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0 13.12.2019
Essen/Emschergebiet. Wasser macht an Stadtgrenzen nicht Halt – es war diese Erkenntnis, die vor 120 Jahren zur Gründung der Emschergenossenschaft am 14. Dezember 1899 führte. Sie war damit Deutschlands erster Wasserwirtschaftsverband und Vorbild für weitere Unternehmen ähnlicher Art.
Nötig wurde die Gründung durch die Industriealisierung, denn durch die Industrialisierung und die rasant gestiegenen Bevölkerungszahlen erhöhte sich auch die Menge des anfallenden Abwassers. Aufgrund des Kohleabbaus war es Ende des 19. Jahrhunderts aber nicht möglich, unterirdische Abwasserkanäle zu bauen, da diese durch die damit verbundenen Bergsenkungen beschädigt worden wären.
Also wurde das gesamte Schmutzwasser in die Emscher und ihre Nebenarme eingeleitet. Das Flusssystem war dadurch bald überfordert und setzte immer wieder ganze Stadtteile unter Wasser. Überschwemmungen gab es auch in Bochold am Borbecker Mühlenbach oder in Dellwig.
Krankheiten wie Typhus und Cholera breiteten sich durch Fäkalien im Wasser schnell aus, so dass Lösungen gefunden werden mussten. Dies geschah nun gemeinsam im Verbund der Emschergenossenschaft, in der Bergbau, Industriebetriebe und Kommunen zusammengebracht wurden. Um die Abwassermassen in den Griff zu bekommen, befestigte man die Bachläufe und baute das Emscher-System zu einem Netz offener Schmutzwasserläufe um. Im Zuge dieser Arbeiten wurden Betoneinfassungen in die Gewässer eingelassen und Pumpwerke gebaut, um ein geregeltes Abfließen des Abwassers zu gewährleisten.
Heute sind keine Bergsenkungen mehr zu befürchten, so dass auch unterirdische Kanäle gebaut werden können.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit Land und Kommunen den Emscher-Umbau um. Jedes Gewässer erhält ein unterirdisches Pendant, durch das die Abwässer zu den Kläranlagen geleitet werden. Die Bäche sind damit abwasserfrei und können naturnah umgebaut werden. Über einen Zeitraum von rund drei Jahrzehnten investiert die Emschergenossenschaft mehr als fünf Milliarden Euro.
Klimawandel ist die nächste Herausforderung für der Emscherregion
Das Ziel des Emscher-Umbaus, eine vom Abwasser befreite Emscher, wird Ende 2021 erreicht sein. Die nächste große Herausforderung steht jedoch nicht nur vor der Tür, sondern praktisch schon im Haus: der Klimawandel und seine Folgen. „Wir müssen lernen, mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen und entsprechende Anpassungsmaßnahmen vorantreiben. Das kann man aber nicht alleine schaffen. Einmal mehr müssen wir als Region an einem Strang ziehen und die Möglichkeit ergreifen, die Vorstellung von einer „Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ in die Tat umzusetzen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Der Grundstein dazu wurde am 15. November dieses Jahres gelegt: Knapp 120 Jahre nach der Gründung der Emschergenossenschaft unterzeichneten in Recklinghausen alle 16 Kommunen der Emscher-Region eine Verpflichtungserklärung mit dem Ziel, gemeinsam mit der Emschergenossenschaft als koordinierende Service-Stelle das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ bereits ab Anfang 2020 mit Leben zu füllen. „Damit gehen wir auch die Herausforderung Klimawandel gemeinsam als Region an. Nur so lassen sich Lösungen für regionale Problemstellungen finden. Mit diesem Projekt können wir Vorbild für andere Regionen in Europa und in der Welt sein, so wie wir es bereits auch von unserem Emscher-Umbau kennen“, so Paetzel.
Zum Bild: Bald wird man es sich nicht mehr vorstellen können: Solche Betonschalen wurden auch in die großen Borbecker Bäche eingebaut, damit das Abwasser geregelt abfließen konnte. Von den so genannten "Köttelbecken" ging dann eine andere Gefahr aus. Immer wieder gerieten spielende Kinder in den glitschigen Rinnen und wurden von den braunen Fluten fortgerissen. Foto: Emschergenossenschaft
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