70 Jahre „kurze fuffzehn“

RWE-Vereinszeitung hat Geburtstag

0 06.12.2021

Sie gehört zu jedem RWE-Heimspiel wie das Stauder und die Bratwurst. Schon auf dem Weg zum Stadion bekommt man sie in die Hand gedrückt und erfährt nicht nur alles Wissenswerte rund um den Spieltag, sondern auch alle Neuigkeiten rund um den Verein. Im digitalen Zeitalter erhalten RWE-Mitglieder die aktuelle Ausgabe vorab bereits per Mailversand. Auf der RWE-Homepage ist sie heutzutage ebenfalls zu finden. Anfang Dezember 2021 feierte unsere kurze fuffzehn ihren 70. Geburtstag.

Vorläufer

Seit den frühen Anfangsjahren gab Rot-Weiss Essen eine Vereinzeitschrift heraus. Die erste Ausgabe erschien 1921 noch unter dem alten Vereinsnamen „Spiel und Sport 1912 e.V., Essen Bergeborbeck“, ab Januar 1925 unter dem neuen Vereinsnamen ROT-WEISS ESSEN.

Von den bis Anfang der 1940er Jahre erschienenden Vereinsnachrichten gibt es im Nachlass von Paul Nikelski einen gebundenen Sammelband mit den Monatsheften der Jahre 1921, 1922 und 1925. Weitere Ausgaben sind weder im Stadtarchiv Essen noch bei RWE vorhanden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es noch über sechs Jahre, bis wieder eine neue Vereinszeitung erschien. Den Anstoß dazu findet man im Protokoll der Vorstandsitzung vom 18. September 1951. Darin heißt es: „Es wurde auf Antrag des Sportkameraden Schenk beschlossen, eine Vereinszeitschrift einzuführen. Den redaktionellen Teil für den Verein übernimmt Ernst Ruhkamp.“

Wenige Wochen später erschienen im November 1951 zum ersten Mal wieder Vereinsnachrichten. Das Titelblatt trug zunächst die Aufschrift „RWE -Sport - Mitteilungen“. In der Einleitung heißt es:

„Liebe Vereinsfreunde!

Nach langen Jahren haltet Ihr nun wieder eine Vereinszeitung in Händen. Sicherlich wird sie von allen froh begrüßt. Wir glauben, dass diese Zeitung wieder ein Schritt vorwärts in unserem Vereinsleben bedeutet. Die Vereinszeitung wird regelmäßig einmal im Monat erscheinen. (...)
Dass unsere Vereinsnachrichten zu einem Zeitpunkt erscheinen, da die spielerischen Leistungen unserer ersten Mannschaft zu schönen Erfolgen geführt haben, möge als ein gutes Vorzeichen angesehen werden. In diesem Sinne: Glückauf!“

Und Rot-Weiss Essen gewann in der Saison 1951/52 tatsächlich souverän vor Schalke 04 seine erste Westdeutsche Meisterschaft. In der anschließenden Gruppenphase zur Deutschen Meisterschaft belegte man hinter dem späteren Deutschen Meister VfB Stuttgart den zweiten Platz.

Kurz vor Weihnachten 1951 erschien die nächste Ausgabe und hatte zum ersten Mal die bekannte Bergmannskulptur auf dem Titelblatt. Die Vereinsnachrichten erhielten gleichzeitig einen neuen Namen: Kurze Fuffzehn - RWE–Mitteilungen. Dieser Titel wird auf der ersten Seite erklärt:

