Dörnemann übernimmt neue Essener Innenstadtpfarrei

Neue Aufgabe nach 12 Jahren im Seelsorgeamt

0 23.06.2022

BOCHOLT / ESSEN. Domkapitular Dr. Michael Dörnemann, gebürtig aus der Pfarrei St. Fronleichnam in Bocholt, wird am 23. Oktober offiziell als Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Gertrud in Essen-Mitte eingeführt. Unter seiner Leitung soll der Essener Dom zur neuen Pfarrkirche der Pfarrei werden, St. Gertrud wird dem Vernehmen nach mittelfristig als Gottesdienststandort aufgegeben. Die Pfarrei umfasst die vier Ortsgemeinden St. Bonifatius (Huttrop), St. Gertrud (Stadtkern, Nord- und Ostviertel), St. Ignatius (Südviertel, Holsterhausen) und Hl. Kreuz (Südostviertel). Rund 14.000 Katholikinnen und Katholiken leben dort. Zudem feiern verschiedene muttersprachlichen Gemeinden und die Gemeinde der Gehörlosen Gottesdienste in den Kirchen der Pfarrei.

Wechsel ins Seelsorgeamt in einer brisanten Zeit

Damit geht der 52-Jährige aus der Verwaltung des Bischöflichen Generalvikariats in die Seelsorgepraxis zurück. Als Leiter des Dezernats Pastoral hatte er grundlegende Umwälzungen und Neuaufbrüche im Bistum Essen in den vergangenen zwölf Jahren maßgeblich mitgestaltet. Als ihn Bischof Franz-Josef Overbeck kurz nach seiner eigener Amtseinführung Ende 2009 um die Übernahme der Seelsorgeamtsleitung bat, war Dörnemann erst knapp vier Jahre Pfarrer und zwei Jahre Stadtdechant in Oberhausen gewesen. Zuvor war er mit 29 Jahren als Subregens stellvertretender Leiter des Priesterseminars in Bochum gewesen und hatte zugleich in Kirchengeschichte promoviert.

Umbrüche und neue Perspektiven

„Ein sehr schneller Wechsel der Stellen, aber eine interessante neue Aufgabe“, fand er damals – ohne zu ahnen, dass kurz darauf der Missbrauchsskandal die katholische Kirche erschüttern sollte und auf vielen Ebenen Veränderungsprozesse angestoßen wurden: Als die Deutsche Bischofskonferenz 2011 bis 2015 für alle Bistümer verpflichtend einen überdiözesanen Gesprächsprozess „Im Heute glauben“ ansetzte, starteten ab 2012 im Bistum Essen sechs Foren mit je 300 Teilnehmenden: In der Essener Gruga, in Gladbeck, Oberhausen, Duisburg, Hattingen und Lüdenscheid. Sie folgten zudem auf einen riesigen Strukturprozess, in dem wenige Jahre zuvor 295 eigenständige Kirchengemeinden zu 43 Großpfarreien zusammengelegt und zahlreiche Kirchen geschlossen worden waren. „Viele hatten die Veränderungen zu dieser Zeit noch nicht akzeptiert. Ihnen war dabei viel Nähe in der eigenen Gemeinde verloren gegangen“, erinnert sich Dörnemann. „Auf manchen dieser Foren hat es sehr geknirscht. Es hieß, die Kirche fahre wie die Titanic auf einen Eisberg zu.“

Seelsorger auf Reise im Bistum Essen

In all diese Vorgänge war Dörnemann als Seelsorgeamtschef intensiv eingebunden, reiste zwei Jahre lang vom Rhein über die Ruhr bis an die Lenne, um dieses Zukunftsbild in den Pfarreien bekannt zu machen. Ihm folgten Versuche, die Theorie in 40 Projekten praktisch umzusetzen: So es entstanden etwa neue sozialpastorale Zentren, Formen des Ehrenamts mit Ausbildung von Ehrenamtskoordinatorinnen und -koordinatoren sowie ehrenamtlicher Gemeindeleitungen, die Cityseelsorge oder Segnungs-Gottesdienste für Neugeborene. Mit dem Pfarreientwicklungsprozess (PEP) war Dörnemann erneut auf Reisen quer durch das Bistum. Seine Erkenntnis: „Wir müssen den Begriff Nähe neu definieren. In Essen-Katernberg muss ich Kirche anders denken als in Holsterhausen.“ Sicher ist er sich, dass Menschen für Orte, an denen sie geistlich und kirchlich nach ihren Bedürfnissen leben können, auch zehn Kilometer weit fahren.

Dr. Michael Dörnemann wird auch als Pfarrer Domkapitular und stellvertretender Generalvikar bleiben. Dabei ist ihm klar, dass er in der Eins-zu-eins-Seelsorge mit den Menschen nicht allzu aktiv wird werden können. „Aber es gibt hier das Potential verschiedenster Seelsorger und Seelsorgerinnen“, sagt er, „meine Aufgabe wird sein, den Ermöglichungsraum zu schaffen.“ Unter anderem soll die Cityseelsorge „grüßgott“ in die Arbeit der Innenstadtpfarrei stärker integriert werden. „Ich bin dankbar für die zwölf Jahre im Dezernat Pastoral, in denen ich mit einem konstruktiven Team neue pastoraltheologische Ideen kennenlernen und analysieren konnte“, so der gebürtige Borbecker.

Foto oben: Bistum Essen

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