In Borbeck bleibt der Drahtesel im Stall

Mobilitätsumfrage bringt es an den Tag: Auto bleibt beliebtestes Verkehrsmittel

0 05.07.2019

ESSEN/BORBECK. Die Stadt wollte es wissen: Wie gelangen die Essener von Punkt A nach Punkt B? Mit dem Auto? mit Bus oder Bahn? Mit dem Fahrrad oder gar zu Fuß? Zu diesem Zweck gab es im Auftrag der Stadt eine Haushaltsbefragung zum Mobilitätsverhalten. Insgesamt 36.000 Essener Haushalten wurde zwischen September 2018 und April 2019 ein Fragebogen zugesandt. Die Rücklaufquote der gesamten Erhebung lag bei 10,4 Prozent, was 3.877 Haushalten entspricht. Mit der Anzahl ließen sich gesicherte Statistiken erstellen, so die Verwaltung.

Neben Rad- sowie Fußverkehr, die einen wichtigen Stellenwert im Fragebogen eingenommen haben, wurden auch Daten zu den Themen Autoverkehr und Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) abgefragt. Die Daten sollen Aufschluss über die Wahl der Verkehrsmittel (neudeutsch: Modal Split) und über eine mögliche Entwicklung geben. Das erklärte Ziel ist, dass bis zum Jahr 2035 die Anteile von Fußgängern, Radverkehr, ÖPNV und motorisiertem Individualverkehr (MIV – Autos, Motorräder) jeweils 25 Prozent betragen.

Davon ist Essen meilenweit entfernt. Das Auto bleibt beliebtestes Transportmittel: 55 Prozent entscheiden sich für das Gaspedal. Mit dem ÖPNV, dem Fahrrad oder auf Schusters Rappen sind 45 Prozent unterwegs.

Steigender Radverkehr

Dabei ist der Fahrradverkehr zwischen dem Jahr 2011 und dem Jahr 2019 um zwei Prozent auf insgesamt sieben Prozent gestiegen. „Dies allerdings zu Lasten des Fußverkehrs, welcher von 22 Prozent auf 19 Prozent gesunken ist“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Essener Rathaus. Für Bus und Bahn entscheiden sich seit 2011 unverändert 19 Prozent. Der Anteil der Motorisierten ist im Vergleich sogar gestiegen: Um ein Prozent.

Deutliche Unterschiede gibt es in den Stadtteilen. In den innenstadtnahen Bezirken I (Nordviertel, Stadtkern und Südostviertel) und II (Bergerhausen, Rüttenscheid) wird häufiger geradelt, zu Fuß gegangen oder der ÖPNV benutzt. Hier ist der MIV-Anteil (motorisierter Individualverkehr) seit 2011 gesunken und liegt nun bei 44 beziehungsweise 47 Prozent. Die meisten Radler wohnen in Bergerhausen und Rüttenscheid: 13 Prozent schwingen sich auf den Sattel.

Aus dem Essener Rathaus heißt es: Insgesamt fünf Stadtbezirke haben inzwischen einen MIV-Anteil über 60 Prozent, im Jahr 2011 gab es nur einen Stadtbezirk über dieser Marke. Der geringste Anteil in diesem Segment entfällt auf den Bezirk VIII, das ist die Ruhrhalbinsel mit den Stadtteilen Burgaltendorf, Kupferdreh, Überruhr plus Heisingen. Das bedeutet: In Borbeck und anderswo bleibt der Drahtesel im Stall.

Wenig überraschend: Betrachtet man die Wegverflechtungen im Stadtgebiet, zeigt sich, dass die stärksten Verflechtungen radial auf die Stadt zu laufen. „Darüber hinaus fällt auf, dass es zwischen den nördlichen und südlichen Stadtbezirken mit unter 5.000 Wegen nur ein sehr geringes Wegeaufkommen gibt.“

Fußverkehr mit besten Noten

Die Befragten wurden aufgefordert, das Verkehrsangebot im Stadtgebiet im Schulnotensystem zu bewerten. Demzufolge erhielt der Fußverkehr mit einer Durchschnittsnote von 2,44 die beste Bewertung, gefolgt vom MIV mit einer Durchschnittsnote von 3,17. Auf dem dritten Platz folgt mit einer Bewertung von 3,24 der ÖPNV, der Radverkehr wurde mit durchschnittlich 3,76 benotet.

Auch das wundert kaum: Beim anschließenden Wünsch-Dir-was wollten die Essenerinnen und Essener bessere Gehwege und fußgängerfreundliche Ampeln, die Trennung von Radverkehr vom Autoverkehr sowie den Ausbau des Radwegenetzes, einen ÖPNV mit häufiger fahrenden Bussen und Bahnen und in Bezug auf den MIV einen besseren baulichen Zustand der Essener Straßen.

Die ersten Ergebnisse der Haushaltsbefragung werden nun in den politischen Gremien vorgestellt. Das Handlungskonzept „Mobilität neu denken“ als Vorschlag der Verwaltung für die Mobilitätsplanung der Stadt Essen wird in der kommenden Juli-Ratssitzung eingebracht und in der Sitzung im September behandelt.

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