Besonderes Derby

RWE reist im Pokal zum WSV

0 28.02.2023

So ganz ohne Traditionsduelle gegen West-Regionalligisten geht eine Saison scheinbar doch nicht – und vielleicht ist das auch ganz gut so! Am morgigen Mittwoch, 1. März, 19 Uhr, kämpfen Rot-Weiss Essen und der Wuppertaler SV um den Einzug ins Niederrheinpokal-Halbfinale. Der Sieger im Stadion am Zoo darf mit dem 1. FC Bocholt um das Ticket für den „Finaltag der Amateure“ eifern.

Nur vier Tage nach dem Auswärts-Unentschieden beim ambitionierten FC Ingolstadt (1:1) gibt es für RWE eine Reise in die Vergangenheit. Zwischen 2016 und 2022 war das Duell gegen den Wuppertaler SV fester Bestandteil eines jeden West-Regionalliga-Jahres. In dieser Saison soll die Partie nutzen, den Weg ins Finale weiter zu ebnen und mit dem Titeltriumph die damit einhergehende Teilnahme am DFB-Pokalsieg einzutüten. Zwei sehr souveränen Siegen auf diesem Pfad (5:0 gegen Burgaltendorf und 9:0 gegen Wülfrath) folgte ein heißer Verlängerungsritt bei Schwarz-Weiß Essen Ende Oktober.

Im Stadtderby am Essener Uhlenkrug sah es zunächst nach einem ungefährdeten RWE-Sieg aus, schließlich führten die Dabrowski-Mannen 3:0. Als die ETBler allerdings auf ein Tor ranrückten und Edisher Ugrekhelidze mit einem Sonntagsschuss, den er vermutlich nicht oft so trifft, obendrein noch in der allerletzten Sekunde verdient ausglich, begann ein hartes Stück Arbeit, was im Elfmeterschießen endete. Dort gewann RWE durch vier souverän verwandelte Standards schließlich 4:2 und somit insgesamt 7:5. Das Bestreben gegen den WSV ist jedoch eindeutig: früher souveräner von dannen ziehen!

Bei diesem Vorhaben fehlen wird Felix Götze (Teilriss des Bandapparates). Zudem meldeten sich Lawrence Ennali, Ex-WSVler Moritz Römling, Meiko Sponsel, Luca Wollschläger und Felix Wienand zumindest am Dienstag noch krank. Welche Aufstellungsänderungen Christoph Dabrowski in der anstrengenden Englischen Woche mit Ingolstadt, Wuppertal und Bayreuth am Sonntag, 13 Uhr, Hafenstraße, vornimmt – da wollte sich der Chef-Trainer nicht in die Karten gucken lassen. Nur eins ist für ihn klar: „Wir wollen maximal frisch bleiben!“

Große Duelle

Bitter klingt die Erinnerung an den 3. Mai 2022 nach: Mit einem 1:3 (1:2) im Stadion am Zoo verpasste Rot-Weiss Essen im Halbfinale die Niederrheinpokal-Endspiel-Teilnahme. Bereits nach 21 Minuten lag das Team von Christian Neidhart 2:0 zurück: erst rutschte ein Roman-Prokoph-Schuss von der Strafraumgrenze durch (16.), dann baute Ex-Essener Kevin Rodrigues Pires die Führung mit einem Freistoß aus 30 Metern aus. Nach zwischenzeitlichem Kopfball-Anschluss von Kaiserslautern-Leihgabe Marius Kleinsorge (37.), sorgte wieder Prokoph für die Entscheidung – übel!

Nach der energielosen Pokalniederlage und dem damit verbundenen Verpassens der DFB-Pokal-Teilnahme im darauffolgenden Jahr, das Christian Neidhart als „nicht unverdient“ einschätzt, hängt eine Woche vor dem Aufstiegsfinale der Haussegen schief. Zwei Tage nach der Pleite entscheiden sich die Verantwortlichen nach intensiver Analyse dazu, den Coach von seinem Amt freizustellen.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber zuletzt ist die totale Überzeugung abhandengekommen, unser Ziel in der bisherigen Konstellation erreichen zu können“, verkündete RWE-Vorstand Marcus Uhlig damals.

