Germanist und Regionalhistoriker Klaus Lindemann wird 80

0 31.05.2021

BORBECK. Am 1. Juni wird der renommierte Pädagoge und Wissenschaftler Dr. Klaus Lindemann 80 Jahre alt. Nach seinem Abitur an der Goethe-Schule in Bredeney studierte er Germanistik und Geschichte in Bonn und Freiburg. Im Jahr 1971 trat er seine Lehrerstelle am Gymnasium Borbeck an, wo er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2006 35 Jahre lang die Fächer Deutsch und Geschichte unterrichtete. Deshalb kann er durchaus als Borbecker bezeichnet werden, auch weil zahlreiche seiner Veröffentlichungen mit dem Stadtteil Borbeck zu tun haben.

Doch der Reihe nach:

Neben seiner Tätigkeit als Fachlehrer arbeitete Klaus Lindemann als Fachleiter für die Ausbildung von Studienreferendarinnen und Studienreferendaren am Staatlichen Studienseminar Essen, als Fachberater bei der Bezirksregierung Düsseldorf sowie als Mitglied in Prüfungsausschüssen für das Erste und Zweite Staatsexamen.

Zusätzlich profilierte er sich durch zahlreiche literaturwissenschaftliche und schulhistorische Veröffentlichungen. Dazu zählt die 1982 herausgegebene „europaLyrik 1775 - heute“, die in einem Raster mit 25 Jahresintervallen jeweils ein Gedicht in deutscher, englischer, französischer und einer weiteren europäischen Sprache im Original und in moderner Übersetzung vorstellt.

Das Werk, das aus der Unterrichtsarbeit des Gymnasiums Borbeck unter Mitarbeit zahlreicher Wissenschaftler hervorgegangen ist, hat in der deutschen Literaturgeschichte ein lebhaftes Echo ausgelöst. Denn die 37 Originalinterpretationen treten in einen Wettstreit, der die Tragfähigkeit der unterschiedlichsten wissenschaftlichen Methoden heraushebt.

Seinen größten publizistischen Erfolg erreichte Klaus Lindemann 1994 mit seinem Buch: Der Papagei. Seine Geschichte in der deutschen Literatur, das „Der Spiegel“ auf seinen „Kultur-Seiten“ würdigte und das am Ende desselben Jahres von der Süddeutschen Zeitung unter die 1000 weltweit bedeutsamsten „von der Norm abweichen(den)“ Ereignisse von 1994 gezählt wird.

Seine Beiträge zur Schulgeschichte des Ruhrgebiets entwickelte er vor allem am Beispiel des Gymnasiums Borbeck. Als Schule im Zentrum der Entwicklung der Montanindustrie an der Ruhr beschrieb er 2005 das Gymnasium Borbeck als exemplarischen Beleg für die Veränderung der Schulkultur im städtischen Umfeld Essens von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Das Buch trägt den Titel: „Dies Haus, ein Denkmal wahrer Bürgertugend“. Das Gymnasium Borbeck seit der Kaiserzeit. Geschichte einer Essener Schule im Kontext gesellschaftlichen Wandels.

Schon zu Beginn der 1990er-Jahre hatte Klaus Lindemann in einer in den Borbecker Nachrichten veröffentlichten Serie eine kleine Borbecker Kulturgeschichte publiziert. Unter dem Titel „Der Kleinste trägt den größten Hut“ analysierte er humorvoll seit der Schulgründung 1901 gemachte Photographien des jeweiligen GymBo-Lehrerkollegiums im Spiegel seines Selbstverständnisses.

Die jüngsten Veröffentlichungen von Klaus Lindemann waren lokalhistorische Werke über die Stadtteile Holsterhausen und Rellinghausen.

Wolfgang Sykorra

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 3 und 9?