Hoffnung fürs Winkhauser Tal: Durch Tengelmanns Neuorientierung wird in Mülheim Gewerbefläche frei

Auch die Essener Stadtverwaltung befasst sich inzwischen mit den Mülheimer Gewerbeplanungen

0 16.05.2020

SCHÖNEBECK/MÜLHEIM. Kommt Bewegung in den Entscheidungsprozess zum Winkhauser Tal? Zumindest kann man sich diese Frage stellen, nachdem in Mülheim das bisherige Firmenareal der Unternehmensgruppe Tengelmann für neue Planungen frei geworden ist. Der Wegzug Tengelmanns vom Speldorfer Standort erfolgt in Zusammenhang mit einer grundlegenden Neuorientierung der Unternehmensgruppe.

Tengelmann hat nämlich vor wenigen Tagen mit der österreichischen Soravia-Gruppe eine Übereinkunft über den Verkauf des ehemaligen Firmengeländes an der Mülheim-Speldorfer Wissollstraße getroffen. Das Gelände wird voraussichtlich im dritten Quartal an den neuen Eigentümer übergehen.

Das Konzept des Erwerbers sieht für das Gelände vor, dass Teile der bisherigen Gewerbebebauung im Kern erhalten, modernisiert und weiterentwickelt werden.

Diesen Sachverhalt nehmen die Mülheimer Grünen zum Anlass, die neue Gestaltung des Tengelmann-Areals mit der Lösung der umstrittenen Gewerbeplanung im Winkhauser Tal und an anderen Standorten zu verbinden. Es geht – so argumentieren sie in einer aktuellen Stellungnahme - um ein gewachsenes Industrieareal, das als solches erhalten werden müsse. Der designierte grüne OB-Kandidat Wilhelm Steitz: „Mülheim kann nicht Gewerbeareale aufgeben, gleichzeitig aber neue stadtklimatisch höchst bedenkliche im Grünen auszuweisen. Ich gehe davon aus, dass Gewerbe auf dem Tengelmann- Areal den Verzicht auf die umstrittene Bebauung am Fulerumer Feld, am Auberg, im Winkhauser Tal und anderen Gebieten erleichtert.“

Bekanntlich waren die Pläne von Mülheim & Business, im städteübergreifenden Winkhauser Tal und in anderen Grünbereichen Gewerbegebiete zu errichten, auf heftige Kritik in Mülheim und Essen gestoßen. Die Bezirksvertretung Borbeck hatte der Umweltinitiative „Rettet die Schönebecker Grünflächen“ einmütig politischen Rückhalt gegeben.

Vor dem Verkauf des Tengelmann-Areals hatte der Mülheimer Planungsdezernent Peter Vermeulen auf Bitten von Wolfgang Sykorra von der Schönebecker Initiative als Zwischenstand der bisherigen Planung auf den der Stadtverwaltung vom Wirtschaftsausschuss erteilten Auftrag hingewiesen. Danach ist man in der Mülheimer Verwaltung auftragsgemäß noch dabei, eine Kriterienmatrix aufzustellen, mit der alle ausgewählten Flächen vergleichend bewertet werden können. Das bedeutet: Das Thema der Gewerbeplanung in Grünflächen ist also – so Vermeulen – „noch nicht vom Tisch.“

Auch die Essener Stadtverwaltung befasst sich inzwischen mit den Mülheimer Gewerbeplanungen. Andreas Müller, Chef der Essener Bauleitplanung, schreibt im Auftrag des Essener Beigeordneten Martin Harter an Wolfgang Sykorra : „Ich schätze Ihr Engagement für die Erhaltung des Winkhauser Tals und der Freiräume zwischen den Städten Mülheim an der Ruhr und Essen. Die Wertigkeit des dort verlaufenden Regionalen Grünzugs ist unstreitig und über die Darstellungen des Regionalen Flächennutzungsplans gesichert. (…) Die Planungsverwaltung der Stadt Essen ist bislang nicht an formalen Planverfahren beteiligt worden. Sollten für neue Gewerbegebiete Bebauungspläne aufgestellt werden, so ist die Stadt Essen nach den Vorschriften des Baugesetzbuches zu beteiligen und die Bebauungspläne der benachbarten Gemeinde sind mit ihr abzustimmen. Auf diesem Wege kann die Stadt Essen ihre Belange wie den Freiraumschutz einbringen.“

Es bleibt also spannend im Kampf um die Sicherung des Winkhauser Tals.

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