Fastenzeit: Der Kreuzweg in St Michael

DELLWIG. Der Kreuzweg von Krzysztof Okon aus Krakau steht im Mittelpunkt der diesjährigen Fastenzeit in St. Michael. Der seit 20 Jahren in der Gemeinde hängende Kreuzweg des bekannten polnischen Künstlers trägt den Titel „Der Weg des Lebens und Sterbens, der Weg des Triumphes unseres Herrn Jesus Christus“ und besteht aus 15 Holzreliefs. Im Gegensatz zu den meisten Kreuzwegen endet der von Okon geschaffene Kreuzweg mit der 15. Station erst an Ostern.

Beeindruckende Formensprache

Krzysztof Okon gestaltete mit seinem Zyklus keine Bildergalerie, die den Weg Jesu nach Golgotha nacherzählt. Stattdessen versuchte er, mit ergreifenden Menschenszenen die Qualen des Menschen Jesu und die seiner Mitmenschen nachzuvollziehen.

Mit wenigen Mitteln nähert sich Okon dem Leiden und lässt die einzelnen Gesichtern Schmerz, Trauer, Wut, aber auch Liebe und Zärtlichkeit ausdrücken. Dabei gehen seine expressiven Arbeiten über das Leiden Jesu hinaus - er trifft auch das Leiden der Menschen unserer Zeit: Es sind die Tränen eines jeden weinenden Kindes, die Schmerzen kranker und gefolterter Menschen und die Trauer von Müttern, die durch Unglück und Krieg ihre Kinder verloren haben. Mit der 15. Station, der Auferstehung an Ostern, verspricht Okons Kreuzweg die Hoffnung auf eine Zukunft mit Gott.

In den Kreuzwegandachten sowie in Zeiten persönlichen Gebets soll versucht werden, mit Texten und Impulsen für verschiedene Altersgruppen einen Zugang zum Leidensweg Jesu, aber auch zum Leidensweg der Menschen unserer Zeit herzustellen. Herzliche Einladung zu den Kreuzwegandachten mittwochs, 18 Uhr, ab 09.03.2022 sowie zum persönlichen Gebet mittwochs bis 20 Uhr und freitags von 15 bis 17 Uhr.

Künstler Okon in St.Michael

Krzysztof Okon ist mit mehreren Werken in St.Michael präsent. Von ihm stammen neben dem Kreuzweg an den beiden Seitenwänden der Kirche auch das Abendmahl am Seitenaltar rechts und die Pieta am rechten Seiteneingang. Zudem ist er mit Glasmalerei im Gemeindesaal vertreten. Okon wurde 1939 in Warschau geboren und lebt seit mehr als 30 Jahren in Krakau. Seine erste Berufung  war die Musik: Er studierte Cello an der Musikhochschule in Krakau, dann in den Jahren 1960-1963 in Rom, Navarra und in Siena. Seit 1965 war er Cellist im Krakowskie-Trio, das bis heute besteht.

Seine Arbeit in der darstellenden Kunst begann Krzysztof Okons 1965 als Autodidakt: Zunächst nutzte er die Malerei auf Glas, um sich kreativ auszudrücken. Aus seinen von der Volkskunst inspirierten frühen Arbeiten entwickelte er aber schnell eine eigene künstlerische Sprache. So arbeitete er seit den späten 70iger Jahren auch in der Bildhauerei. Neben den Voll- und Flachreliefs schuf Krzysztof Okon seit den 90er Jahren auch Holzschnitte.

Fotos: Pastor Richter