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0 30.06.2019
BORBECK. Die Katholische deutsche Studentenverbindung (KdStV) Nordmark zu Essen im CV beging vom 28.-30.Juni ihr 90. Stiftungsfest. Zahlreiche Mitglieder und Gäste trafen sich zum Begrüßungsabend in der Dampfbierbrauerei, zu Messfeier, Festkommers und einem Ausklang am Sonntag rund um die Alte Vikarie auf dem Borbecker Kirchplatz. Es galt, das runde Jubelfest der 1929 ursprünglich in Rostock gegründeten Studentenkorporation im Cartellverband katholischer deutscher Studentenverbindungen (CV) zu feiern: Die nach dem Krieg in Karlsruhe wiederbegründete und seit 1976 in Essen ansässige Vereinigung bezog vor fünf Jahren ihr heutiges Domizil in Borbeck.
Rund 120 Besucher versammelten sich am Samstagabend im vollbesetzten Dionysiushaus. Maximilian Specht (BIld oben, Mitte), Senior des 180. Jubiläumssemesters und Präside des festlichen Kommerses, begrüßte Gastvereine aus Bochum, Duisburg, Münster und Essen. Vertreten waren neben den Mitgliedern der KdStV Nordmark weitere Vereine aus dem CV, dem CV-Ruhrgau, Unitas Ruhrania aus dem Unitas-Verband, der Essener CV-Zirkel, der Borbecker CV-Zirkel „Kohle“, aber auch Gäste aus der Pfarrei.
Doch nicht nur gesellige Sangesfreude bestimmte den Abend: Festredner Markus Tiwald, Universitätsprofessor für „Biblische Theologie und ihre Didaktik / Schwerpunkt Neues Testament“ an der Universität Duisburg-Essen, mischte auch nachdenkliche Töne in das Borbecker Treffen. Die Stellung von Institutionen schwinde, erklärte Tiwald – dies gelte nicht zuletzt im Blick auf die Hochschule: Verbindlichkeiten nähmen ab, vielfach zeige sich eklatantes Nichtwissen, das zudem sogar mit großem Selbstbewusstsein zur Schau getragen werde. Die Entwertung von Wissen und Wissenschaft sei ein Alarmzeichen, dem vor allem in Zeiten von Fake News nur durch wirkliche Bildung begegnet werden könne.
Zugleich konstatiere er als Psychotherapeut und katholischer Priester auch eine neue Suche nach Geborgenheit, nach Heimat und Angenommensein, eine neue Wertschätzung von verlässlichen Formen. „Sie bleiben, auch wenn vieles wegbricht“, so Tiwald, zugleich gebe es eine „unausrottbare Sehnsucht nach Sinn und Erfüllung“. Hier dürfe sich auch die Kirche nicht auf Nebenschauplätze und in falsche Debatten abdrängen lassen, erklärte der Theologe. Gerade Papst Franziskus verweise immer wieder auf das zentrale Proprium der Kirche und des Glaubens, auf das Beispiel Jesu, auf die ganz konkrete Hinwendung zum Nächsten, auf die Übernahme von Verantwortung für das Ganze.
Der an Universitäten und Hochschulen zunehmend spürbare Primat des Wirtschaftlichen, zur Vernutzung und kommerziellen Verwertung von Forschung und Wissen führe in eine Sackgasse, mahnte Prof. Tiwald kritisch an und warnte vor einer Ausdünnung der Geisteswissenschaften. Wenn nur noch gefördert werde, was sich in klingende Münze verwandeln ließe, bliebe die Vermittlung von sinnstiftenden Zusammenhängen auf der Strecke. Für ihn eine verheerende „kurzfristige Politik“: Denn die „beste Medizin gegen Extremismen in Zeiten von Fake News“ sei das durch Wilhelm von Humboldt geprägte Bildungsideal einer ganzheitlichen Ausbildung und der Einheit von Forschung und Lehre.
Die Antwort auf viele Punkte in seinem Problemaufriss lägen in den bewährten Grundlagen der Studentenverbände, die auch er gerne teile, erklärte Tiwald, der sich während seiner Professur in Essen selbst der KdStV Nordmark angeschlossen hatte. Die Prinzipien Scientia, Religio, Patria und Amicitia begleiteten ihn nun auch in seine österreichischen Heimat Wien, wo er eine neue Professur angenommen hat. Das Ruhrgebiet und die Mentalität der Menschen habe er hier in den letzten 10 Jahren sehr schätzen gelernt, so der Hochschullehrer, dem die Festversammlung mit großem Applaus für seinen Vortrag dankte.
Mit Wolfgang Bönte, dem Vorsitzenden des Altherrenvereins, freute sich die Festversammlung über die Verleihung von Ehrenbändern für 50 Jahre Mitgliedschaft und Neuaufnahmen. Das Fest klang am Sonntag mit einem Familientag rund um die Alte Vikarie aus.
Gastvereine aus CV und UV stellten sich vor dem abendlichen Festkommers vor St. Dionysius zum Gruppenfoto; unten: Festliche Stimmung bei sommerlichen Temperaturen im Dionysiushaus am Kirchplatz
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