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0 02.04.2021
ESSEN. Den Wert der Solidarität hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck in den Mittelpunkt seiner Karfreitags-Botschaft gestellt. Jesus habe gezeigt: „Solidarität ermöglicht Leben!“, so Overbeck in einem Video, das als Alternative zum traditionellen Karfreitags-Kreuzweg auf der Halde Haniel in Bottrop entstand. Aufgrund der Corona-Pandemie können Gläubige den in ganz Deutschland einzigartigen Kreuzweg auf der Bergehalde Bergwerks Prosper-Haniel in diesem Jahr nicht vor Ort begehen.
Das Filmprojekt, mit dem sich der Kreuzweg digital erleben lässt, wurde vom Verein „Karfreitagskreuzweg auf der Halde e.V.“ mit Unterstützung der RAG-Stiftung, des Bistums Essen und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) produziert: Begleitet von Blechbläsern und Vertretern verschiedener katholischer Verbände betet Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck einen Teil des Kreuzwegs, der von Bischof Hubert Luthe 1995 eingeweiht wurde und seitdem gegangen wird. Er zeigt in seinen 15 Stationen die enge Verbundenheit zwischen Kirche und Bergbau im Ruhrgebiet.
Bischof Overbeck verweist in dem 20-minütigen Film auf die Kreuzwegstation, bei der Jesus den weinenden Frauen begegnet: „Ein tränenüberströmtes Gesicht führt oft zu solidarischem Mitweinen, aber auch zum Aushalten und zum Trösten.“ An der Station neben dem Bild mit dem biblischen Motiv steht ein Fahrungswagen aus dem Bergbau als Symbol für das solidarische Miteinander der Bergleute. „Hier im Ruhrgebiet wissen viele Menschen aus der Erfahrung der Arbeit in der Schwerindustrie seit vielen Generationen: Ohne Solidarität kann keiner leben, erst recht nicht überleben“, betont der Ruhrbischof. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie seien „viele Tränen in einsamen Stunden ohne Begegnungen und lebendige Beziehungen bei zahlreichen Menschen geflossen“, Menschen hätten ihre Corona-Toten beweint, aus Angst vor Ansteckung geweint oder weil sie ihren Arbeitsplatz verloren haben.
Solidarität sei jedoch nicht nur für die Bewältigung der aktuellen Corona-Krise wichtig, sondern auch für die Zeit danach gefragt, so Overbeck. „Mit dem Ende der Pandemie werden wir nicht einfach wieder zum bekannten alltäglichen Leben zurückkehren“, erwartet der Bischof. „Die Wirklichkeit hat sich jetzt schon zu sehr verändert: Alleine die digitale Welt ist uns näher gerückt; die Welt ist uns in ihren Vernetzungsstrukturen viel nähergekommen.“ Immer deutlicher werde: „Leben auf dieser Welt geht nur zusammen – nicht jeder für sich allein“, verweist Overbeck auf die globale Perspektive von Solidarität. Daher sei „Solidarität das Gebot der Zukunft.“
Der 1.200 Meter lange Gebetsgang auf die 159 Meter hohe Halde wurde von der verstorbenen Ordensschwester Tisa von der Schulenburg, dem Oberhausener Künstler Adolf Radecki sowie Auszubildenden des Bergwerks gestaltet. Jede Station besteht aus einer Kupfertafel mit je einer Darstellung der Leidensgeschichte Christi und einem Element aus der Arbeitswelt des Bergbaus. Ergänzt werden sie durch Schrifttafeln mit Aussagen bekannter Persönlichkeiten der Kirche. Der Kreuzweg endet am großen Holzkreuz, das Auszubildende des Bergwerks 1987 zum Besuch von Papst Johannes Paul II. im Ruhrgebiet aus sogenannten Spurlatten aus dem Bergbau errichtet haben.
In den vergangenen Monaten hatten starke Zerstörung durch Vandalismus und witterungsbedingte Schäden dazu geführt, dass einige Stationen des Kreuzweges auf dem auch aus Borbeck viel besuchten Berg komplett instandgesetzt werden müssen. Handwerksbetriebe in der Umgebung stellten sie bis zum Karfreitag wieder her. Mehrere der aus Holz gefertigten und mit Reliefplatten aus Kupfer versehenen Doppelbockgerüste wurden mutwillig abgebrochen und Bergbaugeräte mit Farbe besprüht. Nun wurden an allen Stationen ehemalige aus dem Bergbau stammende Geräte wie ein mit Kohle gefüllter Tonnenwagen oder ein Bogenausbau ergänzt. Trotz regelmäßiger Begehungen durch den Verein „Karfreitagskreuzweg auf der Halde e. V.“ konnte dem wiederkehrenden Vandalismus kein Einhalt geboten werden.
Hauptförderer des Vereins „Karfreitag auf der Halde e.V.“ ist seit 2019 die RAG-Stiftung. Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, betont: „Die RAG-Stiftung leistet über ihre verschiedenen Förderaktivitäten auch einen zentralen Beitrag für die Erinnerungskultur des Bergbaus. Die Förderung des Vereins „Karfreitag auf der Halde e.V.“ ist uns aus guter Tradition heraus daher ein besonderes Anliegen und wir danken den Verantwortlichen dafür, dass sie so engagiert am Erhalt und der Pflege des Kreuzwegs arbeiten.“ Für die Stiftung, aber auch für das Bistum Essen und die KAB Essen ist der Kreuzweg ein wichtiger Bestandteil der Bergbaukultur der Region, der auch in Zukunft erhalten werden soll.
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