KHV: Kulturarbeit in Corona-Zeiten

Neues aus dem Kultur-Historischen Verein Borbeck e.V.

0 02.09.2020

BORBECK. Der Kultur-Historische Verein Borbeck e.V. fährt weiter mit Vorsicht durchs Jahr: „Im Juli teilten wir Ihnen mit, dass wahrscheinlich in diesem Jahr Veranstaltungen und Ausstellungen weder in der Alten Cuesterey noch am Steenkamp Hof wegen der Corona-Epidemie stattfinden können“, erinnert der KHV-Vorsitzende Jürgen Becker in seinem Schreiben, das in diesen Tagen allen Mitgliedern zugeht. Mit im Paket ist die neueste Ausgabe der „Borbecker Beiträge“.

Hoffnung auf bald bessere Nachrichten

Dass die üblichen Aktivitäten des Vereins rund um die Alte Cuesterey und den Steenkamphof ausfallen mussten, werden viele bedauert haben. Tatsächlich, so das KHV-Schreiben, sei man bei der letzten Vorstandssitzung Anfang August optimistischer gewesen, da die Zahl der Neuinfizierungen stark zurückgegangen war. „Da viele Mitbürger aber die Gefahren unterschätzt haben und sich gegen den Rat von Wissenschaftlern und Politikern leichtsinnig verhalten haben, sind nun die Zahlen der Neuansteckungen wieder drastisch gestiegen“, heißt es weiter: „Das hat zur Folge, dass wir sehr vorsichtig sein müssen und weiterhin auf vorgesehene Aktivitäten verzichten müssen.“ Man hoffe, dass man bald bessere Nachrichten mitteilen könne: „Jeder Tag, an dem bei uns die Alte Cuesterey und der Steenkamp Hof geschlossen sind, wirkt sich auf das kulturelle Leben in unserem Verein sehr negativ aus. Aber durch diese schwere Zeit müssen wir gemeinsam durchkommen.“

Knappenvereine und Arbeitsmigranten in Borbeck

Ein gedrucktes Lebenszeichen aber liegt nun doch vor. Die zweite Ausgabe im 36. Jahrgang des Mitgliederbriefs der „Borbecker Beiträge", die Andreas Koerner vor einigen Tagen fertigstellte, versammelt wieder spannende Themen aus Geschichte und Zeitgeschehen. Ein Schwerpunkt der rund 40 Seiten liegt auf einem „Klassiker“ der Borbecker Ortsgeschichte: So gibt es mehr zu Knappenvereinen und damit zur ausgeprägten Zuwanderergeschichte in der damaligen selbständigen Bürgermeisterei. Borbeck, Frintrop und Bergeborbeck zogen damals zahlreiche Arbeitsmigranten aus der K&K-Donaumonarchie an, so etwa Österreicher, Ungarn und Slowenen, die hier eine neue Heimat fanden. In ihren Vereinigungen sorgten sie für die Pflege von Sprache, Kultur und Religion. Auch wenn sie heute längst nicht mehr bestehen - ihre Fahnen sind heute mit denen von vielen anderen ehemaligen Ortsvereinen im Fahnenarchiv der Kirchengemeinde St. Dionysius zu finden. Auch zwei evangelische Knappenvereine sind in Borbeck bezeugt.

Don Bosco, Nazi-Diktatur, Thomas Morus und Äbtissin Anna Salome

Noch vor der endgültigen Schließung der Kirche St. Johannes Bosco wirft ein weiterer Aufsatz einen Blick auf ein intensives kirchliches Leben an der Theodor-Hartz-Straße, illustriert mit Bildern vom ersten Quartier der Salesianer bis zur jetzigen Zeit. Eine bittere Erinnerung bringt ein Text über den ehemaligen NSDAP-Ortsgruppenleiter von Dellwig-Frintrop Alfred Barbknecht, der nach dem Krieg nach Bochum verzog. Neue Dokumente und persönlichen Schilderungen zeigen den Terror, der bis in Nachbarschaften hinein von der Diktatur ausgeübt wurde. Dass der Kultur-Historische Verein nach wie vor der richtige Ansprechpartner ist, wenn es um die Ortsgeschichte geht, zeigt der Briefwechsel zu einer Anfrage zur Familiengeschichte, die aus Irland kam. Und Pfarrer i.R. Gerhard Witzel, der heute in Burgaltendorf lebt, zieht eine kleine persönliche Bilanz nach dem Abriss der ehemaligen Kirche St. Thomas Morus, an der viele Jahrzehnte ein aktives Gemeindeleben blühte.

Nicht zuletzt: An den Fürstäbtissinnen kommt auch die Ausgabe nicht vorbei: Aufmacher sind Protokolle aus der Amtszeit von Anna Salome (1660-1681), zu denen in der kommenden Ausgabe der Borbecker Beiträge noch einiges zu erwarten ist. Passend zu unseren Tagen erscheint hier eine Notiz aus dem Jahr 16776: „Verbot an die hiesigen Underthanen, kein Bier anzuzapfen ... auch aller hiesigen Getränken wie auf gastmahlen und festen sich gänzlich zu mäßigen“ – eine Formulierung, die uns auch aus diesen Zeiten irgendwie bekannt vorkommt.

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