Annette Jäger starb im Alter von 86 Jahren

Sie war die erste Frau an der Essener Stadtspitze

0 18.07.2023

ESSEN/BORBECK. Es muss bei einem der zahlreichen Feste in Borbeck gewesen sein, die die damalige Oberbürgermeisterin Annette Jäger zu eröffnen pflegte, als sie in der Menschenmenge einen Mann erkannte, mit dem sie zusammen während ihrer Zeit als Mitarbeiterin der Stadtverwaltung freundschaftlich verbunden war. Annette Jäger löste sich aus der Menge der sie umgebenden Presseleute und Ratsmitglieder und umarmte Hermann-Josef Münstermann. Wolfgang Filz, Fotograf der Borbecker Nachrichten, hielt diesen Moment im Bild fest. Ja, so war sie: unkonventionell, mitfühlend, nah an den Menschen, herzlich.

Annette Jäger starb am vergangenen Wochenende im Alter von 86 Jahren. Mit dem Tode Jägers hat die Stadt Essen einen Menschen verloren, dem es eine selbstverständliche Verpflichtung war, politische Verantwortung zu übernehmen.

Oberbürgermeister Thomas Kufen würdigte sie: "Altoberbürgermeisterin Annette Jäger war sowohl als Oberbürgermeisterin und später auch als Bürgermeisterin über viele Jahre städtische Repräsentantin mit Herz. Die SPD-Politikerin war Trägerin des Ehrenrings der Stadt Essen. Ein weiteres politisches Vermächtnis sind unsere Städtepartnerschaften mit Tel Aviv und Nischni Nowgorod. Bis ins hohe Alter war Annette Jäger aktiv und hat sich um Menschen in ihrer Umgebung gekümmert. Unter anderem bei der AWO, bei der sie 50 Jahre lang Mitglied war. Sie war Ehrenmitglied beim Deutschen Kinderschutzbund. Der 'Annette-Jäger-Ehrenamtspreis' der SPD Essen wird in ihrem Namen verliehen, zuletzt an die Freiwillige Feuerwehr Essen. Unsere Stadt verliert mit Annette Jäger eine sehr beliebte und engagierte Politikerin. Mein Beileid gilt ihrer Familie, Angehörigen und Freunden, für die der Verlust sicher schmerzlich ist."

In ihrem politischen, beruflichen und privaten Wirken wurde stets deutlich, wie sehr Annette Jäger ihre Geburtsstadt am Herzen lag. Mit kurzer Unterbrechung gehörte sie drei Jahrzehnte dem Rat der Stadt an und bekleidete zehn Jahre - von 1989 bis 1999 - das Amt der Oberbürgermeisterin. In dieser Funktion war sie nicht nur die erste Frau an der Spitze, sondern zugleich auch die letzte ehrenamtliche Repräsentantin unserer Stadt. Hierbei galt ihre besondere Fürsorge den sozial Schwachen insbesondere Kranken, Kindern, Jugendlichen und Frauen. Sie war stets für jeden da, der in irgendeiner Weise Hilfe benötigte. In all den Jahren ihres Wirkens hat sie sich über die Grenzen unserer Stadt hinaus Wertschätzung und Anerkennung erworben. Schon in jungen Jahren war sie politisch aktiv und übernahm nach ihrem Parteibeitritt 1966 schnell verschiedene Funktionen, u.a. im Vorstand der SPD Heisingen sowie seit 1984 im Rat der Stadt Essen.

Auch international kamen ihre politische Kraft und Fähigkeit zur Wirkung, was im Ausbau der freundschaftlichen Beziehungen zu den Partnerstädten der Stadt Essen deutlich wurde. Die Stadt Essen ist Annette Jäger zu großem Dank verpflichtet.

Die Essener SPD trauert um ihre langjährige Weggefährtin. In der Würdigung der Sozialdemoktarten steht zu lesen: "Annette Jäger kam am 07. Juli 1937 als jüngste von drei Schwestern im Essener Norden zur Welt. Nach Abschluss der mittleren Reife begann sie eine Ausbildung bei der Essener Stadtverwaltung. 1966 trat sie der SPD bei und war später langjährige Vorsitzende der SPD Heisingen. 1984 wurde sie in den Rat der Stadt Essen gewählt und amtierte schließlich von Oktober 1989 bis September 1999 als Oberbürgermeisterin der Stadt Essen. Auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt als Oberbürgermeisterin blieb sie im Rat der Stadt politisch aktiv und wirkte als Bürgermeisterin und später als sachkundige Bürgerin zum Wohle der Menschen in unserer Stadt mit. Sie war während ihrer Tätigkeit im Rat auch Vorsitzende des Aufsichtsrats der Messe Essen und Vorsitzende des Verwaltungsrates der Sparkasse Essen.

Neben ihrer politischen Tätigkeit war Anette Jäger immer auch im Ehrenamt, hier vor allem im sozialen Bereich tätig. Bei der Arbeiterwohlfahrt war sie über 50 Jahre unermüdlich aktiv und wurde sogar zum Ehrenmitglied des Kinderschutzbundes ernannt.

Für ihr Engagement wurde Annette Jäger 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, 2011 verlieh ihr der Rat der Stadt Essen den Ehrenring und 2012 wurde ihr schließlich der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen.

So war es nur folgerichtig, dass die Essener SPD bei der Suche nach einer Namenspatin für den Ehrenamtspreis bei Annette Jäger nachfragte. Denn kaum jemand verkörperte das Motto der Auszeichnung, „Engagement braucht Wertschätzung“, so glaubwürdig wie Annette Jäger. Es ist uns eine Ehre, dass wir Dank ihrer Zusage seit 2022 den Annette-Jäger-Ehrenamtspreis verleihen und damit von nun an zu ihrem Gedenken beitragen dürfen.

Mit Annette Jäger verliert die Essener Sozialdemokratie nicht nur eine ihrer großen Persönlichkeiten, sondern auch eine herzliche und stets engagierte Weggefährtin und Kämpferin für Gerechtigkeit. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie und ihren Freunden."

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