Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns an:
Sie möchten Ihren Beitrag veröffentlichen lassen? Dann nutzen Sie unser
Sie möchten das ehrenamtlich arbeitende Nachrichtenportal borbeck.de unterstützen?
Mit einer Spende für mehr Inhalt und das interaktive leserfreundliche Layout helfen Sie uns sehr, aktuell und zuverlässig zu berichten, Tag für Tag! Auf Wunsch ist eine Spendenquittung möglich.
0 13.02.2024
Im Stadtteil Borbeck gab es zeitweilig sechs Karnevalsgesellschaften. Die KG Klein aff 1883 e.V., die KG Schönebeck 1925 e.V., die Essen Borbecker KG Schultenbusch 1935 e.V., die KG Frintroper Schelme 1935 e.V., die KG Böse Borbecker Buben von 1935 und die KG Fidele Frintroper 1951 e.V.
Diese Gesellschaft, die 1935 unter der Leitung von Franz Genter stand, hat sich inzwischen aufgelöst. Der Zeitpunkt ist nicht bekannt.
Die Karnevalsgesellschaft Schultenbusch wurde 1935 gegründet. Es gibt keine Darstellung der Vereinsgeschichte. Bekannt ist, dass seit 1990 der „Hermann Pesch Orden“ zur Erinnerung an den Mitbegründer und langjährigen Präsidenten (25 Jahre) und Ehrenpräsidenten Hermann Pesch (1911-1989) verliehen wurde. Dem Internet zufolge ist Christian Valks Geschäftsführer, Präsidentin ist Ivonne Herzig, Senatspräsident Edgar Schürks. [Quelle: Homepage https://www.kg-schultenbusch.de].
Die 1. Große Karnevalsgesellschaft „Klein-aff“ 1883 e.V. wurde am Stammtisch Borbecker Bürger in der Gaststätte „Moder Spinnrad“ gegründet. Sie ist damit der zweitälteste Essener Karnevalsverein. Gründungsmitglieder waren Franz Wilms, Philipp Hülsebusch, Heinrich Mellis, Heinrich Ortmann, Johannes Buschmann, Tante Dütta (die Mutter von Max Schöller) und Heinrich Schöller. 1927 übernahm Max Schöller das Vereinslokal, das er mit seiner Ehefrau Cläre als „Haus Schöller“ weiterführte. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lokal bei zwei Luftangriffen am 12. März und 26. Juli 1943 völlig zerstört und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nach dem Krieg wurde es wieder aufgebaut.
Bei ihren Auftritten trugen die Dellwiger Narren die Kleidung der westfälischen Leineweber (Kiepenkerle): Blaukittel, kariertes Halstuch, Zipfelmütze, Holzschuhe (Klotschen). Angeblich ist man durch den benachbarten Verein „Piel op“ („Hoch hinaus“ bzw. „steil bergauf“) zum vergleichsweise „bescheidenen“ Vereinsnamen „Klein-aff“ („Wir machen es klein bzw. kurz ab“) inspiriert worden. [vgl. Lexikon und Wörterbuch der Kölschen Sprache]. Über die Geschichte des Vereins gibt es bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nur wenig Daten. Man traf sich an den Sonntagen zwischen Januar und Aschermittwoch zu närrischen Sitzungen oder Damensitzungen. Höhepunkte waren der Preismaskenball am Karnevalsdienstag und die Beerdigung des „Bacchus“ am Aschermittwoch. 1950 kam das Vereinsleben durch die Borbecker Geschäftsleute u.a. Josef Bolte, Heinrich Böddeling, Heinrich Lorey, Johann Pöllen, Hermann Schwedtmann, Theo Weber, Max Schöller, August Schweitzer und Willi Hohmann wieder in Schwung. Erster Präsident war wie vor dem Krieg Hermann Schwedtmann.
