120 Jahre: Studenten feierten ihr Feldschlößchen

Bürgermeisterin Julia Jacob kam zum Jubiläum der Unitas Ruhrania

0 23.08.2021

BORBECK. Das „Restaurant Feldschlößchen“ an der Borbecker Flurstraße kann in diesem Jahr sein 120-jähriges Bestehen feiern. Zum Jubiläum lud am Freitag, 20. August, der dort ansässige Studentenverein Unitas Ruhrania viele Gäste in sein Haus: Eine ansehnliche Festgemeinschaft – selbst aus Frankreich und den USA – versammelte sich im Traditionslokal und erinnerte an die lange Geschichte des Hauses, das im Jahr 1901 seinen Betrieb aufnahm.

Haus mit langer Tradition

Im Jahr 1900 hatte der Borbecker Gastronom Kleine-Möllhoff in der damaligen Bürgermeisterei Borbeck ein Ausflugslokal an der damals noch völlig unbebauten Flurstraße/Ecke Möllhoven errichten lassen. Er taufte es auf den Namen „Gastwirtschaft zum Feldschlößchen“ – wohl nach der Lage des Gebäudes in den damaligen Feldern und Wiesen ringsum, zum anderen wohl auch wegen der Nähe zu Schloss Borbeck. Das Haus mit seiner eigenwilligen Fassade, den mit den spitzen Zwillingshauben verzierten Turms, Rundbogenfenstern und Treppengiebel wurde schnell zum Treffpunkt. Es war mit einem einfacher Schankraum, einem Gesellschaftszimmer und einem Biergarten ausgestattet, doch bot es schon damals auch Hotelzimmer.

Beliebter Treffpunkt an der Flurstraße / Ecke Möllhoven

Nach der Übernahme durch Josef Schneider und seine Frau Gertrud geb. Bramert erweiterten sich 1905 die Angebote des Hauses: Auf dem großen Grundstück gab es einen Kleintier- und Streichelzoo und immer wieder neue Attraktionen, die gerne angenommen werden. Als der Wirt - zugleich Dirigent des Männergesangsvereins „Concordia“ - nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte, übernahm seine Witwe an der Flurstraße das Regiment.

Das zum Garten gelegene Gesellschaftszimmer diente bald als Raum viele Vereine und Familienfeiern, ein Klavier sorgte für die Begleitung von Chören, die hier zu ihren Proben zusammenfanden. Insbesondere die Borbecker Kolpingsfamilie versammelt sich hier noch bis Mitte der 1970er-Jahre zu ihren regelmäßigen Treffen. Mit der wachsenden Bebauung an der Flurstraße, insbesondere durch die Errichtung der Kruppsiedlung, nahm die Zahl der Gäste zu und zum 50-jährigen Bestehen widmete Willy Freistedt dem Haus ein Preisgedicht. „Das Schloß im Felde wurde ich genannt! Stolz blickte ich hinaus ins weite Land …“, so dichtete das musikalische Allroundtalent und Borbecker Original, der selbst einst im Dachgeschoss wohnte.

Das große Grundstück wurde im Laufe der Jahre aufgeteilt und ab den 1990er Jahren übernahmen mehrere auswärtige Pächter den Betrieb. Im Dezember 2003 schloss das Lokal seine Pforten. Doch der ursprünglich 1911 an der Universität Münster ins Leben gerufene Wissenschaftliche katholische Studentenverein UNITAS Ruhrania nutzte die Chance, konnte das Haus 2004 erwerben und in den Folgejahren mit viel Eigenarbeit grundlegend sanieren. 2008 waren neun Studentenzimmer und Gemeinschaftsräume des Vereins hergestellt, aber auch die Gastronomie wurde wieder mit einer Festwoche wieder eröffnet und der Öffentlichkeit zurückgegeben.

Blumen für das Feldschlößchen-Team

Zum 120-Jährigen des Feldschlösschens gab es nun am Freitag beim Fest im Wintergarten einen dicken Blumenstrauß für Ivonne & Klaus Jobs, die dort mit ihrem engagierten Team für gute und frische Küche sorgen. „Sie haben mit großem Einsatz dafür gesorgt, dass die zurückliegenden Corona-Monate überstanden werden konnten“, dankten die Verantwortlichen der Ruhr-Unitas für das gute Miteinander und die große Gastlichkeit.

Julia Jacob, Essens 1. Bürgermeisterin (Bild oben), erinnerte bei dem Festabend an die große Bedeutung aktiver Vereinigungen für die ganze Stadtgemeinschaft. Sie warb für den Bildungs- und Wissensstandort zwischen Ruhr und Emscher und lobte das große soziale Engagement der katholischen Studentenvereinigung Unitas Ruhrania, die nach langer Suche zwischen Bochum und Essen schließlich in Borbeck ihre Heimat fand.

Touren durch das Revier

Der regionale Unitas-Verein, der sich zum Fest gleich die ganze Bundesverbandsspitze eingeladen hatte, setzte das Festprogramm mit einem umfangreichen Besichtigungsprogramm in der Ruhrmetropole fort. Die Exkursionen in der Innenstadt, der Domschatzkammer und die Touren im UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein sorgten für große Begeisterung bei von weit her angereisten Gästen.

Nach einem Festabend am Samstag mit rund 70 Teilnehmern zu Ehren von Stifts- und Stadtgründer St. Altfrid im Essener Gertudissaal klang das Fest am Sonntag mit einer Feierstunde am Geburtshaus des Verbandsgründers Hermann Ludger Potthoff in Essen-Werden aus. Die zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 1930 dort angebrachte Gedenktafel wurde zum Fest eigens renoviert. Potthoff hatte mit Studenten aus Werden, Heisingen, Schönebeck und Borbeck dem 1847 in Bonn gegründeten ersten Verein  1855 seine heutige Form gegeben. Auch er trug bereits den Namen „Ruhrania“. Heute ist der des älteste katholische Studentenverband in Deutschland, dem seit knapp 30 Jahren auch Studentinnen angehören, mit 45 aktiven Vereinen in ganz Deutschland vertreten.

Links:

Großes Interesse beim Festwochenende fand auf Zollverein die Industriegeschichte der Region. Unten: Teilnehmer nach der Messe mit Pater Otto Nosbisch SDB vor der Gertrudiskirche.

Festveranstaltung zum Thema "Freiheit heißt Verantwortung" im Gertrudisaal in Essen. Unten: Die renovierte Gedenktafel an den Unitas-Gründer Hermann Ludger Potthoff (1830-1888) in Essen-Werden, Hufergasse 15.

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