Essen ist nach dem 2:0-Erfolg über Rot-Weiß Oberhausen zum zehnten Mal Niederrheinpokalsieger und damit für den DFB-Pokal qualifiziert. Der Erfolg zudem ein Bilderbuch-Abschied für Engelmann und Kefkir, die mit ihren Treffern für den Sieg sorgten und so wie die gesamte Mannschaft zurecht von den RWE-Fans unter den 19.000 Besuchern im Stadion an der Hafenstraße gefeiert wurden. „Das ist ein geiles Gefühl. Wir haben uns diesen Saisonabschluss in diesem Jahr, in dem nicht alles glatt lief, so sehr gewünscht“, brachte es Cedric Harenbrock prägnant auf den Punkt.

Wie in jeder Sommerpause sind die Transfermeldungen für jeden Fußballfan die interessantesten Neuigkeiten rund um seinen Verein. Auch Rot-Weiss Essen verstärkte sich in der spielfreien Zeit. Aaron Manu, Moussa Doumbouya, Eric Voufack, Ekin Celebi und Ole Springer fanden den Weg an die Hafenstraße. Hinzukamen im Trainer-Team Paul Freier, Aaron Beißwenger und Tobias Schmidt. Nach Aufstieg Flüthmanns zum Sportdirektor musste zudem eine neue Führung im FÖRDERWERK her. RWE entschied sich die Verantwortung auf zwei Schulterpaare zu verteilen. Die Geschicke im FÖRDERWERK übernahmen Dirk „Putsche“ Helmig (administrativer Leiter) und Michael Lorenz (sportlicher Leiter).

Bevor mit neuem Kader und neuem Trainerstab der Trainingsauftakt für die Drittliga-Saison 2023/2024 starten sollte, sorgte Rot-Weiss Essen jedoch für negative Schlagzeilen. Die alljährliche Jahreshauptversammlung (JHV) wurde vorzeitig beendet. Da es Einwände der Mitglieder gegen das durchgeführte Stimmverfahren gab, verschob die Versammlungsleitung in Person von Walther Müggenburg Vorstands- und Aufsichtsrats-Entlastung sowie Satzungsänderungsanträge auf eine im November stattfindende außerordentliche JHV.