In der Nacht zum Sonntag: Sommerzeit in Europa

0 25.03.2022

BORBECK / EUROPA. Ja, es ist wieder soweit. Nicht nur im Herbst wird an der Uhr gedreht. Auch im Frühjahr. Und wo alle von der „Zeitenwende“ reden: Hier geht es nur erst mal um eine Stunde. Die wird uns abgeknappst, wenn um 2.00 Uhr nachts die Uhr einfach direkt auf 3.00 Uhr springt. Ab dann gilt in allen Ländern Europas wieder die Sommerzeit.

Mehr sind „tagsüber gereizt“

Zweimal im Jahr kann man also sicher sein, dass sich mindestens die Krankenkassen dazu melden. Nach den Ergebnissen ihrer Umfragen haben Berufstätige nach Corona-Krise, Termindruck, Überstunden und Schichtarbeit jetzt auch noch „offenbar immer mehr mit dem Uhrendreh im Frühling zu kämpfen“, so etwa die KKH Kaufmännische Krankenkasse. Nach ihrer repräsentativen forsa-Umfrage zeigen mittlerweile 35 Prozent der Arbeitnehmer im Zuge der Umstellung auf die Sommerzeit Probleme, morgens aufzustehen. Mittlerweile jeder vierte Erwerbstätige sei außerdem in den Tagen nach der Zeitumstellung tagsüber gereizt oder müde - mehr als früher – und über Einschlafprobleme am Abend klagt darüber hinaus rund ein Fünftel der Befragten. Bei allen Tipps und Hinweisen, dass sich alles nach ein paar Tagen auch wieder einpendelt: Die beste Lösung sei für die überwiegende Mehrheit der Berufstätigen eine Abschaffung der Zeitumstellung. Denn nach den Umfragen glauben 78 Prozent der Arbeitnehmer, dass sich dies positiv auf das eigene Schlafverhalten und Wohlbefinden auswirken würde.

Grafik: KKH

„Schlapp und müde“

Ähnliche Ergebnisse präsentierte die Krankenkasse DAK-Gesundheit: Danach erklärten fast drei Viertel der Menschen in Deutschland, sie hielten die Zeitumstellung für überflüssig. Nur 23 Prozent halten den Dreh an der Uhr für sinnvoll. Denn gegen die Zeitumstellung sprächen neben gesundheitlichen Problemen auch komplizierte Umstellungen, etwa bei Verkehr und Landwirtschaft. 27 Prozent der Umfrage-Teilnehmer gaben an, aufgrund der Zeitumstellung schon einmal gesundheitliche Probleme gehabt zu haben. 80 Prozent von ihnen fühlten sich schon einmal schlapp und müde, 65 Prozent litten an Schlafstörungen, 39 Prozent konnten sich schlecht konzentrieren und 16 Prozent der Befragung hatten zufolge sogar depressive Verstimmungen - Frauen sind dabei mit 34 Prozent deutlich häufiger betroffen als die Männer mit 21 Prozent.

Sommer- und Winterzeiten durch die Zeiten

Doch so lange ist noch gar nicht her: Nicht mal der Staat wusste bis vor gut 150 Jahren, „was die Stunde geschlagen“ hat. Regionale und sogar lokale Zeiten bildeten einen bunten Flickenteppich. Und das nach über 40.000 Jahren, in denen kaum ein „moderner Mensch“ je auf eine Uhr guckte. Mit den Hühnern raus aus dem Bett, mit den Hühnern wieder rein – das war weitgehend die Devise. Biorhythmus also nach dem Sonnenstand. Nur bei der Eisenbahn ging das nicht, denn Fahrpläne musste man schon einigermaßen aufeinander abstimmen. Und man schritt zur Tat: Ab 1884 wurde die Welt in Washington in 24 Zeitzonen eingeteilt. Und für das Deutsche Reich unterzeichnete Kaiser Wilhelm II. ein Gesetz, mit dem ab dem 1. April 1893 die „mittlere Sonnenzeit des fünfzehnten Längengrades östlich von Greenwich“ in Kraft trat - heute bekannt als „Mitteleuropäische Zeit“ (MEZ).

Über diverse unzeitige Chaosjahre änderte dann ab 1979 die Ölkrise erneut den Takt. Energiesparen durch bessere Nutzung des Tageslichts - das war die Devise. Die beiden damals noch existierenden deutschen Staaten einigten sich zum 6. April 1980 auf die Sommerzeit und seit 1996 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der EU zusammengefahren. Doch da die Wissenschaft längst bezweifelt, dass die Zeitumstellung zur Energieeinsparung beiträgt, sollte sie in Europa längst beendet werden. Nach dem Willen des Europaparlaments wäre es in diesem Jahr so weit gewesen, jeder Mitgliedsstaat sollte dann selbst entscheiden können. Jedoch kam erst wohl Corona dazwischen, jetzt gibt es vordringlicher wohl anderes zu tun und andere Ereignisse geben den Takt vor.

Damit bleibt es so, wie es ist. Jetzt heißt es nur noch: Uhren umstellen. Am letzten Sonntag im Oktober werden die Uhren in allen Staaten der Europäischen Union dann wieder auf die Winterzeit, die Normalzeit, zurückgedreht. So dürften „Lerchen“ als auch „Eulen“ - Frühaufsteher und Nachtmenschen – wieder gleichermaßen gerecht bedient worden sein. Kommt gut durch die nächsten Tage ...

CB

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