Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns an:
Sie möchten Ihren Beitrag veröffentlichen lassen? Dann nutzen Sie unser
Sie möchten das ehrenamtlich arbeitende Nachrichtenportal borbeck.de unterstützen?
Mit einer Spende für mehr Inhalt und das interaktive leserfreundliche Layout helfen Sie uns sehr, aktuell und zuverlässig zu berichten, Tag für Tag! Auf Wunsch ist eine Spendenquittung möglich.
0 28.12.2024
ESSEN / BORBECK. Die Erhöhung der Fahrpreise zum 1. Januar bleibt nicht die einzige Änderung bei Bus und Bahn im neuen Jahr. Unter dem Motto „Aus 7 mach 3“ hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) im Rahmen der großen Tarifreform beschlossen, für alle Fahrten innerhalb der Stadtgrenzen ab 1. März 2025 die Kurzstrecke ganz zu streichen und nur noch das Einzelticket der Preisstufe A (3,60 €) anzubieten. Außerdem werden die preisermäßigten Mehrfahrtentickets entfallen. Dagegen hatte der Seniorenrat der Stadt Essen bereits im November mit einer einstimmig verabschiedeten Entschließung protestiert.
Die Vorsitzende des Seniorenrats Susanne Asche stellt dazu klar: „Diese Reform stellt eine Benachteiligung älterer Menschen dar, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, um ihre Nahversorgung im Stadtteil wie etwa den Arztbesuch oder den Besuch des Wochenmarkts sicherzustellen.“ Die Einstellung des Kurzstreckentickets bei gleichzeitigem Wegfall des günstigen Zehnertickets bedeute eine über 100prozentige Kostensteigerung für Menschen, die ausschließlich in ihrem engeren Nahbereich unterwegs sind, so ihre Kritik: „Vor allem Rentnerinnen und Rentner mit kleinen Einkommen werden so in ihrer Mobilität eingeschränkt.“
Das Deutschlandticket sei für diese Gruppe oftmals keine echte Alternative: „Das zukünftige Deutschlandticket sozial kommt nur Anspruchsberechtigten zugute und ist ab 1. März 2025 ausschließlich im Abo erhältlich. Im neuen Preisniveau von 58 € bzw. 48 € im Sozialtarif rechnet es sich preislich nur für Vielfahrende“, unterstreicht Susanne Asche. Mit dem vom VRR empfohlenen elektronischen Eezy Ticket blieben Kurzstrecken zwar weiterhin preiswerter. Sie würden allerdings ausschließlich mit der Eezy App auf dem Smartphone angeboten, über das eine größere Zahl von Senioren aus verschiedenen Gründen gar nicht verfüge. Ältere fühlten sich oft unsicher im Umgang mit digitalen Angeboten und befürchteten bei digitalen Zahlungsvorgängen eine mangelnde Kostenkontrolle, so die Erfahrung im Seniorenrat.
Der Seniorenrat hat die Verantwortlichen im VRR und der Ruhrbahn daher aufgefordert, die Belange älterer Menschen besser zu berücksichtigen und zum Beispiel wie in den Niederlanden eine vom Smartphone unabhängige Lösung in Form einer Chipkarte anzubieten. Ideal sei auch ein preisreduziertes Monatsticket für Menschen im Ruhestand, das als Seniorenticket in der Region gelten solle („30-Euro-Ticket“). Das könne Verwaltungsgebühren sparen und gleichzeitig Anreize setzen, im Alter auf das Auto zu verzichten.
Jetzt hat der VRR in einem Schreiben an die Vorsitzende des Seniorenrats geantwortet. Die große Tarifreform sei von den Verkehrsverbünden einstimmig beschlossen worden, um den Nahverkehr effizienter zu gestalten und das bargeldlose Bezahlen voranbringen. Der Verwaltungs- und Kostenaufwand für die 1,5 km – Kurzstrecke sei unverhältnismäßig hoch und die Nachfrage nach der Einführung des Deutschlandtickets sinkend. Daher werde es hier keine Änderungen mehr geben.
Über andere zukünftige Lösungen für die Belange älterer Menschen biete der VRR im neuen Jahr Gespräche an. Die Ruhrbahn werde darüber hinaus zusammen mit dem Seniorenrat Schulungen anbieten, um Senioren mit den Vorteilen des Eezy Tickets vertraut zu machen. Für Susanne Asche steht fest: „So notwendig Reformen sind, um den ÖPNV weiter auszubauen und für die Kommunen bezahlbar zu halten, er muss eine gleichberechtigte Mobilität für alle gewährleisten.“