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1 19.03.2025
BORBECK. Dass Schulleiter wechseln, ist soweit bekannt. Wenn sie aber weit über ihre aktive Zeit im Schulgedächtnis bleiben, darf das sicher zu Recht als Auszeichnung gewertet werden. Das Gymnasium Borbeck (GymBo) hat daher jetzt einen wichtigen Termin fest im Kalender: Es ist der 80. Geburtstag seines langjährigen Direktors Dr. Wolfgang Sykorra, der immer auch weit über die das Gymnasium an der Prinzenstraße hinaus Wirkung entfaltet hat. Mit diesem Text von Sonja Klever gratuliert die Schulgemeinschaft ....
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„Es ist der 21. März 1945 - die Alliierten haben bei Remagen den Rhein überquert, die Royal Air Force bombardiert Bochum, das Kriegsende rückt näher. Auch der Pazifikkrieg nimmt eine entscheidende Wendung, als US-Truppen sich auf die Invasion Okinawas vorbereiten. Kein Wunder also, dass Wolfgang Sykorra, der an diesem Tag geboren wurde, eine Affinität zu bedeutenden Ereignissen der Geschichte mit Schwerpunkt Lokalhistorie entwickelte. Zum runden Geburtstag des ehemaligen GymBo-Schulleiters nehmen wir sein exemplarisches Engagement für unsere Schule und den Stadtteil Borbeck in den Blick.
In Bergeborbeck aufgewachsen, lernt Sykorra seine spätere Wirkungsstätte als Lehrer und Schulleiter bereits aus der Schülerperspektive kennen: 1964 legt er am GymBo sein Abitur ab, ab 1987 leitet er die Schule fast 20 Jahre bis zu seiner Pensionierung 2006. „Schulleitung kann immer nur kooperativ gelöst werden“, sagt Sykorra. „Deshalb war das Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen ein sehr wichtiges und hohes Gut, an das ich gerne zurückdenke und das auch manches auf den Weg gebracht hat.“
Manches auf den Weg gebracht - da untertreibt Sykorra natürlich. Seine stetigen Bemühungen zur Öffnung des Gymnasiums in den Stadtteil und das lokale und regionale Umfeld waren so zentrale Eckpfeiler seiner Arbeit, dass sie auch heute noch nachwirken. „In der Öffnung von Schule geht es ja essenziell um die Bereitschaft, andere – also zum Beispiel Sportvereine, Polizei, Gesundheitsdienste, Jugendpsychologen – hineinzulassen und die eigene pädagogische Konzeption auch ein Stück weit zu hinterfragen“, sagt Sykorra. Diesem Prinzip ist das GymBo auch heute noch treu, kooperiert es doch mit Universitäten, der schulpsychologischen Beratungsstelle, Sportvereinen und Kultureinrichtungen wie dem Haus der Essener Geschichte oder dem Theater Essen Süd.
In diesem Sinne findet die neue, im letzten Jahr fertiggestellte Aula auch Sykorras volle Zustimmung, entspricht sie doch seiner Idee einer Schule als offenem, kommunikativem Zentrum für Veranstaltungen und Begegnungen. Auch die Modernisierung des Sportplatzes ist ein sichtbares Zeichen dieser Entwicklung. „Es ist schön zu sehen, wie sich das entwickelt hat – sehr sinnvoll und ein Grund zur Freude.“
Ein weiteres zentrales Anliegen Sykorras war die Einführung des bilingual deutsch-englischen Zweigs. In einer Zeit, in der das GymBo laut Schulentwicklungsplan der Stadt Essen in eine Gesamtschule umgewandelt werden sollte, entwickelte er ein innovatives Konzept: „Auf einer Sitzung der Schulkonferenz sagte ich, anstelle der Auflösung müsse eine neue Konzeption von Schule treten. Ich hatte damals die Zusammenarbeit mit dem Stadtteil im Kopf und außerdem das Konzept der deutsch-englischen Bilingualität – die führten wir 92/93 als zweites Gymnasium in Essen ein.“
Eng mit dieser Internationalisierung verbunden ist der Schüleraustausch mit Atlanta, USA. In einer Rüttenscheider Kneipe traf sich Sykorra zusammen mit dem damaligen Kollegen Klaus Lindemann mit einer Delegation aus Atlanta, die dem hiesigen Studienseminar für Lehrerinnen und Lehrer einen Besuch abstattete. Es wurde ein netter Abend, an dessen Ende das GymBo dann einen amerikanischen Austauschpartner hatte – die Kooperation setzte sich über die folgenden Jahrzehnte so erfolgreich fort, dass unsere Schule in diesem Jahr nun auf 30 Jahre Zusammenarbeit zurückblicken kann. Eine Internationalisierung, die nicht nur die Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler stärkt, sondern auch immer wieder zahlreiche Freundschaften quer über den Atlantik ermöglicht.
