Frintrop erinnert: 80. Todestag Heinrich Imbusch

Einladung zum Gedenken am 16. Januar 2025

1 13.01.2025

FRINTROP. Es wurde ein einziger Triumphzug: Zum 53. Katholikentag 1906 war Essen schwarz vor Menschen, unzählige Lokale waren belegt und das auch von Borbeckern gestellte Festkomitee wickelte zahllose Veranstaltungen ab. Doch auch für einen energischen Arbeiterführer wurden die Verhandlungen zu einer Genugtuung: Als erster Redner im Nordpark sprach der damals 28-jährige gelernte Bergmann Heinrich Imbusch (1878-1945).

Arbeiterführer von der Ruhr

40.000 Angehörige der christlichen Knappen- und Arbeitervereine der Region hatten zuvor einen großen Festzug hingelegt: Sie zogen in mehreren Marschsäulen durch die Stadt, allein am Sonntag bewegten die Straßenbahnen fast 100.000 Personen, wie die „Verhandlungen der 53. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Essen vom 19. bis 23. August 1906“ berichteten (Herausgegeben vom Lokalkomitee in Essen. Essen (Ruhr). Verlag und Druck von Fredebeul & Koenen). „Wir sind stolz darauf, dass der erste Tag der Katholikenversammlung den Arbeitern gehört“, erklärte Imbusch bei der Versammlung: „Das war nicht immer so, aber heute haben wir eine blühende katholische Arbeiterbewegung, wie sie nirgends sonst in der Welt zu finden ist. Die Teilnahme am Festzug ist das Bekenntnis, dass wir festhalten an der katholischen Kirche, an der christlichen Weltanschauung, aber auch dass wir mitarbeiten wollen an der Lösung der sozialen Frage im friedlichen Zusammenarbeiten mit den anderen Ständen.“

Aus dem Schacht in die Politik

Wenige Jahre zuvor hatte sich sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit bei einem Schlüsselereignis entzündet, wie er später bekannte. Er selbst hatte die Ochsentour gemacht, 1892 als Pferdetreiber unter Tage bei der Zeche Oberhausen angefangen, auf Neuköln, Osterfeld, Kronprinz und Christian Levon gearbeitet. Aber dass ein Vertrauensmann des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter von der Verwaltung der GHH-Zeche entlassen wurde, weil er sich für seine Leute einsetzte, konnten Heinrich und sein Bruder Hermann nicht ertragen. Sie wohnten im Brünerschen Kotten in Frintrop am heutigen Streckweg 1-3, beide waren geprägt durch Pfarrer Peter Schlenter von St. Josef. Und dass die Arbeiter im Kaiserreich nur Bürger zweiter Klasse sein sollten, passte nicht in ihr Weltbild: „Wir waren einig: Die Minderbewertung der Arbeiter müssen wir den Leuten austreiben".

Für Arbeiterrechte und demokratische Wahlen

So wechselten sie aus der Zeche in die Politik: Bruder Hermann übernahm 1903 die Frintroper Zahlstelle des Gewerkvereins, wurde dann Rechtschutzexperte in der Essener Zentrale. Heinrich gründete den Gewerkschaftskonsumverein „Selbsthilfe“ in Frintrop, übernahm den Vorsitz. Und beide mischten sich in die Borbecker Gemeinderatswahlen ein, stellten eine Arbeiterliste auf, sorgten dafür, dass die Kontrollen der Bergwerksbeamten abgestellt wurden und für eine freie Wahl: „Die Geschichte machte uns viel Freude, schaffte uns aber bei den Werksverwaltungen erbitterte Feinde“, erinnerten sie sich. Für ihre demokratischen Überzeugungen stiegen sie nun selbst in den Ring: Hermann wurde Mitglied im Borbecker Gemeinderat, Heinrich schaffte sich das nötige Rüstzeug durch die Zentralstelle des katholischen Volksvereins in Mönchengladbach, wo der ehemalige Borbecker Vikar Dr. Heinrich Brauns die volkswirtschaftlichen Kurse leitete.

In Frintrop: Gedenken an Heinrich Imbusch

„Heinrich Imbusch war wohl die bedeutendste Persönlichkeit aus St. Josef in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts“, heißt es nun in der Einladung zum Gedenken an den von den Nationalsozialisten gehetzten und verfolgten Arbeiterführer: „Er engagiert sich schon sehr früh in den christlichen Gewerkschaften für gerechte Löhne und bessere Arbeitsbedingungen und nimmt jede Möglichkeit wahr, sich weiterzubilden“, erinnert sie. Für ihn bedeutete das schließlich einen radikalen Berufswechsel: Er wurde Redakteur der Bergarbeiterzeitung, stieg er in die Leitung der christlichen Gewerkschaften auf. Nach dem ersten Weltkrieg war er bis 1933 der Chef des DGB, des damals christlich orientierten Deutschen Gewerkschaftsbundes, und von 1920-1933 Reichstagsabgeordneter.

Im Konflikt mit den Nazis

„Sein mutiges Engagement bringt ihn schon früh in Konflikte mit den Nationalsozialisten“, unterstreicht die Einladung für Ehrung des Arbeiterführers, dem nach deren Machtübernahme nichts als die Flucht blieb. Zuflucht fand er zunächst im bis Januar 1935 neutralen Saarland. Dort wurde er bei einem Kidnapping-Versuch von einem Rollkommando der SA schwer verletzt. Er flüchtete nach Luxemburg, Südfrankreich, Belgien und weil er auch dort nicht mehr sicher war, kehrte er heimlich nach Essen zurück. Dort verbrachte er seine letzten drei Lebensjahre unter schwierigsten Bedingungen und inkognito im Schutz seiner Familie. Völlig entkräftet starb er am 16. Januar 1945, nur wenige Wochen vor der endgültigen Niederlage und dem Ende des von den Nationalsozialisten entfesselten Krieges.

Gedenken an sein Lebenszeugnis

„Wir wollen am 80. Todestag von Heinrich Imbusch an sein mutiges Leben und sein Glaubenszeugnis erinnern“, schreibt Arnd Brechmann in der Einladung zum Gedenken: In diesem Zeichen steht die heilige Messe am Donnerstag, 16. Januar, wird um 8.30 Uhr. Im Anschluss an den Gottesdienst geht es zum „Stolperstein“ am Höhenweg 30, wo Heinrich Imbusch lange gelebt hat. Der dortige Stein wurde durch den Künstler Günter Demnig am 23. Mai 2018 auf Initiative der Stiftung St. Josef-Frintrop verlegt. Dazu wird herzlich eingeladen.

Zurück

Kommentare

Kommentar von Rainer Seck |

Der Stolperstein für Heinrich Imbusch ist auch Teil des Kultur- und Geschichtspfades in Frintrop/Bedingrade.

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 3 plus 6.