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0 07.02.2022
ESSEN. Zahlreiche Essener Organisationen beteiligen sich in Essen an der diesjährigen COA (children of alcoholics)-Aktionswoche vom 13. bis 19. Februar. Die Organisatoren rücken Kinder aus psychisch und suchtbelasteten Familien eine Woche lang in den Fokus der Öffentlichkeit damit deutlich wird: Mehr als 3,8 Millionen Kinder in Deutschland leiden unter den Suchtproblemen ihrer Eltern.
Zu den teilnehmenden Organisationen gehören Caritas-SkF-Essen gGmbH, Fachklinik Kamillushaus, Gymnasium Wolfskuhle, Jugendpsychologisches Institut der Stadt Essen, Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Essen e.V., Buchhandlung Schmitz Junior, Regionale Schulberatungsstelle der Stadt Essen, Stadtbibliothek Essen, Suchthilfe direkt Essen gGmbH und Wiese e.V. Alle teilnehmenden Organisationen engagieren sich für Kinder aus psychisch und suchtbelasteten Familien und möchten ihnen eine Stimme geben.
„Ich freue mich sehr, dass sich so viele Organisationen mit unterschiedlichen Angeboten und Aktionen engagieren, um Kinder in einer besonders belasteten Familiensituation zu unterstützen und ihnen eine Perspektive zu geben“, sagt Carsten Bluhm, Jugendamtsleiter der Stadt Essen. „Es ist enorm wichtig, dass alle Fachkräfte, die mit Kindern Kontakt haben mit einem geschulten Blick, Probleme erkennen, die Kinder belasten und Hilfen organisieren.“ Unterschiedlichste einzelne Aktionen wie Sprechstunden oder Podcasts machen auf Kinder aus suchtbelasteten Familien und Unterstützungsangebote in Essen aufmerksam. Betroffene Kinder, Jugendliche oder Eltern können sich an das Essener Familienberatungstelefon unter 0201 88-51033 wenden. Am Beratungstelefon unterstützen Fachkräfte wie Psychologinnen/Psychologen, Sozialpädagoginnen/-pädagogen, Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten. Unter www.essen.de/coa sind ab Mittwoch, 9. Februar, 12 Uhr, sämtliche Angebote aus Essen zu finden.
Jana Gurk von der neue Fachstelle Else der Stadt Essen hat die COA-Aktionswoche mit den Netzwerkpartnern koordiniert: „Es ist wichtig, dass wir viele Menschen erreichen, damit sie verstehen wie sie Kindern helfen können. Gerade Suchterkrankungen sind noch immer ein Tabuthema. Deshalb vertrauen sich Kinder oftmals recht spät erst Vertrauenspersonen mit ihren Problemen an“, so die Expertin. Petra Kogelheide vom Jugendpsychologischen Institut erklärt: „Kinder aus psychisch und suchtbelasteten Familien werden oft im Kontext Schule oder in anderen Einrichtungen auffällig. Sie verstehen anfangs oft nicht, was ihre Eltern haben und versuchen Probleme zu verschleiern.“
Nach den Angaben kommt fast jedes 6. Kind in Deutschland aus einer suchtbelasteten Familie, d.h. aus einer Familie, in der Alkoholsucht oder eine andere Drogensucht den Alltag beherrschen. Etwa 6 Millionen Erwachsene sind als Kinder in suchtbelasteten Familien aufgewachsen. Kinder von Suchtkranken sind Risikokandidaten, selbst eine stoffliche Sucht oder eine psychische oder soziale Störung zu entwickeln. Doch seien diese Kinder seien auch extrem widerstandsfähig, hätten vielfältige Begabungen und Kompetenzen.
Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Essen hatte in seiner Sitzung am 14. September 2021 die Umsetzung des Konzepts zur Unterstützung von psychisch erkrankten Eltern und ihren Kindern beschlossen. Im ersten Schritt wurde als Pilotprojekt eine neue interdisziplinäre Fachstelle zur Koordination eingerichtet. Derzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen keine vergleichbare Stelle. Die „Fachstelle Elternschaft und seelische Erkrankung“ wurde als Pilotprojekt des Gesundheitsamtes und des Jugendamtes eingerichtet. Das Ziel ist, die Unterstützungsangebote für psychisch erkrankte Eltern und ihre Kinder zu strukturieren und zu erweitern.
Die neue Fachstelle soll die Hilfen für Betroffene koordinieren. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts belegt, dass eine Verschiebung von körperlichen Erkrankungen zu psychischen Störungen zu verzeichnen ist. Etwa 3,8 Millionen Kinder in Deutschland erleben im Verlauf ihres Lebens die dauerhafte oder vorüberübergehende psychischen Störung eines Elternteils. Etwa 15 Prozent der Kinder sind davon unter drei Jahre alt. Auch in Essen gibt es geschätzt rund 23.000 bis 25.000 betroffene Kinder. Der Aufbau und die Weiterentwicklung des Netzwerkes läuft bereits seit 2017 durch den Arbeitskreis „Elternschaft und seelische Erkrankung“ (ElsE). Sie gehört auch zur Arbeitsgemeinschaft für die Planung und Koordinierung psychosozialer Einrichtungen in Essen.
Die COA-Aktionswoche findet immer rund um den Valentinstag (14.02.) statt. Die COA-Aktionswoche gibt es seit 2011 in Deutschland und in den USA. Außerdem findet sie z.B. regelmäßig auch in Großbritannien, der Schweiz, in Korea oder Slowenien statt. Ziele der Aktionswoche sind es, Menschen zu sensibilisieren, die mit Kindern arbeiten, um Kinder aus suchtbelasteten Familien zu erkennen, Aktionen und Veranstaltungen durchzuführen, die die Arbeit von Projekten und Initiativen vorstellt und Hilfsangebote öffentlich zu machen.
Bild: Organisiert wurde die Aktionswoche COA-von Jana Gurk (Mitte), Fachstelle Elternschaft mit seelischer Erkrankung (ElsE) der Stadt Essen. Foto: Stefanie Kutschker, Stadt Essen