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0 11.04.2022
ESSEN. Für das Live-Event „Die Passion“, das am Mittwochabend live im Programm von RTL laufen wird, lässt der Fernsehsender auf dem Essener Burgplatz seit Tagen eine Bühne errichten, wie es sie das historische Herz der Ruhrgebietsstadt noch nicht gesehen hat. Ein Bericht von Thomas Rünker vom Besuch bei den Aufbauarbeiten:
„Bevor Jesus die Bühne betritt, gibt Manitou den Takt vor. Unermüdlich flitzt der kraftvolle Gabelstapler mit dem Götternamen auf dem Essener Burgplatz hin und her. Gerade hat der nächste Lastzug vor dem Bischofshaus geparkt und will entladen werden. Diesmal holen Manitou und seine Kollegen silberne Absperrgitter aus dem Laderaum und verteilen sie an den verschiedensten Stellen auf dem Gelände. RTL bringt mit „Die Passion“ am Mittwochabend nach eigenen Angaben „die größte Geschichte aller Zeiten“ ins Fernsehen – und auf die größte Bühne, die das historische Zentrum von Essen je gesehen hat.
Kern und Blickfang ist ein rund 14 Meter hohes Gerüst, das auf vier Säulen ruht und entlang der Kettwiger Straße einmal quer über die Treppenanlage des Burgplatzes zieht – vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal bis zum Bistumsbrunnen am Dom. Dazwischen führt ein „Catwalk“ vom Glaspavillon der Cityseelsorge „grüßgott“ die Treppen hinunter auf den Platz, wo er sich zu einer Bühne weitet. Thomas Gottschalk, der den Erzähler der modernen Passions-Geschichte mimt, wird hier am Mittwochabend zu sehen sein: Nachdem er im „grüßgott“-Pavillon sein Mikrofon erhält, geht’s – vermutlich in bester Showbühnen-Manier – die Stufen hinab und den bis zu 4900 Zuschauerinnen und Zuschauern entgegen. Die konnten sich online kostenlose Karten für die Show reservieren und werden im Durchgang zwischen Volkshochschule und Burggymnasium auf den Platz gelassen werden. Zwischen Boxentürmen und Foto-Podest gibt es dann ausschließlich Stehplätz – aber eine durchweg gute Sicht, zur Not auf die 36-Quadratmeter große LED-Wand, die ebenfalls Teil der Bühne ist.
Hatten in der vergangenen Woche die Gerüstbauer das Sagen, die die Bühnenkonstruktion mit Platz für die zwölfköpfige Band und den 25-Personen-Chor sowie die Türme für Kameras und Licht errichtet haben, sind heute die Dekorateure am Ruder: Dutzende Meter weiße Kunststoffbahnen verhüllen jetzt das Stahlgerüst, und auch die Bühnenbretter werden mit weißem Teppichboden verkleidet. Derweil fahren oben auf der Kettwiger Straße und unten auf dem Burgplatz zwei Teams mit ihren Hubsteigern an die Bühne. Ganz langsam heben sich die Gondeln mit je zwei Arbeitern in die Luft und nähern sich behutsam den Beleuchtungs-Galerien. Insgesamt 860 Scheinwerfer werden am Mittwoch-Abend die RTL-Erzählung der Leidensgeschichte Jesus ins rechte Licht rücken. 65 Kilometer Kabel sorgen für den nötigen Strom von einem wummernden Generator dafür, dass die Signale der 15 Kameras erst in den Ü-Wagen-Trailer und dann via RTL in die Fernsehgeräte eines Millionenpublikums kommen.