In den folgenden Jahren wechselte die Präsidentschaft häufig. Die längste Amtszeit hatten Alfred Bernsdorf (17 Jahre) und Günter Hollmann (18 Jahre). Bei den Prunksitzungen des Vereins traten seinerzeit bekannte Kölner Karnevalsgrößen wie Willi Ostermann und Karl Verbuer auf. Auf die Fahne geschrieben hat sich der Verein neben den karnevalistischen Veranstaltungen (Hoppeditz-Erwachen am 11.11. seit 1970) ab der Session 1959/60 sogenannte Sozialveranstaltungen: Altennachmittage in der Gaststätte Mellis am Weidkamp, Fußballspiele zugunsten des Borbecker Bodelschwingh-Hauses und Ausflugsfahrten mit Kindern mit Beeinträchtigung. Beim Zusammenschluss der sechs Borbecker Karnevalsgesellschaften zur „Gemeinschaft Groß Borbecker Karneval“ im Jahr 1973 gehörte Klein-aff zu den Mitbegründern. 1979/80 stellte die Gesellschaft mit Wolfgang I. (Hollmann) und Iris I. (Lünemann) erstmals das Kinderprinzenpaar. 1995/96 bildeten Ehrenpräsident Günter I. (Hollmann) und Prinzessin Hildegard I. das Stadtprinzenpaar.
Das 100-jährige Jubiläum wurde 1983 mit einem Empfang bei Don-Bosco für ca. 200 geladene Gäste bei kostenloser Bewirtung und Getränken zu Preisen der Gründerzeit und mit einer Jubiläumssitzung in Saal der neuen Borbecker Dampfbierbrauerei groß gefeiert. 2007 fasste der Vorstand nach dem Motto „Traditionen bewahren, aber nicht den Blick für die heutige Zeit zu verlieren“ als letzte Essener Karnevalsgesellschaft den Beschluss, Damen als ordentliche Mitglieder aufzunehmen. Doch gingen, wie Chronist Günter Hollmann beklagte, die traditionellen Bräuche nach und nach verloren. Haus Schöller wurde nicht mehr bewirtschaftet, Motivwagen für den Rosenmontagszug wurden nicht mehr gebaut, der Umzug durch Borbeck mit dem Bacchus fand nicht mehr statt, auch das Hoppeditz-Erwachen auf dem Borbecker Platz entfiel und die Säle bei Mellis, in der Gaststätte „Zeche Levin“ (geschlossen 2019) und im Schloss Borbeck (geschlossen 2023 wegen Renovierung) standen nicht mehr zur Verfügung.
2015 wurde die „Gemeinschaft Borbecker Karneval“ nach 42 Jahren aufgelöst und damit konnte auch der Borbecker Kinderkarneval „KiKaBo“ nicht mehr stattfinden. In der Session 2020 bestand der Elferrat nur noch aus vier Damen und drei Herren. Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass Ehrenpräsident Günter Hollmann, seit 1960 Mitglied von Klein-aff, und seine Frau Hildegard am 25. Juni 2023 in St. Josef Frintrop ihre diamantene Hochzeit feiern konnten. [Quelle: Chronik des Vereins, verfasst von Günter Hollmann]. 2023 feiert die KG Klein-aff das 140-jährige Bestehen in der Borbecker Dampfbierbrauerei.
Die Ursprünge des Frintroper Karnevals reichen bis in die 1930-er Jahre zurück (vgl. das Gründungsjahr 1935 einiger anderer Vereine). Vor dem Zweiten Weltkrieg fanden sich einige Frintroper zusammen und kreierten die Idee einer „Essener Akademie für höheren Blödsinn“. 1951 wurde diese Idee bei einem Treffen in der Gaststätte „Frintroper Hof“ von Karnevalbegeisterten Männern um Werner Wosniak wieder aufgegriffen. Das war die Geburtsstunde des Vereins „Fidele Frintroper“. Umgesetzt wurde sie 1967, als zum ersten Mal die Ehrendoktorwürde „humoris causa“ verliehen wurde. 1971 textete und komponierte der 1995 verstorbene Stimmungssänger Wilhelm Helle zum 20-jährigen Bestehen der „Fidelen Frintroper“ das Lied von der „Akademie des höheren Blödsinns“.