Dr. Wolfgang Sykorra mit seinem Nachfolger Lars Schnor - ein Dank für die langjährige Arbeit für die Böning-Stiftung.
Strukturelle Veränderungen initiierte Sykorra aber auch auf sozialer Betrachtungsebene, indem er sich mit der 2004 ins Leben gerufenen Lothar-Böning-Stiftung für finanziell benachteiligte Schülerinnen und Schüler engagierte. „Irgendwann wurde mein früherer Mitschüler Wolfgang Sykorra Schulleiter am GymBo“, erinnert sich Stifter Dr. Lothar Böning, „Ich selbst war mittlerweile als Arzt recht erfolgreich geworden und wollte helfen, etwas zurückgeben. Als ich Wolfgang zum 40-jährigen Abiturtreffen sah, haben wir diskutiert, was man der Schule Gutes tun kann. So entstand der Gedanke für die Stiftung, die wir dann in den Jahren 2004/05 realisiert haben.“ Bis heute – seit zwanzig Jahren also – ermöglicht diese Stiftung vielen jungen Menschen bessere Bildungschancen, fördert ihre Talente, ermöglicht Fahrten und Austausche, sponsort Nachhilfe und ermöglicht Musik-, MINT- oder Kulturprojekte.
Auch nach seiner aktiven Zeit als Schulleiter blieb Wolfgang Sykorra dem GymBo und dem Stadtteil Borbeck eng verbunden; für seine Aktivitäten im Umweltschutz und der Lokalhistorie bekannt, veröffentlicht er Bücher, schreibt auf der lokalen Nachrichtenseite borbeck.de und ist beliebter Gesprächspartner bei den Organisator/innen der Stolpersteinverlegung für unseren ehemaligen Schüler Walter Rohr im Mai 2025. Ob durch seine Stadtteilarbeit, die Förderung des interkulturellen Austauschs oder seine Unterstützung sozialer Projekte – sein Wirken ist bis heute spürbar.
Zu seinem 80. wünschen wir, das GymBo-Team, dem Jubilar alles erdenklich Gute, Gesundheit und weiterhin Freude an seinen vielfältigen Aktivitäten rund um Bildung, Borbeck und das GymBo. In seiner nachhaltigen Wirkung für die Schulgemeinschaft unseres GymBos kann Wolfgang Sykorras Lebenswerk gewiss als beispielhaft bezeichnet werden. Herzlichen Glückwunsch!“
Sonja Klever
Kommentare
Kommentar von Reiner Squarr |
Als ehemaliger Schüler und Abiturient von 1960 gratuliere ich dem damaligen Mischüler meines Gymnasiums und Mitschüler der Klase meines Bruders Dr. Hans Ulrich Squarr ebenfalls herzlich zum Eintritt in die Welt der 80-Jährigen.
Mögen ihm in diesen Zeiten, die gewisse Ähnlichkeiten mit den Zeiten zu unserer Geburt aufweist, die Hoffnung bewahrt bleiben, dass Bildung den Weg zur Humanität öffnet und verstärkt.
Mit freundlichem Gruß
Reiner Squarr
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