In den Niederlanden ist „Die Passion“ seit Jahren ein vorösterlicher Quoten-Garant – „jetzt sind wir gespannt, wie ,Die Passion“ in Deutschland ankommt“, sagt Klaus Röder. Er ist „Head of production“ von Constantin Entertainment, die die Show im Auftrag von RTL produziert. „Dekorateure, Gerüstbauer, Licht, Beschallung, Mediatechnik …“, zählt er beim Gang über das Areal nur beispielhaft einige der Gewerke auf, die hier seit Tagen arbeiten und insgesamt 375 Menschen beschäftigen. Hinzu kommen 30 Leute der Technik-Crew. Röder ist entspannt. Alles läuft nach Plan – auch wenn dieser die ein oder andere Nachtschicht vorsieht – und selbst das April-Wetter gibt sich bislang von seiner sonnigen Seite. Ob ihm nicht eine Show im geordneten Rahmen eines TV-Studios lieber wäre? „Nein, das macht uns hier total Spaß, wir lieben solche Events“, auch wenn alles „irre aufwendig“ und viele Absprachen mit städtischen Behörden oder Nachbarn wie dem Dom oder der Volkshochschule (VHS) nötig seien. Letztere hat gerade genauso Osterferien wie das Burggymnasium, so dass Constantin in der VHS Besprechungsräume und Künstlergarderoben unterbringen und auf dem Schulhof Material lagern kann.
Als einziger direkter Anwohner des Burgplatzes bekommt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die Aufbauarbeiten seit Tagen besonders hautnah mit. Er ist gespannt auf das Format, das er sich live auf dem Burgplatz ansehen wird. Als Bischof sieht er „Die Passion“ „als Angebot, sich mit der Leidensgeschichte Jesu auseinanderzusetzten“ – eben als ein weiteres in der jahrhundertelangen Tradition von großen Musik-Stücken, Kreuzweg-Andachten oder Passions-Spielen. „Jeder Mensch kann für sich selbst entscheiden, ob dieses TV-Event der richtige Rahmen dafür ist“, so Overbeck.
Fernseh-Mann Röder ist davon überzeugt. „Wir hatten gestern eine vierstündige Besprechung des Drehbuchs mit den Künstlern, das war schon ergreifend.“ Vor allem die Einspielfilme mit vorproduzierten Musikstücken seien sehr bewegend gewesen. „Egal ob man selbst gläubig ist oder nicht, vieles von der Geschichte steckt einfach in einem drin“, sagt Röder. In einer Video-Szene etwa mache Alexander Claws als Jesus ein Selfie mit Kindern. „Das ist doch eine tolle Sache, Glaubensinhalte in einer solchen Form seriös zu verarbeiten“, meint Röder. Einige Tausend Menschen in Essen und ein Millionenpublikum an den Bildschirmen wird sich dazu am Mittwochabend sein eigenes Urteil bilden können." (tr)
Neben der modernen Erzählung von Thomas Gottschalk besteht „Die Passion“ vor allem aus bekannten Pop-Musiktiteln, die einzelne Stars aus dem Ensemble live auf der Bühne oder in Einspielfilmen vortragen. Acht Titel werden – begleitet von Band und Chor – auf dem Burgplatz gesungen, sieben eingespielt. Während am Mittwochabend „Die Passion“ auf dem Burgplatz läuft wird sich in Essen-Rüttenscheid eine 100-köpfige Gruppe auf den Weg machen und ein sechs mal drei Meter großes leuchtendes Kreuz in die Innenstadt tragen. Gegen Ende des Programms wird die Prozession dann das Show-Gelände erreichen.
Am Mittwoch, 13. April, wird das „Musik-Live-Event“ unter dem Titel „Die Passion“ ab 20.15 Uhr live bei RTL im TV oder im Stream auf RTL+ zu sehen. Vorbild für „Die Passion“ ist ein niederländisches TV-Format. Dort gibt es das Show-Ereignis unter dem Titel „The Passion“ seit 2011 jedes Jahr in einer anderen Stadt. Es wird im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen und erreicht dabei hohe Marktanteile. Internet: https://www.rtl.de/sendungen/show/diepassion/
Fotos: Bistum Essen
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