„Unser Symbol: `Kurze Fuffzehn`

`Kurze Fuffzehn´ haben wir unsere Vereinszeitung genannt. Ihr habt die neue Titelseite gesehen. Sie wird beherrscht von dem Bild des Bergmanns, der in unserem Terrassengarten im vorderen Rosenbeet seinen Stand hat. Wisst Ihr noch, wie wir an einem herrlichen Sommerabend im Juli dieses Jahres (1951) die vom Bochumer Bildhauerkünstler Petsch geschaffene lebensgroße Bronzefigur enthüllten und Stadtdirektor Dr. Wolff ihr die offizielle Weihe gab? Alle haben wir uns über dieses herrliche Werk gefreut. Es hat uns, die wir in einem der Arbeiter- und Bergleuteviertel Groß-Essens zu Hause sind, viel zu sagen. Der Bergmann ist gerade aus dem Schwarz des Schachtes in die Halle des Tages gestiegen. Müde stützt er sich auf seine Hacke. Die Rechte, - die Grubenlampe in der Hosentasche eingehängt – stemmt er in die Hüfte. „Kurze fuffzehn!“ sagt er in der Sprache der Kumpels – Feierabend! Die Arbeit ist vorbei, jetzt kommt die Erholung, die Freude, die Entspannung. Gibt es ein schöneres Symbol für unseren Verein und für unser Vereinsblatt? Wenn wir in unsere „Oase im Trümmermeer Bergeborbecks“ kommen, dann haben wir auch `Kurze Fuffzehn´ gemacht – Feierabend: der Sport, das Spiel bedeutet uns Entspannung, Freude, Erholung. So also ist der Titel unserer Vereinszeitung zu deuten.“

Diese Einleitung macht die enge Verbindung von Rot-Weiss Essen zu den damals umliegenden Zechen Emil Emscher und Carolus Magnus deutlich, deren Bergleute und Angestellte nicht nur zu den Gründungsmitgliedern gehörten, sondern dem Verein auch Grundstücke und weitere vielfältige Unterstützung zukommen ließen. Der Hinweis auf die „Oase im Trümmermeer“ zeigt, dass die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges noch lange nicht beseitigt waren.

Mit der Zeit veränderte sich die Bedeutungsauslegung des Titels der Bergmannsfigur. Der Begriff „kurze fuffzehn“ ist eigentlich in keinem Bergbaulexikon vorhanden. Umgangssprachlich bedeutet der Begriff im Ruhrgebiet so viel wie „nicht mehr lange fackeln“ und „zu Potte kommen“. Bei RWE entwickelte sich folgende Interpretation: Die Bronzefigur stellt einen Bergmann dar, der sich für kurze Zeit von der Arbeit ausruht. In dieser angeblich 15 Minuten dauernden Pause sammelt er Kraft für die weitere Arbeit. Genauso lange dauert auch eine Halbzeitpause beim Fußball. Und danach geht es mit neuem Elan in die zweite Spielhälfte.

Nach dem ersten Aufstieg 1966 in die Fußballbundesliga veränderte sich das Erscheinungsdatum und -format der Vereinszeitung. Sie erschien nun zu jedem Heimspiel im DIN A4-Format, zunächst in schwarz-weiß und seit der Saison 1990/91 mit dem Titelblatt beginnend, dann zunehmend und nun viele Jahre schon komplett im Vierfarbdruck. Seit 2013 erscheint die kurze fuffzehn im Zeitungsformat und wird kostenlos von der Funke-Medien-Gruppe als Partner von Rot-Weiss Essen den Fans angeboten. Und neben den angestellten Mitarbeitern des Vereins sind es vor allem Fans, die größtenteils ehrenamtlich mit hohem Engagement die Beiträge für jede Ausgabe erstellen.

Georg Schrepper

Das Titelblatt der Erstausgabe der Vereinsmitteilungen vom November 1951

Seit der zweiten Ausgabe (Dezember 1951) heißt die RWE-Vereinszeitung kurze fuffzehn. Das Titelblatt der Januar-Ausgabe 1952 zierte eine Figur des Malers und Bildhauers Fritz Petsch. Er wurde 1893 geboren und war 1939 mit der Bronzestatue „Arbeiter“ auf der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ vertreten. Auch in den 1950er Jahren arbeitete er künstlerisch weiter an dem Thema „Arbeit“. Dies zeigen Plaketten, Reliefs und Skulpturen, so zum Beispiel das „Denkmal für die verunglückten Bergarbeiter Minister Stein“ in Dortmund-Eving. In der Innenstadt von Bad Godesberg steht ebenfalls eine Skulptur von Fritz Petsch. Wann er starb, ist unbekannt. Seinen Namen hat er auf dem Sockel der Bergmannsskulptur „kurze fuffzehn“ verewigt.

Kapitän August Gottschalk war damals noch Inhaber eines Schreibwaren- und Tabakladens, wie ein Inserat in der Erstausgabe zeigt.

 

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