Feuer in der Weststadt: Wie durch ein Wunder kam niemand zu Tode

Gemeldetes Feuer auf Balkon greift auf gesamten Wohnblock über, mehr als 150 Feuerwehrkräfte im Einsatz, nach aktuellem Stand sind drei Personen verletzt

1 21.02.2022

ESSENER WESTVIERTEL. In der Nacht zu Montag (21.02.) hat es einen Großbrand in einem Wohnkomplex an der Bargmannstraße 25-31 (und 33 zu Teilen) gegeben. Betroffen sind 39 Wohnungen; der Großteil ist komplett ausgebrannt, weitere Wohnungen sind durch eine massive Rauchentwicklung betroffen. Seit den frühen Morgenstunden waren rund 150 Einsatzkräfte der Feuerwehren, der Polizei, der Hilfsorganisationen sowie Notfallseelsorger im Einsatz. Es gab drei Verletzte. Seit dem Mittag ist der Brand im Essener Westviertel vollständig gelöscht. Allerdings ist die Stromversorgung der benachbarten Häuser am Montagnachmittag noch unterbrochen.

Im Bericht der Feuerwehr heißt es: "In der vergangenen Nacht ist die Essener Feuerwehr zu einem Brand ins Westviertel ausgerückt. Der erste Anrufer meldete ein Feuer auf einem Balkon. Bis zum Eintreffen der ersten Kräfte der nahegelegenen Feuerwache Mitte hatte sich die Lage dramatisch weiterentwickelt. Das Feuer griff auf den gesamten Wohnblock über. Drei Personen wurden verletzt. Das in der Nacht in ganz NRW wütende Sturmtief "Antonia" sorgte offensichtlich dafür, dass sich das Feuer rasend schnell über die im Wind liegende Fassade und Balkone ausbreitete. Das im Viertelkreis errichtete Gebäude (Fassadenlänge Innen etwa 65 Meter) mit viereinhalb Geschossen ist mit einer Wärmedämmverbundfassade ausgestattet. Die Balkone haben eine vorgehängte Kunststoffbekleidung und ebensolche Abtrennungen untereinander. Das Feuer lief, durch den Wind beschleunigt, an der Fassade hoch und zur linken Seite weg, drang über geborstene Fensterscheiben in die Wohnungen ein, zerstörte dort alles und ließ auf der Außenfassade (Fassadenlänge rund 80 Meter) ebenfalls Scheiben bersten. Auch hier kam es zu erheblichen Schäden an der Fassade.

Selbst an 15 Metern entfernt stehenden Gebäuden ließ die Wärmestrahlung Rollläden schmelzen und Scheiben bersten. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort. Die verwaisten Wachen im Stadtgebiet besetzten Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr, um den Brandschutz zu gewährleisten. Es war auch damit zu rechnen, dass zeitgleich Sturmschäden an anderer Stelle gemeldet wurden. Erst in den Morgenstunden war das Feuer unter Kontrolle. Aktuell laufen Nachlöscharbeiten, die Brandursachenermittler der Kriminalpolizei sind vor Ort. Statiker beurteilen große Teile des Wohnblocks als einsturzgefährdet, es ist unklar, ob und wann er betreten werden können. Deshalb sind aktuell noch nicht alle Wohnungen abschließend kontrolliert." (MF)

Aktuelle Informationen zur Situation wurden ab dem späten Montagnachmittag (21.02., 17 Uhr) aus technischen Gründen nur noch über die Social Media-Kanäle der Stadt Essen und der Feuerwehr Essen veröffentlicht: Mit Stand um 16:45 Uhr am Montag konnten angrenzende Wohnungen in anderen Gebäuden bereits wieder frei gegeben werden. Der fast vollständig ausgebrannte Gebäudekomplex wurde in einer ersten Sichtung durch Statiker auf dessen Begehbarkeit überprüft. Nun folgt die Brandermittlung durch die Polizei.