Die Auszeichnung wird jährlich an Menschen verliehen, die sich ehrenamtlich um die KG und um Frintrop verdient gemacht haben. Die (unvollständige) Liste der Ehrendoktorinnen und Ehrendoktoren ist lang: Ulrike van Ackern, Peter Berndt, Jörg Danielewski, Günter Eggert, Monika Herforth, Siegfried Hermsen, Gitta Horstkamp, Gertrud Joosten, Helmut Kehlbreier, Arno Klare, Michael Klein, Erika Küpper, Wilfried Küpper, Peter Lotz, Gertrud Müller, Fritz Pahlke, Christian Plassmann, Heinz Schabrocker, Herbert Schlotmann, Rainer W. Seck, Regina Voigt. Nach einer Corona bedingten Unterbrechung in den Jahren 2021, 2022 und 2023 verständigte sich der närrische Rat aus Vorstandsmitgliedern und ehemaligen Würdenträgern im Oktober 2023 bei einem gemeinsamen Abendessen mit Currywurst und Pommes darauf, die Auszeichnung bei der traditionellen Festsitzung der Fidelen Frintroper im Jahr 2024 wieder zu verleihen. Am 25. November 2023 wurde im Schützenheim an der Frintroper Str. 601 die neue Doktorhutträgerin vorgestellt, am 27. Januar 2024 wurde der Doktorhut im ehemaligen Pfarrsaal von Herz Jesu an Ulrike van Ackern verliehen. Die neue Ehrendoktorin ist seit vielen Jahren als Erzieherin und Sozialpädagogin im FriZ, einer Einrichtung der Jugendhilfe Essen tätig.
1974 rief Regina Voigt das „Ricki-Ballett“ ins Leben, das sich bald darauf den „Fidelen Frintropern“ anschloss. In Uniformen mit den Essener Stadtfarben blau und gelb traten das „Ricki Ballett“ mit seinen Garde- und Showtänzen bei zahlreichen Veranstaltungen auch im Ausland auf. Im Jahre 2019 fand das Ballett Aufnahme bei der Karnevalsgesellschaft Rot-Grün-Essen 1961 e.V. und führt seitdem den Namen Ricki-Ballett-Garde Essen, Tanzgarde der KG Rot-Grün. Unter dieser Bezeichnung nahm das Ballett am Essener Rosenmontagszug 2013 teil. Leiterin ist Regina Schmidt, geborene Voigt. [Quelle: Homepage des Ricki-Balletts: https://www.ricki-ballett].
Eine lange Tradition haben bei den „Fidelen Frintropern“ die Hausfrauennachmittage, das Reibekuchenessen und die jährliche Bootsfahrt mit der Weißen Flotte. Nach der Corona bedingten Unterbrechung des Vereinslebens in den Jahren 2020 bis 2022 und dem Tod des Vorsitzenden Jochen Herforth im Dezember 2022 fanden bei der Jahreshauptversammlung im März 2023 Neuwahlen statt. Zum 1. Vorsitzenden und Geschäftsführer wurde Robert Koster gewählt, Ute Kruse wurde 2. Vorsitzende und Schriftführerin, Präsidentin wurde Angelika Erkens, Monika Herforth blieb Schatzmeisterin. [Info von Sigrid Engels per Mail]. Beim Essener Rosenmontagszug 2024 waren die „Fidelen Frintroper“ mit dem Mottowagen „Ein Schiff voller Narren“ vertreten.
Über Gründung und Vereinsgeschichte liegen keine Informationen vor. 2012 nahmen die „Frintroper Schelme“, als Großwild verkleidet, bei Schneetreiben am Karnevalszug in Borbeck teil. Ebenso waren sie beim Kinderkarneval 2012 im Gemeindesaal der Ev. KG Borbeck-Vogelheim mit einer Tanzgarde vertreten. 2017 gestalteten sie mit ihrem Präsidenten Rolf Unterbäumer und einer Tanzgarde den Senioren-Karneval im Kloster Emmaus. 2019 erhielten die „Frintroper Schelme“ beim Essener Rosenmontagszug den Pokal für den besten Motivwagen. 2021 und 2023 wirkten sie beim Kinderkarneval von Coffee Corner und Café Nova im Gemeindesaal der Matthäuskirche mit. Das Motto lautete: „Käpt’n Kabeljau ruft Helau und ab geht die Fahrt ins nasse Blau.“ 2023 nahmen die „Frintroper Schelme“ wieder am Essener Rosenmontagszug teil.