Und wieder sollte Rot-Weiss Essen vor dem anstehenden Gegner gewarnt sein – dafür sorgen jüngste Ergebnisse! Zwar standen zuletzt eine 2:4-Niederlage gegen Spitzenteam Gladbach II und ein 2:2-Remis gegen den SV Straelen auf dem Papier, nach denen Sportdirektor Stephan Küsters den Abstieg in weiter Ferne bewertete, davor sammelte der WSV allerdings elf Siege in 13 ungeschlagenen Partien nacheinander. Ein stolzer Wert! Unter anderem besiegten die Blau-Roten Liga-Primus Preußen Münster mit 1:0.

Und die Erinnerung an ein starkes Wuppertal dürfte an der Hafenstraße ohnehin noch präsent sein: Zwar trennt die Klubs jetzt eine Liga, so weit auseinander war die Distanz im Januar 2022 aber noch nicht. Bevor beide Traditionsvereine vor der zum Glück bislang letzten Corona-Kulisse von 750 Zuschauern die Regionalliga-Restrunde einläuteten und RWE 2:1 gewann, betrug der Abstand nur einen Punkt bei einem rot-weissen Spiel weniger. Hätte der WSV gewonnen, ja dann hätte alles anders laufen können.

Das ist heute aus Hafenstraßen-Perspektive glücklicherweise egal: der Pokalgegner „brach“ schließlich „ein“ und belegte mit 78 Punkten (Schnitt von 2,052) den dritten Tabellenplatz. Mal zum Vergleich: Diese Zählerausbeute hätte im Quotienten in den West-Viertklassen-Saison 2014/15 und 2018/19 zur Meisterschaft und damit zur Aufstiegsrunden-Teilnahme berechtigt.

Gutes Spielermaterial beim WSV

Und noch dazu hat der WSV mit gutem Spielermaterial aufgestockt. Fußballkennern dürfte Marco Stiepermann, der vom SC Paderborn nach Wuppertal wechselte, ein Begriff sein. Der 32-jährige Angreifer kickte vier Jahre bei Norwich City in der Premier League – sein Co-Trainer war hier der heutige RWE-NLZ-Leiter Christian Flüthmann an der Seite von Gladbach-Coach Daniel Farke – und stand siebenmal in der 1. Liga für Borussia Dortmund auf dem Platz.

Er wurde mit den Schwarzgelben 2010/11 sogar Meister. Stiepermann, der 185 Zweitliga-Partien (22 Tore, 26 Assists) hinter sich hat, agiert vor allem als hängende Spitze, trug zuletzt die Kapitänsbinde und kommt bislang auf 12 Assists (5 Tore, 7 Vorlagen) in 21 Regionalliga-Spielen. Zum Ende der Saison wird der Routinier als Spielertrainer in die Westfalen-Oberliga zum ambitionierten Dortmunder ASC 09 wechseln.

Auch Sommer-Neuzugang Serhat Semih Gühler sorgt für reichlich Furore. In 19 Spielen erzielte der 25-jährige Kölner 15 Treffer, bereitete sieben weitere vor. In den letzten zwölf Partien kommt Güler auf insgesamt 18 Scorer.

Noch dazu zählt WSV-Trainer Hüzeyfe Dogan auf für die Regionalliga namhafte Spieler wie Valdet Rama (Ex-Essener / ehem. Real Valldolid in der spanische „La Liga“), Jerom Al-Hazaimeh (vorm. SV Meppen) oder Routiniers wie Kevin Hagemann, Marco Königs, Rodrigues Pires sowie Prokoph.

Auf dem bisherigen Pokalsieg besiegte Vorjahres-Finalist WSV Wermelskirchen (8:0), den VfL Benrath (5:2) und den Mühlheimer FC (2:1 n.V.).

Gespielt wird im Stadion am Zoo. Das 1924 erbaute Stadion zählt mit einem Fassungsvermögen von rund 23.000 Menschen zu den größten Arenen im Westen. Rot-Weisse kennen den Gästeblock bestens aus der Regionalliga. Der Wuppertaler SV hofft auf eine große Kulisse! Das letzte Niederrheinpokal-Aufeinandertreffen beider Teams verfolgten schließlich über 11.700 Fans. Zum Vergleich: In der Liga besuchten bislang in 12 Spielen 21.268 Zuschauer die Spiele der bergischen Kicker.

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