Von dem Brand betroffene Menschen konnten vollständig untergebracht werden, deshalb wurde inzwischen auch die Notbetreuungsstelle im Hörsaalzentrum der Universität Duisburg-Essen wieder zurückgebaut. Viele der Anwohnerinnen und Anwohner sind bei Familien oder Freunden untergekommen, über 30 Personen wurden durch den Eigentümer des Gebäudes in Hotels untergebracht. Zwei weitere Personen wurden in einer Notunterkunft der Stadt Essen untergebracht sowie eine Person im Malteserstift St. Bonifacius.

Die Stadtverwaltung gibt für die vom Großbrand Betroffenen unter der Rufnummer 115 Informationen über Hilfsmaßnahemen.

Die Feuerwehr Essen sowie Ansprechpersonen der Stadtverwaltung hatten bereits in den frühen Morgenstunden eine Betreuungsstelle für die 128 betroffenen Bewohner im Hörsaalzentrum der Universität Duisburg-Essen eingerichtet. Die Verpflegung wurde sichergestellt und Medikamente, Hygieneartikel sowie Kleidung organisiert. Darüber hinaus wurden Unterbringungsmöglichkeiten für die Betroffenen zur Verfügung gestellt. Als Ansprechpartner seitens der Verwaltung steht für die Unterbringung das Amt für Soziales und Wohnen per E-Mail unter: bodo.kolling@sozialamt.essen.de zur Verfügung.

Eigentümer des Wohnkomplexes ist die Wohnungsbaugesellschaft VIVAWEST. Das zuständige Kundencenter Ruhr Mitte in Essen ist unter Telefon 0201-364040 für die betroffenen Mieter erreichbar.

Wie kann ich als Nicht-Betroffener helfen?

Derzeit wird von Sachspenden abgesehen, da noch nicht klar ist, was benötigt wird.

Es wurden bereits Spendenmöglichkeiten eingerichtet. Wer spenden möchte, kann dies unter dem Stichwort "Großbrand Essen" beim Caritasverband der Stadt Essen unter IBAN: DE09 3606 0295 0069 9600 57, BIC: GENODED1BBE - Bank im Bistum tun.

Weitere Spenden sind per Paypal an spenden@cse.ruhr möglich.

Wer Unterkünfte zur Verfügung stellen möchte, kann sich an die Hotline der Stadt Essen unter 115 wenden. Bitte dabei einen konkreten Ansprechperson und eine Telefonnummer angeben sowie Anschrift der Unterkunft, die Größe sowie ob die Wohnung möbliert ist oder nicht.

Der Essener Ruhrbischof Franz Josef Overbeck ruft zu Spenden auf: „Jetzt gilt es, solidarisch zu sein und allen unsere Unterstützung anzubieten, die durch das Feuer ihre Wohnung und ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben.“  Wer – auf welche Weise auch immer– von dem Brand und seinen Auswirklungen betroffen ist, kann sich jederzeit an die Telefonseelsorge wenden unter: Tel. 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222. Zudem steht die Allgemeine Sozialberatung der Caritas für Fragen zur Verfügung, Tel.: 0201 632569-906 oder 0163 8311813 oder per E-Mail: allgemeinesozialberatung@cse.ruhr

Auch die Pfarrei St. Gertrud, deren Pfarrkirche und Gemeindesaal am Viehofer Platz nicht weit vom Unglücksort entfernt liegen, hat am Montag gleich ihre Hilfe angeboten. Infrastruktur und personelle Unterstützung seien bislang noch nicht benötigt worden, sagt Pastoralreferent Michael Diek. Allerdings habe die Pfarrei über das Caritas-Spendenkonto eine erste finanzielle Soforthilfe in Höhe von 2500 Euro bereitgestellt.

Die Fotos machte Walter Frosch für borbeck.de ; er wohnt selber in der Grünen Mitte, wurde aber vom Feuer verschont.

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Kommentare

Kommentar von Susanne Aschr |

Ein schreckliches Unglück! Unsere Gedanken sind bei denen, die alles verloren haben. Dank aber auch an die Feuerwehr und die solidarische Hilfe der vielen, die spenden und unterstützen. Brauchen wir ein grundsätzliches Umdenken im Blick auf die Wärmedämmung?

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