Die Karnevalsgesellschaft „Böse Borbecker Buben“ wurde am 18.09.1935 gegründet. Ihr Motto lautete „Tradition und Leidenschaft.“ Gründungsmitglieder waren unter anderem Heinz Wigge und Karl Knotte. Die erste Sitzung fand am 11.11.1936 im Saal Karl Knotte in Dellwig statt. Das Motto des Abend lautete „Rheinischer Abend in Dellwig“. Später wurde das „Haus Rolef“ am Germaniaplatz in Borbeck das Vereinslokal. In der Chronik des Vereins finden sich für die Zeit von 1936 bis 1945 keine konkreten Angaben zum Vereinsleben. 1947 wurde der Verein unter Präsident Jupp Melles im Schloss Borbeck mit dem Ziel wiederbegründet, „Erholung in der schwierigen Zeit zu schaffen.“ 1965 wurde Ernst Klempt Nachfolger von Jupp Melles, der seinerseits zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. 1968 nahm der Verein mit einer begeistert aufgenommenen Boots-Attrappe am Essener Rosenmontagszug teil.
Ernst Klemt führte 1972 den „Goldenen Borbecker Groschen“ ein. Am 11.11.1972 fand die erste Verleihung des „Borbecker Groschen“ statt. Aus der Hand von Essens Bürgermeister Fritz Schewe erhielt Beate Brunnert diese Auszeichnung. Unter anderem wurden Dr. Irmgard Decius (1986) und Herbert Beckmann (1991) mit dem „Goldenen Borbecker Groschen“ ausgezeichnet. In der Session 1974/75 formierte sich unter der Leitung von Trainerin Bärbel Müller das „Schloss-Ballett“. Seit 1976 nahmen die „Bösen Buben“ am Borbecker Kinderkarneval teil. 1979 wurde das Männerballett „Schloss-Elfen“ aus der Taufe gehoben. 1990 kam es zur Gründung der Juniorengarde des Schloss-Balletts mit Namen „Lollypop“, die 2016 wegen Nachwuchsmangels aufgelöst werden musste, inzwischen aber neu gegründet wurde.
Zu den Ehrensenatoren des Vereins gehören u.a. Thomas Kufen, Bernhard Tonner, Detlef Walkenhorst, Thomas Osterholt, Jürgen Binder, Hans-Werner Schenk, Peter Gerhards und Sebastian Buiting. Nach dem Rücktritt des amtierenden Vorstands aus Altersgründen 2019 und der schwierigen Corona-Zeit (Session 2020/21), in der keine Veranstaltungen stattfinden konnten, stellte sich der Verein in der Session 2023/24 neu auf. Zum geschäftsführenden Vorstand gehören seit 2019 als Präsident Tim Langer (Nachfolger von Herbert Lingenberg), Werner Bleich (Geschäftsführer und Schriftführer und Nachfolger von Peter Kosten) und Claudia Gerhards (1. Schatzmeisterin als Nachfolgerin von Petra Robusch). Es fanden nach dem Motto „Die Normalität ist zurück“ wieder die traditionellen Herren- und Mädchensitzungen in der Dampfbierbrauerei und die Karnevalsparty im Pfarrsaal von St. Josef statt. 2023 nahm der Verein auch wieder am Essener Rosenmontagszug teil.
Für die Session 2023/24 gab es eine Jubiläumsfeier zum 88-jährigen Bestehen am 17. November 2023 um 19:11 Uhr in der Borbecker Dampfbierbrauerei. Weitere Veranstaltungen in der Dampfbierbrauerei waren die Große Herrensitzung am 21. Januar um 11:00 Uhr, die Große Mädelsitzung am 27. Januar 2024 um 19:00 Uhr und die Karnevalsparty am 10. Februar 2024. Am 28. Januar und 4. Februar 2024 fand hier auch der Kinderkarneval statt. Beim Essener Rosenmontagszug am 12. Februar 2024 war der Verein mit einer Fußgruppe und einem Gesellschaftswagen vertreten. (FJG)
Quellen:
Hollmann, Günter: Erinnerungen – http://www.klein-aff-essen.de
Homepages der Vereine
Informationen von Sigrid Engels per E-Mail
Kommentare
Einen Kommentar schreiben